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Wer Ist Und Was Macht Der Betroffenenrat?

By Katja Strippel
BR
May 28, 2015

http://www.br.de/nachrichten/missbrauch-betroffenenrat-praevention-100.html

Johannes-Wilhelm Rorig

Rund 200 Frauen und Manner hatten sich fur den Job beworben - ausgewahlt wurden 15. Sie kummern sich von Berlin aus um die Belange von Menschen, die Opfer von sexuellem Missbrauch geworden sind. Vor zwei Monaten gab es die konstituierende Sitzung beim Missbrauchs-Beauftragten Johannes-Wilhelm Rorig. Aber damals wollten viele Mitglieder des neuen Betroffenenrates noch anonym bleiben. Jetzt haben die meisten von ihnen ihr Schweigen gebrochen. Tamara Luding aus Hof ist eine von ihnen. Sie ist als Kind selbst missbraucht worden.

"Ich gehe in die Schulen, mache da Praventionsprojekte und spreche da auch uber den Missbrauch. Ich denke, da gehort es auch hin. Aber ich denke, dass es beim Betroffenenrat wirklich darum geht, was sind Anliegen? Warum sitze ich hier drin?"

Tamara Luding

Ein Anliegen von Tamara Luding ist die Finanzierung von Fachberatungsstellen. Sie selbst hat den Verein Schutzhohle in Hof gegrundet und da jede Menge Arbeit reingesteckt. Luding sagt, sie hat in den letzten acht Jahren auf insgesamt 100-tausend Euro Gehalt verzichtet. "Laut Tarif wurde mir das zustehen. Aber der Verein kann es nicht bezahlen. Woher denn? Das hei?t, zu meinem Aufgabenbereich als Geschaftsleitung gehort zu einem nicht unwesentlichen Anteil, Spendengelder zu erbetteln."

Bessere Therapiemoglichkeiten

Damit das Betteln aufhort, hat sich Luding fur den Betroffenenrat beworben. Mehrmals im Jahr trifft sich die Oberfrankin beim Missbrauchsbeauftragten in Berlin mit einer Mittelfrankin: mit Kristina Holler. Sie ist Psychotherapeutin und mochte die Therapiemoglichkeiten fur Betroffene verbessern.

"Missbrauch, Beziehungstaten, die wirken ja nicht in einem Bereich, sondern das sind einfach Geschichten, die sich komplett in allen Lebensbereichen auswirken. Und man braucht einfach wirklich eine ganze Weile, um das uberhaupt erstmal aufzudroseln. Die Stundenkontingente sind definitiv zu klein."

Psychotherapeutin Kristina Holler

Es folgt ein Verlegenheitslachen - Kristina Holler ist das Thema wirklich wichtig. Uber ihre eigene Vergangenheit mochte sie nicht sprechen. Die streift sie nur ganz kurz mal am Rande. "Dadurch, dass ich Psychotherapeutin bin und in einer Online-Selbsthilfe arbeite, habe ich einfach neben meiner eigenen Betroffenheit noch ganz andere Zugangswege und habe einfach auch viel mit ebenfalls Betroffenen zu tun und merke, dass es einen gro?en Bedarf gibt an der Verbesserung von Therapiemoglichkeiten."

Mitstreiter aus ganz Deutschland

Kristina Holler ist froh, dass sie im Betroffenenrat Mitstreiter aus den unterschiedlichsten Bereichen hat. Die zehn Frauen und funf Manner kommen aus dem gesamten Bundesgebiet. Ihr Alter reicht von Mitte 20 und Anfang 60. Kerstin Claus ist 45. Sie wurde als Kind in der evangelischen Kirche in Bayern missbraucht und musste sich durch diverse Instanzen kampfen, bis sie endlich eine Entschadigung bekam.

"Ich lebe jetzt ins Mainz, mein zustandiges Versorgungsamt ist Munchen. Die kennen mich nicht. Die erleben mich nur in Briefwechseln. Sie glauben gar nicht, was Sie fur Reaktionen bekommen, wie Sie angeblich sind, was Sie konnen, was Sie nicht konnen…"

Kerstin Claus

Der Frust ist Kerstin Claus anzuhoren. Ein Dreivierteljahr lang hatte sie kein Einkommen, keine Krankenversicherung, hing vollig in der Luft. Mit einem Entschadigungsgesetz fur die Opfer ware das moglicherweise nicht passiert. Auf Nachfrage des Bayerischen Rundfunks hie? es aus dem zustandigen Arbeitsministerium, ein Konzept fur die Reform des Gesetzes sei in Arbeit. Und das Gesetzgebungsverfahren werde "wie bislang stets kommuniziert noch im Jahr 2015 begonnen werden." Beim Missbrauchsbeauftragten Johannes Wilhelm Rorig hatte sich das vergangene Woche noch anders angehort.

"Seit knapp vier Jahren warten wir nun auf den Reformvorschlag fur das Opferentschadigungsgesetz aus dem Arbeitsministerium…"

Johannes Wilhelm Rorig

Fur Johannes Wilhelm Rorig ware es schon ein Erfolg, wenn sich Andrea Nahles mal personlich mit ihm treffen wurde - und nicht nur ihre Staatssekretarin vorschicken wurde.

 

 

 

 

 




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