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Schweigen an Hochster Stelle

BR
January 15, 2016

http://www.br.de/nachrichten/oberpfalz/inhalt/regensburger-domspatzen-missbrauch-reaktionen-bistum-dioezese-100.html

Beim Thema Misshandlung und Missbrauch bei den Regensburger Domspatzen herrscht in der katholischen Kirchenleitung Schweigen. Kardinal Marx sagt gar nichts, der Missbrauchsbeauftragte der Kirche, Bischof Ackermann, verweist auf die laufende Praventionsarbeit.

Kardinal Marx schweigt zum Domspatzen-Skandal.

Auf Anfrage des Bayerischen Rundfunks, wie es denn sein konne, dass ein vom Bistum Regensburg beauftragter externer Gutachter in wenigen Monaten dreimal so viele Opfer ermittelt hat, wie das Bistum selbst in funf Jahren, will sich weder der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx, noch der Missbrauchsbeauftragte, der Trierer Bischof Stephan Ackermann au?ern.

Praventionsarbeit mit Blick in die Zukunft

Trierer Bischof Ackermann

Dieser lasst uber seine Pressestelle aber erklaren, dass er die Pravention von sexuellem Missbrauch in den einzelnen Bistumern zukunftsgerichtet ausbauen will. Die Gelder des 2010 eingerichteten Praventionsfonds in Hohe von 500.000 Euro gehen zur Neige, dieser sei aber ohnehin finanziell unabhangig gewesen von der Finanzierung der jeweiligen Praventionsbeauftragten in den Bistumern, die es auch weiterhin geben werde. Auch die Zahlung von "Anerkennungsleistungen" an die Opfer sexuellen Missbrauchs im kirchlichen Bereich werde die Kirche in Zukunft weiter leisten, hei?t es in der schriftlichen Stellungnahme des Bistums Trier.

Neck: offen in anstehende Gesprache gehen

Clemens Neck, Sprecher Bistum Regensburg

Der Regensburger Bistumssprecher Clemens Neck erklarte, man habe die Stelle zur Pravention sexuellen Missbrauchs in der Diozese Regensburg erst letztes Jahr starker an die Bistumsleitung angebunden. Zu den aktuellen Vorfallen rund um die Regensburger Domspatzen will sich Neck jedoch nicht weiter au?ern.

"Wir wollen mit aller Offenheit in anstehende Gesprache gehen und mochten daher nicht vorher durch offentliche Au?erungen eventuelle Weichen stellen."

Clemens Neck

Zwischenbericht sorgt fur Furore

Ulrich Weber bei der Pressekonferenz.

Der unabhangige und mit der Aufklarung beauftragte Anwalt Ulrich Weber stellte am Freitag (08.01.16) seinen Zwischenbericht vor. Demnach seien von 1953 bis 1992 mindestens 231 Kinder von Priestern und Lehrern misshandelt worden. Zudem seien mindestens 62 Kinder auch Opfer sexueller Gewalt geworden. Die meisten Misshandlungen seien in der fruheren Vorschule der Domspatzen in Etterzhausen und dann in Pielenhofen bei Regensburg begangen worden. Weber geht davon aus, dass die Dunkelziffer der misshandelten Kinder noch deutlich hoher liegt. Er rechnet damit, dass etwa jeder Dritte der rund 2.100 Vorschuler zwischen 1953 bis 1992 unter korperlicher Gewalt litt - das waren bis zu 700 Opfer. Kurz nach Vorstellung des Berichtes haben sich bei Weber weitere 20 Opfer gemeldet.

Reaktionen darauf

Weber geht davon aus, dass der ehemalige Domkapellmeister Georg Ratzinger (91) von den Vorgangen gewusst hatte. Er habe zumindest im Jahr 1987 von Gewalt in der Vorschule erfahren. Der Anwalt betonte zudem, selbst wenn man die Prugel im zeitlichen Kontext der damaligen Erziehung sehe, zeige sich eine "grobe Unverhaltnisma?igkeit". Ratzinger sagte daraufhin zum Bayerischen Rundfunk, dass er von Ohrfeigen, nicht aber von Missbrauch gewusst habe. Er sprach aber auch von einer "Kampagne".

"Diese Kampagne ist fur mich ein Irrsinn. Es ist einfach Irrsinn, wie man uber 40 Jahre hinweg uberprufen will, wie viele Ohrfeigen bei uns verteilt worden sind, so wie in anderen Einrichtungen auch."

Georg Ratzinger, ehemaliger Domkapellmeister

Diozese nimmt Ratzinger aus der Schusslinie

Die Diozese reagierte: Ratzinger habe auf Nachfrage erklart, es sei richtig, alle Beschuldigungen ruckhaltlos aufzuklaren. Das teilte am Dienstagabend (12.01.16) der Sprecher der Diozese Regensburg, Clemens Neck, dem Bayerischen Rundfunk mit. Ratzinger sei mit dem Vorgehen des Bistums Regensburg uneingeschrankt einverstanden und er begru?e es, dass diese Aufgabe einem Rechtsanwalt ubertragen sei, der unabhangig vom Bistum vorgehe.

 

 

 

 

 




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