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Personalpolitik Und Gegenwind in Chile

Papstgefluster
March 31, 2015

http://blog.zdf.de/papstgefluester/2015/03/31/papst-personalpolitik-und-gegenwind-in-chile/

Papst Franziskus hat heute den Chefposten in der Vatikanischen Bildungskongregation neu besetzt. Der bisherige oberste „Wirtschaftsprufer“, Kardinal Giuseppe Versaldi (71), ist nun fur die Bildung zustandig. Die Entscheidung ist nicht nur eine schlichte Personalie; sondern konnte auch fur die anstehende Kurienreform ein Signal sein. Erstmals au?erte sich der Vatikan heute auch zur umstrittenen Bischofsernennung im chilenischen Bistum Osorno; allerdings nur kurz und knapp. Eine echte Unterstutzung sieht anders aus. Zudem hat Papst Franziskus heute Kardinal Rainer-Maria Woelki zum Mitglied in der vatikanischen Guterverwaltung APSA ernannt. Der Erzbischof von Koln, einer der reichsten Diozesen der Welt, ist traditionell Mitglied dort.

Signal fur Kurienreform?

Schon langer wurde daruber spekuliert, wer Kardinal Zenon Grocholweski (75) als Prafekt der Bildungskongregation nachfolgen wird. Der Pole hatte am 11. Oktober vergangenen Jahres die Pensionsgrenze von 75 Jahren erreicht. Wiederholt gab es Spekulationen, Papst Franziskus konnte den Prafekten der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Muller, ins Bildungsressort versetzen. Immerhin war Muller viele Jahre als Hochschullehrer aktiv, hatte also eine fachliche Kompetenz mitgebracht.

Zuletzt gab es Geruchte, im Rahmen der anstehenden Kurienreform konnte es zu einer Fusion aus Bildungskongregation und Papstlichem Kulturrat kommen. Als Chef des neuen Megaministeriums hatte dann der amtierende Kulturminister Kardinal Gianfranco Ravasi (72) in den Startlochern gestanden. Der Italiener hatte vor einigen Wochen ein solches Fusionsmodell in der Presse ventiliert. Daraus wird vorerst nichts; zumindest nicht unter der Fuhrung Ravasis. Es gibt nun zwei Moglichkeiten: Entweder gibt es das Mega-Bildungsministerium unter der Fuhrung von Kardinal Versaldi und Ravasi muss sich einen neuen Job suchen. Oder die Kultur bleibt weiter eigenstandig und erhalt noch einige Aufgaben hinzu. Ravasi „wildert“ bereits seit langer Zeit in den Zustandigkeitsbereichen anderer Dikasterien etwa der Rate fur die Medien oder die Laien.

Folgt bald Fusion von Raten?

Gestern hatte Papst Franziskus ubrigens die Chefs der Papstlichen Rate fur Laien, Kardinal Stanislaw Rylko, und Familie, Erzbischof Vincenzo Paglia, in Audienz empfangen. Die beiden Rate sollen fusioniert werden. Ob das Thema der Gesprache war ist nicht bekannt. Vielleicht will man im Vatikan die nachste Teiletappe der Kurienreform auch besser vorbereiten, als das im vergangenen Jahr bei den Finanzen der Fall war. Da hatte Papst Franziskus im Februar 2014 das neue Wirtschaftssekretariat und den Wirtschaftsrat eingerichtet, die dann ein Jahr lang ohne Statuten arbeiteten und es hinter den Kulissen zu Kompetenzgezerre kam.

Einer der Verlierer dabei war die Wirtschaftsprafektur, die Kardinal Versaldi bisher leitete. Viele der Aufgaben sind an das neue Wirtschaftssekretariat unter Leitung von Kardinal George Pell ubergegangen. Versaldi war zum Schluss quasi ein Chef ohne Behorde. Jetzt ist er unter anderem fur die katholischen Universitaten, Schulen und sonstigen Bildungseinrichtungen zustandig.

Vatikanerklarung zu umstrittenem Bischof in Chile

In Chile hat Franziskus ein Problem. Mitte Januar hatte er den ehemaligen Militarbischof Juan de la Cruz Barros Madrid zum neuen Bischof von Osorno berufen. Kritiker werfen Barros vor, dass er als junger Priester Augenzeuge von sexuellen Ubergriffen eines mittlerweile vom Vatikan verurteilten Priesters gewesen sei und den Missbrauchstater gedeckt habe. Barros widerspricht dieser Darstellung.

Seine Bischofsweihe vor einer Woche konnte wegen des Protests vieler Glaubigen nur unter Polizeischutz stattfinden. 51 Politiker sowie mehr als 1000 Glaubige hatten in Briefen an Papst Franziskus gefordert, die Ernennung ruckgangig zu machen. In der vergangenen Woche kritisierten auch Mitglieder der vom Papst eingesetzten vatikanischen Kinderschutzkommission die Ernennung. Marie Collins, selbst Missbrauchsopfer und Mitglied der Kommission, erklarte gegenuber US-Medien, sie sei sehr uberrascht uber die Ernennung Barros, „denn sie scheint genau dem entgegenzustehen, was der Heilige Vater gesagt hat, dass er niemand in der Kirche in einer Vertrauensstellung wolle, der nicht unzweifelhaft 100 Prozent fur Kinderschutz stehe“.

Die Vatikanerklarung heute fallt auffallend kurz aus. In den zwei Zeilen steht nur, dass die Bischofskongregation vor der Ernennung Barros die Personalie aufmerksam studiert habe und „keine objektiven Grunde gefunden habe, die einer Ernennung entgegenstanden“. Das klingt jetzt nicht gerade nach einer uberzeugten Ruckendeckung fur Barros. Allerdings scheint der Papst auch noch nicht bereit, Konsequenzen zu ziehen. Der Fall schlagt mittlerweile weit uber die Grenzen Chiles hinaus Wellen. Aussitzen wird Franziskus ihn nicht konnen. Er muss handeln.

P.S. Vergangene Woche hatte sich Papst Franziskus eine Auszeit genommen, um letzte Hand an die Okologienezyklika zu legen. Die ist nun weitestgehend fertig und durfte termingerecht vor der Sommerpause veroffentlicht werden.

P.P.S. Der Vatikan hat grunes Licht gegeben fur den Start des Seligsprechungsprozesses von Dom Helder Camara. Das wurde jetzt in Rom bekannt. Nach der Seligsprechung von Erzbischof Oscar Romero, die am 23. Mai stattfinden wird, ist das “Go” fur den brasilianischen Bischof ein weiteres wichtiges Signal fur die Kirche in Lateinamerika.

 

 

 

 

 




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