BishopAccountability.org
 
 

Kinderschander Bleiben Straffrei

NPLA
April 4, 2016

https://www.npla.de/poonal/plan-b-kinderschaender-bleiben-straffrei/

Der Vater einer 13-Jahrige entschied, dass niemand seine Tochter entjungfern durfe – niemand au?er ihm. Freund*innen und Bekannte hatten niemals vermutet, dass er, der angesehene Architekt, ein Kinderschander sein konnte. In Puebla vergriff sich ein katholischer Priester regelma?ig an einem der Messdiener. Fur den Jungen, der bereits im Kinderheim gewalttatige Ubergriffe erlebt hatte, war das Recht auf Schutz in einer von Erwachsenen dominierten Welt bis dahin ein Fremdwort. Eine Kirchgangerin wurde schlie?lich Zeugin der Ubergriffe und beschloss, das eingeschuchterte Kind zu retten.

Ein Mann missbrauchte die unter seine Obhut gestellte Enkelin. Bei seiner Entdeckung erklarte der Mann, die Funfjahrige habe ihn mit ihrer Schonheit und ihrer Liebesbedurftigkeit verfuhrt. Ein Zwolfjahriger zeigte seinen Karatelehrer an, nachdem dieser ihn ein Jahr lang gezwungen hatte, sexuelle Handlungen an ihm auszuuben mit dem Argument, nur so werde er „ein richtiger kleiner Mann“.

Nur ein Sechstel der Ubergriffe von Priestern wird angezeigt

Neuesten Meldungen des Heiligen Stuhls zufolge gesteht der Vatikan mittlerweile ein, dass in einem Zeitraum von zehn Jahren 6.000 Anzeigen wegen sexuellem Missbrauch an Kindern und Jugendlichen gegen katholische Priester gestellt wurden. Nach Aussagen internationaler Expert*innen wird nur etwa ein Sechstel der Ubergriffe gegen Kinder und Jugendliche zur Anzeige gebracht.

Das New Yorker National Center for Victims of Crime NCVC (Staatliches Zentrum fur Gewaltopfer) schatzt, dass etwa 20 Prozent aller Madchen und funf Prozent der Jungen vor ihrem 18. Lebensjahr sexuelle Gewalt erleben. Das kritischste Alter liegt zwischen sieben und 13 Jahren. In dieser Zeit entdecken Kinder ihre eigenen korperlichen Bedurfnisse und fuhlen sich daher oft mitschuldig an den Ubergriffen. Die Einschuchterung durch die Tater verlauft uberall auf der Welt nach demselben Muster: Kinder werden bedroht, zum Schweigen gebracht und soweit manipuliert, dass sie glauben, den Ubergriff provoziert zu haben und somit selbst an allem schuld zu sein.

Fast alle Kinder werden von Verwandten oder Bekannten missbraucht

93 Prozent der Kinder und Jugendlichen werden von Personen missbraucht, die sie kennen: Es ist der Vater, Bruder, Opa oder Onkel, der Hausarzt, Hausmeister, Lehrer, Priester oder Trainer, der Stadtrat oder der Burgermeister. Um die Kinder und Jugendlichen mundtot zu machen, nutzen die Tater die ihnen zu Gebote stehende moralische, emotionale, wirtschaftliche und physische Macht. Gleichzeitig werden immer mehr Kinderschutzorganisationen gegrundet; immer mehr an Kinder und Jugendliche gerichtete Kampagnen informieren uber Kinderrechte, Schutzraume und Hilfsangebote.

Dennoch fehlt es weiterhin an offentlichem Druck, an politischer Stellungnahme und vor allem an einer effektiven strafrechtlichen Verfolgung. Zu sehr furchtet man in unserer Kultur die Konfrontation mit den Machthaber*innen und tendiert dann doch lieber dazu, aus Gewaltopfern Mitschuldige zu machen. Die herrschende Neigung zu Bagatellisierung und Tabuisierung sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche wird bisher nicht mit der gebotenen Entschlossenheit bekampft.

Namen und Taten mussen benannt werden

Um das zu erreichen, mussten erst einige Namen und Tatsachen deutlich benannt werden: Es muss daran erinnert werden, dass es nach dem Auffliegen eines mexikanischen Kinderhandels-Rings nur einen einzigen Verhafteten gab: den wohlhabenden Geschaftsmann Jean Succar Kuri. Die fuhrenden Politiker Emilio Gamboa Patron und Miguel Angel Yunes hatten wesentlichen Anteil an der Verschleierung der naheren Umstande.

Es muss daran erinnert werden, dass der Mexikaner Carlos Slim, einer der reichsten Manner der Welt, einen wesentlichen Beitrag zur Finanzierung der Legionare Christi leistet. Die strafrechtliche Verfolgung der des sexuellen Missbrauchs schuldigen Sektenmitglieder war ihm keinen Peso wert, noch hat er je Stellung gegen die Ubergriffe und Verschleierungstaktiken der Legionare Stellung bezogen.

Es muss daran erinnert werden, dass die Partei PRI wie andere Parteien an Padophilen und ihren Helfershelfer*innen festhalt, die eigentlich im Gefangnis sitzen mussten, wie zum Beispiel Mario Martin.

Es muss daran erinnert werden, dass der Papst als Reprasentant des Vatikanstaats eher auf eine religios fundierte Entschuldigung statt auf strafrechtliche Verfolgung setzt.

Es muss daran erinnert werden, dass Enrique Pena Nieto zwar ein Gesetz zum Schutz von Kindern erlie?, aber der Streichung der Subventionen fur Schutz- und Betreuungseinrichtungen fur die Opfer von sexuellem Missbrauch zustimmte.

Es muss daran erinnert werden, dass diejenigen, die den Skandal um das “Mama Rosa”-Kinderheim in Michoacan losgetreten hatten, nun zu der Wiedereroffnung des Heims schweigen und dazu, dass auch die misshandelten Kinder wieder dorthin verbracht werden.

Lange Liste von Machtigen, die sich mitschuldig machen

Die Liste ist beliebig verlangerbar. Wenn jede*r nur einen Namen einer machtigen Person nennen wurde, die ihre Macht missbraucht, um Kriminelle zu schutzen, dann hatten wir eine sehr sehr lange Liste.

Das Entscheidende ist: Inzest und sexueller Missbrauch von Kindern und Jugendlichen basieren auf Machtgefalle und Verschleierungstaktiken. Diese Verbrechen existieren aber vor allem deshalb weiter, weil die Machtigen, die in der Lage waren, etwas daran zu andern, ihren Einfluss nutzen, um die Straftaten geheim zu halten, totzuschweigen, zu ignorieren oder die Schwere der Verbrechen herunterzuspielen.

*Plan B ist eine Kolumne, die mit ihrem Namen die Uberzeugung ausdrucken mochte, dass es immer eine andere Sicht der Dinge gibt. Plan B bietet Raum fur Themen, die im traditionellen Diskurs (das hei?t: im „Plan A“) nicht berucksichtigt werden.

 

 

 

 

 




.

 
 

Any original material on these pages is copyright © BishopAccountability.org 2004. Reproduce freely with attribution.