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Missbrauch in Der Katholischen Kirche: Franzosischer Kardinal Unter Vertuschungsverdacht

Spiegel
March 16, 2016

http://www.spiegel.de/panorama/justiz/missbrauch-in-der-katholischen-kirche-franzoesischer-kardinal-unter-vertuschungsverdacht-a-1082540.html

Der Lyoner Erzbischof Philippe Barbarin dementiert Vertuschungsvorwurfe

Wegen seiner Agilitat bekam Kardinal Philippe Barbarin einst den Spitznamen "Monseigneur 100.000 Volts" verpasst. Jetzt ist Frankreichs Primas in Erklarungsnot geraten. Dem 65-Jahrigen wird vorgeworfen, in seiner Diozese Missbrauchsvorwurfe nicht angezeigt zu haben.

Konkret geht es um einen Fall aus dem Jahr 1990. Ein heute 42-Jahriger wirft einem Priester vor, ihn auf einer Ferienfreizeit im sudfranzosischen Biarritz masturbiert zu haben. Das mutma?liche Opfer war zum Tatzeitpunkt 16 Jahre alt. Es wandte sich 2009 an die Justiz, der Fall war aber verjahrt. Barbarin soll von dem Verdacht gewusst haben. Jetzt kommt es zu einer Voruntersuchung gegen ihn - wegen Verdachts auf Nichtanzeige eines Verbrechens.

Das mutma?liche Opfer gibt an, sich mit Barbarin getroffen zu haben, der ihm versichert habe, den Fall zu kennen und zu wissen, dass der mutma?liche Tater vorbestraft sei wegen Exhibitionismus. Zwar habe sich Barbarin "im Namen des Priesters entschuldigt". Er habe aber keinerlei Ma?nahmen ergriffen, um weitere Kinder zu schutzen und den mutma?lichen Missbrauchstater auch nicht suspendiert.

Der Skandal schlagt derzeit in Frankreich gro?e Wellen. Sogar Premierminister Manuel Valls meldete sich zu Wort: Er forderte Barbarin auf, "seiner Verantwortung gerecht zu werden". "Ich erwarte nicht nur Worte, sondern auch Taten", sagte der Regierungschef im Sender RMC.

Barbarin (r.) beim Treffen der franzosischen Bischofskonferenz in Lourdes

Der Vertuschungsverdacht war das beherrschende Thema am ersten Tag des Fruhlingstreffens der franzosischen Bischofskonferenz im Pilgerort Lourdes. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, der Erzbischof von Marseille Georges Pontier, forderte "die Wahrheit fur die Opfer".

Barbarin bestritt die gegen ihn erhobenen Vorwurfe in Lourdes vehement: "Ich will mit aller Deutlichkeit sagen, dass ich nie, nie, nie auch nur den geringsten padophilen Akt gedeckt habe", sagte er bei einer Pressekonferenz. Er betonte, die meisten Falle seien bereits verjahrt gewesen, als er von ihnen gehort habe.

Bereits im Januar war in der Diozese ein Ermittlungsverfahren gegen einen weiteren Priester wegen Missbrauchs eroffnet worden: Der Geistliche soll zwischen 1986 und 1991 Pfadfinder sexuell missbraucht haben, aber erst Ende August 2015 seines Amtes enthoben worden sein. Auch hier wird untersucht, ob der Straftatbestand des Nichtanzeigens eines Verbrechens durch die Kirchenleitung vorliegt.

Die katholische Kirche war in der Vergangenheit in einer Reihe von Landern von schweren Missbrauchsskandalen erschuttert worden, unter anderem in den USA und in Irland. In Frankreich wurde 2001 ein Bischof verurteilt, weil er die padophilen Ubergriffe eines Priesters nicht gemeldet hatte.

 

 

 

 

 




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