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Leitartikel: Irland-Votum hat Folgen

By Von Guido Horst
Die Tagespost
May 26, 2015

http://www.die-tagespost.de/Leitartikel-Irland-Votum-hat-Folgen;art456,160919

[Editorial: Ireland-vote has consequences]

Es wird nicht lange dauern, dann wird das starke Votum der wahlberechtigten Iren für die Einführung der Homo-„Ehe“ auch rechtliche Konsequenzen in anderen europäischen Staaten haben. Italien ist so ein Fall. Hier gibt es noch nicht einmal behördlich eingetragene Partnerschaften von gleichgeschlechtlichen Paaren. Von solchen „weichen Themen“ haben die Regierungen der letzten zwanzig Jahre die Finger weggelassen – der Vatikan und die Italienische Bischofskonferenz saßen ihnen wohl zu nah im Nacken. Doch nach dem, was am Samstag in Irland passiert ist, gibt es für die Regenbogen-Lobby im Stiefelstaat kein Halten mehr. Und Matteo Renzi wird nachgeben müssen. Auch in Deutschland regen sich nun die üblichen Stimmen, die nach den zivilen Lebenspartnerschaften jetzt auch die Homo-„Ehe“ nach irischem Vorbild fordern. Keiner will mehr das Schlusslicht in West- und Südeuropa sein, wenn es um die Gleichstellung von Heteros und Homos geht.

Doch Recht und Gesetz sind nicht alles. Das hat die unendliche Geschichte der kulturellen Dammbrüche der vergangenen Jahrzehnte gezeigt. Das Bewusstsein der Menschen hat sich geändert. Was soll ein katholischer Familienvater in Deutschland oder Italien seinen Kindern sagen, die angesichts der Fernsehbilder aus Irland – Volksfeststimmung, bunt angemalte und Beifall klatschende Kinder auf den Schultern ihrer Väter, Jubel, Heiterkeit und knutschende Lesben und Homos – fragen, warum sich denn die Menschen da alle so freuen? Soll er ihnen die Geschichte von Sodom und Gomorra aus dem Alten Testament vorlesen?

Einst hat die grüne Insel den Kontinentaleuropäern die irischen Mönche und Missionare geschickt, jetzt schickt sie diese Bilder. Das einst so katholische Irland gibt es nicht mehr. In den Interviews, die der irische Primas, Erzbischof Eamon Martin von Armagh, jetzt gegeben hat, musste er eingestehen, dass in seinem Land seit dem Referendum am Samstag die Leitkultur der „geschlechtsneutralen Ehe“ drohe und sich die Kirche eben den Realitäten stellen müsse. Realität ist aber auch, dass es nicht böse Homo-Lobbys waren, die das Vertrauen in die Kirche völlig erschüttert haben, sondern Repräsentanten dieser Kirche, die sich in einem Ausmaß des sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen schuldig gemacht haben, dass Papst und Vatikan einschreiten mussten und Benedikt XVI. sich gezwungen sah, einige Bischöfe vorzeitig in den Ruhestand zu schicken, weil sie den Skandal unter den Teppich kehren wollten. Die Folgen waren jetzt verheerend: Es gab nicht eine einzige nennenswerte Partei, die bei der Volksabstimmung die Haltung der Gegner der Homo-„Ehe“ unterstützt hätte. Und Politiker aller Couleur, ob links oder rechts, ob konservativ, liberal oder sozialistisch, haben das Ergebnis des Referendums als „Pioniertat“ oder „soziale Revolution“ bejubelt. Selbst der Anführer der Nein-Kampagne sprach von einem „sehr beeindruckenden Ergebnis“ der Volksbefragung. Ja, es ist beeindruckend. Und die katholische Kirche in Irland ist dermaßen abgemeldet, dass man wohl auf Missionare aus Afrika warten muss, die einen Neuanfang einleiten, der in einigen Jahrzehnten Früchte tragen könnte.




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