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Mehr Als 200 Kinder Der Regensburger Domspatzen Misshandelt

Berliner Morgenpost
January 8, 2016

http://www.morgenpost.de/vermischtes/article206899657/Mehr-als-200-Kinder-der-Regensburger-Domspatzen-misshandelt.html

Regensburg. Bei den Regensburger Domspatzen hat es wesentlich mehr Misshandlungsfalle gegeben als bisher angenommen. Von den 1950er bis in die 1990er Jahre hinein seien mindestens 231 Kinder von Priestern und Lehrern des Bistums Regensburg verprugelt worden, sagte der vom Bistum mit der Aufklarung beauftragte Rechtsanwalt Ulrich Weber auf einer Pressekonferenz am Freitag.

Weber geht in seinem vorgestellten Zwischenbericht davon aus, dass die Dunkelziffer der misshandelten Kinder noch deutlich hoher liegt. Er rechnet damit, dass etwa jeder Dritte der rund 2100 Vorschuler zwischen 1953 bis 1992 unter korperlicher Gewalt litt.

Auch 50 Falle von sexuellem Missbrauch

Der Rechtsanwalt sprach seit Mai 2015 mit Dutzenden Opfern, Verantwortlichen und dem Missbrauchsbeauftragten des Bistums Regensburg. Zudem hatte er Einblick in die Geheimarchive, Personalakten des Bistums sowie die personlichen Notizen des Generalvikars.

Viele Kinder hatten von Prugeln, blutigen Schlagen mit Rohrstock, Schlusselbund oder Siegelringen berichtet. "Bettnassern wurde die Flussigkeitsaufnahme verweigert", erlauterte Weber. Zudem seien Mitschuler bei Ermittlungen zu Falschaussagen gedrangt worden. Strafrechtlich sind die allermeisten Taten verjahrt. Nach seinen Recherchen wurden 50 der 231 bislang ermittelten misshandelten Kinder auch Opfer sexueller Gewalt. "Die sexuellen Ubergriffe reichten von Streicheln bis zu Vergewaltigungen."

Die Ubergriffe waren intern bekannt, fuhrten nach Angaben von Weber aber nicht zu personellen Konsequenzen oder strukturellen Veranderungen in der Vorschule des Chores. Im vergangenen Februar hatte das Bistum noch mitgeteilt, dass 72 ehemalige Mitglieder des weltberuhmten Chores Opfer von Gewalt geworden seien. Die Kirche hatte zudem angekundigt, jedem von ihnen eine Entschadigung von 2500 Euro zu zahlen. Die ersten Missbrauchsfalle kamen bereits 2010 an die Offentlichkeit.

Zwischenbericht wird heute erwartet

Auch der Bruder des emeritierten Papstes Benedikt XVI., Georg Ratzinger, der den Chor von 1964 bis 1994 geleitet hatte, durfte laut Weber von den Vorgangen gewusst haben: "Davon muss ich nach meinen Recherchen ausgehen." Bistumssprecher Clemens Neck wollte sich gegenuber dem Bayerischen Rundfunk zunachst nicht zu einer moglichen Mitwisserschaft Ratzingers au?ern. Er warte den Abschlussbericht ab.

Wann dieser vorliege, sei laut Rechtsanwalt Weber derzeit nicht abzusehen. Offenbar erwartet der Rechtsanwalt, dass sich weitere Gewaltopfer bei ihm melden, wie die "Suddeutsche Zeitung" berichtet. (bk/dpa)

 

 

 

 

 




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