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Bischofs Konferenz
April 8, 2016

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Bischofe setzen Ma?nahmen gegen sexuellen Missbrauch

Fruhlingsvollversammlung der Bischofskonferenz in St. Polten beschlie?t Schaffung osterreichweiter Regelungen - Sorge um Opfer muss an erster Stelle stehen

Wien, 5.3.10 (KAP) Osterreichs Bischofe wollen mit zusatzlichen Ma?nahmen einen noch wirksameren Umgang der kirchlichen Verantwortungstrager mit Fallen von sexuellem Missbrauch sicherstellen. Bei ihrer Fruhlingsvollversammlung in St. Polten wurde von der Bischofskonferenz daher eine osterreichweite innerkirchliche Regelung in Auftrag gegeben, wird in einer am Freitag veroffentlichten Presseerklarung mitgeteilt.

Als verbindliche Verhaltensregel bei Missbrauchsfallen halten die Bischofe fest: "Entscheidend ist der klare und konsequente Umgang der kirchlichen Verantwortungstrager mit konkreten Verdachtsfallen und Vorwurfen. Die Sorge um die Opfer muss an erster Stelle stehen. Entsprechende Konsequenzen fur die Tater sind zu ziehen." Die Bischofe haben die Erarbeitung von osterreichweit gultigen detaillierten Standards dazu in Auftrag gegeben.

Basis fur die osterreichweite Regelung sollen bereits bestehende Richtlinien sein, wobei die in der Erzdiozese Wien geltenden Bestimmungen Vorbildcharakter hatten. Die Bischofe verweisen in diesem Zusammenhang darauf, dass die Diozesen in den vergangenen 15 Jahren eine Reihe von Ma?nahmen zum Umgang mit sexuellem Missbrauch getroffen hatten. In allen Diozesen bestunden Ombudsstellen fur Opfer sexuellen Missbrauchs in der Kirche.

Verbessert werden musse allerdings noch die osterreichweite Vernetzung und Zusammenarbeit der diozesanen Ombudsstellen. Auch die Manner- und Frauenorden in Osterreich sollen in die Arbeit der diozesanen Ombudsstellen offiziell eingebunden werden.

Zur Forderung von Bewusstseinsbildung und Pravention zur Verhinderung sexuellen Missbrauchs soll es weiters vor allem eine verstarkte Aus- und Fortbildung der kirchlichen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter geben. Um all diese Ma?nahmen rasch und effektiv umsetzen zu konnen, hat die Bischofskonferenz eine Projektgruppe eingesetzt, die bis zur Sommervollversammlung der Bischofskonferenz im Juni ein detailliertes Gesamtkonzept auszuarbeiten hat.

Fehlverhalten eingeraumt

Die Bischofe raumen ein, dass in der Kirche in der Vergangenheit zu Unrecht die Tater oft mehr geschutzt worden seien als die Opfer. Wortlich hei?t es dazu in der Erklarung: "Mit Scham und Trauer stellen die Bischofe fest, dass sich erst in den letzten Jahren in der Kirche in Osterreich die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass bei Missbrauchsvorwurfen nichts anderes zahlt als die Wahrheit, die allein frei macht."

Nur Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit wurden dazu beitragen, erlittene Wunden zu heilen, so die Bischofe, die alle einladen, die Missbrauch erlitten haben, sich an die Ombudsstellen der einzelnen Diozesen zu wenden. Dort wurden sie einen geschutzten und vertraulichen Rahmen fur das Gesprach vorfinden. Ebenso fordern die Bischofe die Tater auf, ehrlich Rechenschaft zu geben.

Fur sexuellen Missbrauch konne es nur Reue, die Bitte um Vergebung und das Bemuhen um Heilung der Wunden geben. Dies gelte in besonderem Ma? fur die Kirche, an die zu Recht hohe ethische Anspruche gestellt werden.

Die Bischofe zollen in ihrer Erklarung all jenen gro?en Respekt, "die bereit sind, uber ihre Erfahrungen mit sexuellem Missbrauch im kirchlichen Umfeld zu sprechen". Es sei nur zu erahnen, "wie viel Uberwindung und Mut es braucht, die Erinnerung an erlittenen Missbrauch in Worte zu fassen". Nur so ist die Begegnung mit der befreienden Wahrheit moglich. Die Bischofe zeigen zugleich auch Verstandnis fur all jene, "deren Schmerz, Angst oder Wut noch zu gro? sind, um sich uber den Missbrauch zu au?ern".

