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Hildesheimer Bischof Raumt Fehler Im Umgang Mit Missbrauchsfall Ein

Die Welt
December 18, 2015

http://www.welt.de/regionales/niedersachsen/article150117105/Hildesheimer-Bischof-raeumt-Fehler-im-Umgang-mit-Missbrauchsfall-ein.html



Hildesheim (dpa/lni) - Der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle hat Fehler im Umgang mit dem Missbrauchsfall einer 14-Jahrigen eingeraumt, den Vorwurf der Vertuschung aber zuruckgewiesen. Der Hinweis auf einen Missbrauchsvorwurf gegen einen Geistlichen sei 2010 aus heutiger Sicht zu spat an die Staatsanwaltschaft weitergegeben worden, teilte Trelle am Freitag mit.

«Dass wir damals so entschieden haben, bedauern wir heute sehr», erklarte der Bischof. «Aus heutiger Sicht und mit der Erfahrung von funf Jahren Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch wurden wir heute anders entscheiden und vorgehen», betonte Trelle in einem Schreiben an die Bistumsmitarbeiter.

Im Marz 2010 habe die 14-Jahrige bei einem ersten Gesprach keinen sexuellen Ubergriff erwahnt, so Trelle, sondern eindeutig nur Belastigungen durch Pater Peter R.. Dieser stand damals allerdings im Zentrum des Missbrauchsskandals am Berliner Gymnasium Canisius-Kolleg mit mehr als 100 Opfern.

Trotzdem schrillten bei Weihbischof Heinz-Gunter Bongartz, der das Gesprach mit dem Madchen fuhrte, nicht die Alarmglocken. Statt sofort die Staatsanwaltschaft einzuschalten, riet er der in Begleitung einer Religionslehrerin erschienenen Schulerin, die Sache auch mit ihrer Therapeutin zu besprechen. Das Angebot von Bongartz, auch mit den erziehungsberechtigten Gro?eltern zu reden, hatte die Schulerin abgelehnt.

Erst bei einem zweiten Termin mit den Gro?eltern im November hatten Schilderungen des Madchens eindeutige Hinweise auf sexuellen Missbrauch ergeben, erklarte Trelle. Daraufhin sei sofort die Staatsanwaltschaft eingeschaltet worden. Diese habe auch das Gesprachsprotokoll erhalten, indem das Bistum ausdrucklich auch die Vorgeschichte des Paters und die Vorwurfe gegen ihn am Canisius-Kolleg benannt wurden.

«Womoglich ware es dem Madchen eine gro?ere Hilfe und Unterstutzung gewesen, wenn man sich im Marz 2010 uber ihre ausdruckliche Bitte hinweggesetzt und trotz oder wegen ihrer zuruckhaltenden Schilderung das Gesprach mit den erziehungsberechtigten Gro?eltern gesucht und/oder unmittelbar die Staatsanwaltschaft kontaktiert hatte», erklarte Trelle.

Am Berliner Canisius-Kolleg hatte es jahrelange systematische sexuelle Ubergriffe gegeben. Die dem heute 74-jahrigen Peter R. vorgeworfenen Taten an der Jesuitenschule sind alle verjahrt. Die Ermittlungen im Fall der 14-Jahrigen aus Hildesheim stellte die Staatsanwaltschaft Berlin 2011 laut WDR wegen geringen offentlichen Interesses gegen Zahlung einer Geldauflage ein. Dabei hatten die Ermittler allerdings nicht im Blick, dass Peter R. als Haupttater im Canisius-Skandal galt und auch im Bistum Hildesheim zuvor schon zwei Frauen und eine Jugendliche aus Mexiko bedrangt haben soll.

Dass die Berliner Staatsanwaltschaft erneute Ermittlungen gegen Pater R. pruft, wurde von Trelle ausdrucklich begru?t. Im Umgang mit den Verbrechen des sexuellen Missbrauchs seien Klarheit und Entschiedenheit der einzig mogliche Weg.

 

 

 

 

 




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