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"Opfer Haben Hier Eine Anlaufstelle"

By Ebba Hagenberg-Miliu
General-Anzeiger
January 15, 2016

http://www.general-anzeiger-bonn.de/bonn/bad-godesberg/godesberg-zentrum/opfer-haben-hier-eine-anlaufstelle-article1802149.html#plx2031138904

Der Eingang des Aloisiuskollegs in Bad Godesberg, in dem es jahrelang zu Missbrauch gekommen ist. Foto: hagenberg-Miliu

Und das genau eine Woche vor der Urauffuhrung des Thomas Melle-Stucks "Bilder von uns" am Bonner Theater, das die realen Ako-Falle zum Ausgangspunkt wahlen wird.

"Dieses Papier ist aus dem Dialog mit der Betroffenengruppe Eckiger Tisch heraus von uns so formuliert worden und nun von gro?er Bedeutung genau fur diesen Dialog", sagt Rektor Pater Johannes Siebner dem GA. Auch der Eckige Tisch Bonn lobt das Papier. Das Ako habe im gemeinsamen Ringen mit den Betroffenen um die Inhalte erkannt, dass nicht wie bislang Katholische Kirche, Orden oder Kolleg den Betroffenen Aufklarung "von oben" vorsetzen sollten, sondern dass erst im Dialog Aufarbeitung gelinge, kommentiert Gruppensprecher Heiko Schnitzler. "Wir wunschen uns, dass diese Inhalte nun keine Lippenbekenntnisse fur katholische Internate in schwierigen Zeiten bleiben."

Die wichtigste Festschreibung im Papier von Kollegsjesuiten, Schule, Internat und Eltern definiert das Verhaltnis zu Taten und Opfern: "Die Missbrauchsfalle sind Teil der Kollegsgeschichte und durfen nicht in Vergessenheit geraten." Klarend ist das Versprechen: "Die Betroffenen sind bleibend Teil der Kollegsgemeinschaft; sie haben hier einen Platz und eine Anlaufstelle, wenn sie das wollen." Es gebe kein "Abhaken" der Geschichte. Man danke ausdrucklich den Betroffenen, die zur Aufarbeitung beigetragen hatten oder noch beitrugen. "Und wir ermutigen alle Zeitzeugen, dies auch zu tun."

Von Schuld sowie fortdauernder Verantwortung der heute tatigen Jesuiten und Mitarbeiter ist die Rede. Verantwortung fur den Umgang mit dem Geschehenen hatten aber auch Altschuler, Eltern und Schuler. "Wir haben von den Betroffenen gelernt, dass fur sie das Versagen der Institution ein entscheidender Teil des Missbrauchs war und ist." Und neu ist Folgendes: Die Kollegsgemeinschaft bezieht Position zum 2010 in vielen Medien veroffentlichten "Brief der 500" und anderen mit fur Betroffene verletzenden Au?erungen von Ex-Schulern. Man freue sich, dass viele der Briefunterzeichner heute anders daruber dachten. Man begru?e es ausdrucklich, wenn auch andere offentliche Herabwurdigungen ebenfalls offentlich zuruckgenommen wurden.

Kollegsgemeinschaft will sich ihrer Geschichte stellen

Der Eckige Tisch liest aus der Erklarung "den ehrlichen Wunsch" der Kollegsgemeinschaft heraus, sich ihrer Geschichte zu stellen und Verantwortung zu ubernehmen. Das sei bislang bundesweit einmalig. Kritisch sahe man allerdings, dass in der finalen Version des Papiers "eine eindeutige Adresse an den ehemaligen Rektor Pater Theo Schneider zur personlichen Verantwortungsubernahme" fehle. Ebenso habe sich die Kollegsgemeinschaft nicht zur Aussage durchringen konnen, dass "das Aloisiuskolleg Menschen auch geschadet hat".

Zudem moge, wer Verantwortlichkeiten, Fehler und Scham benenne, auch verstehen, dass daraus ganz praktisch "eine angemessene Entschadigung" fur das erlittene Leid der betroffenen Ako-Schuler und deren Familien erwachsen musse.

 

 

 

 

 




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