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Zollner: Osterreich Bei Aufarbeitung Von Missbrauch Vorbildlich

The kathweb
September 9, 2015

http://www.kathpress.co.at/site/nachrichten/database/72323.html

Wien (KAP) Das von der katholischen Kirche in Osterreich entwickelte Modell fur die Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch und Gewalt ist "hervorragend und hat exemplarischen Charakter". Das unterstrich der Leiter des Kinderschutzzentrums an der Papstlichen Universitat Gregoriana in Rom, Pater Hans Zollner SJ, bei einem Fachgesprach am Dienstag in Wien. Der Jesuit wurdigte die klare Vorgangsweise und das strukturierte Zusammenwirken der weisungsfreien diozesanen Ombudsstellen mit der "Unabhangigen Opferschutzkommission" ("Klasnic-Kommission") und der kirchlichen "Stiftung Opferschutz". Positiv sei der praktizierte Mix aus Zuhoren, Therapie und finanzieller Hilfe. "Es ist zu wunschen, dass dieses Beispiel Schule macht, auch wenn es nicht eins zu eins in anderen Landern umsetzbar ist", so Zollner.

Die "wichtigste Ma?nahme" der Kirche und ihrer offizielle Vertreter sei es, den Opfern und Betroffenen zuzuhoren. Vorbild dafur sei die Begegnung von Papst Franziskus mit sechs Missbrauchsopfern im vergangenen Jahr, so der Psychologieprofessor, der auch der Papstlichen Kinderschutzkommission angehort. Es sei einer der gro?ten Fehler von Bischofen und Ordensoberen gewesen, "den Opfern nicht zuzuhoren und gleichzeitig von den Tatern manipuliert zu werden". Von daher durften sich Bischofe der Begegnung mit Opfern nicht verweigern, was bislang in manchen Landern nach wie vor geschehe.

Ein weiterer Fehler der Vergangenheit sei gewesen, die Haufigkeit von sexuellem Missbrauch in Kirche und Gesellschaft sowie das damit verbundene Leid zu unterschatzen. Es handle sich um ein gesellschaftliches Massenphanomen, von dem vorsichtigen Schatzungen zufolge rund 25 Prozent der Madchen und 15 Prozent der Knaben weltweit betroffen seien. Die Kirche musse ihre Fehler und ihre Schuld ohne Wenn und Aber eingestehen. Gleichzeitig mussen sich der Staat und die gesamte Gesellschaft der vollen Tragweite des Problems stellen, so Zollner im Blick auf die hohen Opferzahlen in staatlichen Kinderheimen wie dem "Wilhelminenberg" in Wien.

Die Annahme, dass Tater vollkommen geheilt und vollkommen risikofrei leben konnten, habe sich als dritter schwerer Fehler der Vergangenheit erwiesen. Heute wisse man, dass bei Missbrauchstatern eine sehr gro?e Wiederholungsgefahr bestehe, der "nur mit konsequenter Nachbetreuung" begegnet werden konne. Hier bestehe derzeit weltweit gro?er Handlungsbedarf, da es mit Ausnahme der USA und Kanada fast in keinen Landern geeignete Einrichtungen dafur gibt.

Eingeladen zur Veranstaltung hatte Opferschutzanwaltin Waltraud Klasnic, die darauf verwies, dass die Opferschutzkommission bislang rund 1.300 Entscheidungen getroffen habe, die in der Folge von der Kirche immer umgesetzt wurden. Neben Bischof Klaus Kung als Prasident der "Stiftung Opferschutz" nahmen zahlreichen Mitgliedern der diozesanen Ombudsstellen und Kommissionen gegen Missbrauch am Fachgesprach teil. Seitens der Opferschutzkommission waren neben Klasnic auch Brigitte Bierlein, Vizeprasidentin des Verfassungsgerichtshofes, der Publizist Hubert Feichtlbauer, die Mediziner Prof. Reinhard Haller und Werner Leixnering sowie der fruhere Wiener Stadtschulratsprasidenten Kurt Scholz gekommen.

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