Gesamtgesellschaftliches Problem

Pauschalverdachtigungen gegen Priester, kirchliche Mitarbeiter oder die Kirche als ganze seien als ungerechtfertigt zuruckzuweisen, betonen die Bischofe weiter. Sie weisen in der Erklarung aber auch darauf hin, dass sexueller Missbrauch ein gesamtgesellschaftliches Problem darstellt: "Sexueller Missbrauch ist eine dunkle Seite der ganzen Gesellschaft. Die meisten Falle von sexuellem Missbrauch finden im familiaren Umfeld und in anderen gesellschaftlichen Bereichen statt."

Dieser Hinweis solle die Verantwortung der Kirche im eigenen Bereich allerdings nicht kleinreden. Wortlich hei?t es in der Erklarung: "Die Bischofe wissen, dass fur die Kirche hohe ethische Anspruche gelten, an denen sie zu Recht gemessen wird. Umso mehr wollen sich die Bischofe ihrer Verantwortung stellen und mit allen in der Gesellschaft zusammenarbeiten, um sexuellen Missbrauch durch bessere Pravention zu verhindern und entstandene Wunden zu heilen."

Schonborn: Jeder Bischof muss sofort aktiv werden

Bei der Pressekonferenz zur Fruhjahrsvollversammlung der Bischofe am Freitagvormittag in Wien erlauterte Kardinal Christoph Schonborn die angekundigten Ma?nahmen naher. Die kirchlich Verantwortlichen mussten bei jedem Verdachtsfall des sexuellen Missbrauchs sofort aktiv werden. Schonborn verwies auf jenen kurzlich in der Erzdiozese Wien aufgetretenen Fall, wo einer unter Kinderpornografieverdacht stehender Pfarrer bereits wenige Stunden nach der entsprechenden Mitteilung der Staatsanwaltschaft von allen Aufgaben dienstfrei gestellt wurde. Dies gelte bis zum Abschluss des Verfahrens - ebenso wie die Unschuldsvermutung.

Schonborn verwies auch auf eine entsprechende vatikanische Richtlinie aus dem Jahr 2001 ("Delicta graviora"), wonach jeder begrundete Verdachtsfall von sexuellem Missbrauch von den Bischofen an die Glaubenskongregation zu melden sei. Bei schweren Fallen konnten die Konsequenzen dann bis zur Laisierung - also der Entlassung aus dem Priesteramt - der Tater reichen. Erst vor wenigen Tagen habe es einen solchen Fall in der Diozese St. Polten gegeben, so Schonborn.

Er wies auch darauf hin, dass das kirchliche Recht in schwerwiegenden Fallen eine langere Verjahrungsfrist als das staatliche Recht vorsieht. Das sei auch sinnvoll, so der Kardinal, da es viele Opfer es erst nach Jahrzehnten schaffen wurden, uber ihre Verletzungen und das ihnen zugefugte Unrecht zu sprechen.

Was die Praventionsma?nahmen betrifft, machte Kardinal Schonborn darauf aufmerksam, dass es inzwischen fur alle hauptamtlichen kirchlichen Mitarbeiter psychologische Eignungstest gebe. Zudem mussten hauptamtliche wie auch alle ehrenamtlichen Mitarbeiter mit ihrer Unterschrift bekunden, dass sie sich an bestimmte Verhaltensregeln im Umgang mit Kindern und Jugendlichen halten.

Zu Vorwurfen des Vereins "Priester ohne Amt", wonach mehrere Priester, die wegen Kindesmissbrauchs bereits rechtskraftig verurteilt sind, immer noch seelsorgerisch tatig sind, meinte Schonborn, ihm sei in seinen 15 Jahren als Erzbischof von Wien kein derartiger Fall bekannt geworden.

Den Vorwurf, dass die kirchliche Einstellung zur Sexualitat ein Hauptgrund fur die Missbrauchsfalle in der Kirche sei, wollte Schonborn so nicht stehen lassen. Sexueller Missbrauch sei ein gesamtgesellschaftliches Phanomen und Problem; und es sei wohl bekannt, dass in vielen Bereichen der Gesellschaft mit Sexualitat sehr freizugig umgegangen wird und es dennoch zu Missbrauch kommt. Er konne hier nur nochmals betonen, so der Vorsitzende der Bischofskonferenz, dass die Kirche mit allen gesellschaftlichen Kraften zusammenarbeiten wolle, um wirkungsvoll gegen sexuellen Missbrauch vorzugehen.

 

 

 

 

 




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