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Missbrauchsvorwurf in Der Diozese Wurzburg: Rede Und Gegenrede

Main Post
April 8, 2016

http://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/Missbrauchsvorwuerfe;art735,9183842

[Abuse allegation in the Diocese of Wurzburg: An exchange of words.]



Karl-Peter Buttner ist der Vorsitzende des Wurzburger Diozesanrats. In der aktuellen Ausgabe des „Wurzburger Katholischen Sonntagsblatts“ ist sein Leserbrief abgedruckt. Er habe ihn als Privatmann verfasst, er sei an den „Spiegel“, die „Main-Post“ sowie an den Bayerischen Rundfunk gerichtet.

Buttner habe sich veranlasst gesehen, zum „Spiegel“-Artikel „So ein bisserl liebevoll“, der am Ostersamstag, 26. Marz, erschienen ist, Stellung zu nehmen. Darin erhebt die 44 Jahre alte Alexandra Wolf aus dem Raum Wurzburg schwere Vorwurfe gegen den ehemaligen Missbrauchsbeauftragen der Diozese. Er habe sie 1988 in einem Raum des Exerzitienhauses Himmelspforten in Wurzburg zum Oralverkehr gezwungen (wir berichteten).

Diozese sei minutioser Aufklarung nicht nachgekommen

Laut Karl-Peter Buttner seien die Bemuhungen der Diozese um eine nach der Anzeige zeitnahe minutiose Aufklarung des behaupteten Geschehens nicht zu Kenntnis genommen worden. Auch die Berichterstattung der regionalen Medien vermittele eher den Eindruck einer Vorverurteilung. Es hatten immer die Opfer, ihre Verwundungen und ihr Schutz im Vordergrund gestanden. Nichts sei vertuscht worden. Gleichzeitig raumt Buttner ein, dass es ein Fehler gewesen sei, „nach Abschluss der Ermittlungen des Missbrauchsbeauftragten die Akten nicht an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet zu haben“. Der Diozesanratsvorsitzende verweist auf die vom Bistum veroffentliche „Chronologie“, nach der zumindest Zweifel aufkommen konnten, ob der Beschuldigte auch der Tater war.

Der Wurzburger Strafrechtsprofessor Klaus Laubenthal ist der aktuelle Ansprechpartner in der Diozese fur Opfer von sexuellem Missbrauch. Er erklart zu den Ausfuhrungen Buttners auf Nachfrage: „Dies mag die Meinung eines Privatmannes sein. Mehr nicht.

Entscheidungskompetenz beim Staat

Ich glaube, dass die von der beschuldigten Person im Verfahren der Plausibilitatsprufung gemachten Einlassungen ebenso wie weitere Indizien zureichend in den Medien dargestellt sind. Jeder kann daraus – auch als Laie – seine personlichen Schlusse ziehen.“ Bereits in einem fruheren Gesprach mit dieser Redaktion hatte Klaus Laubenthal betont: „Die Entscheidungskompetenz uber Schuld und Nichtschuld strafrechtlicher Art steht ausschlie?lich dem Staat zu.“ Seinen Angaben zufolge liegt eine gewisse Wahrscheinlichkeit vor, dass Alexandra Wolf 1988 sexuell genotigt wurde. Auch die Aussagen des Beschuldigten seien Indizien dafur, so Laubenthal.

Karl-Peter Buttner Foto: Andrea Koch

Auch Bernhard Rasche reagiert auf den Leserbrief Karl-Peter Buttners. Der Diplom-Theologe stammt aus Bischofsheim in der Rhon und ist nach eigenen Angaben Opfer sexuellen Missbrauchs in den 1970er Jahren durch einen Pater im Internat Lebenhan (Lkr. Rhon-Grabfeld). Er gehorte 2008 zu den ersten Missbrauchsopfern, die ihren Fall beim Bistum Wurzburg anzeigten und offentlich machten.

Offener Brief von Bernhard Rasche

In einem offenen Brief schreibt Bernhard Rasche, dass der Diozesanratsvorsitzende Buttner nicht nur als Privatmann wahrgenommen wird, sondern eben als Diozesanratsvorsitzender. „Ich erlaube mir, Herrn Buttner vehement zu widersprechen“, so Rasche. Sein offener Brief im Wortlaut (Auszuge):

„Herr Buttner fuhrt aus, dass „bei der Aufdeckung der Missbrauchsfalle innerhalb der Kirche . . . von Anfang an und immer die Opfer, ihre Verwundungen und ihr Schutz konsequent im Vordergrund standen und stehen“. Dies erlaube ich mir anhand von zwei Beispielen, man konnte mehr anfuhren, genauer zu betrachten.

1. Die Diozese Wurzburg, beziehungsweise die Diozesanleitung, hat in den achtziger Jahren einen verurteilten priesterlichen Sexualstraftater in die Diozese Limburg versetzt, wo er weiter Kinder missbrauchen konnte. Von dort wurde er dann in die Diozese Bamberg versetzt, wo er erneut Kinder missbrauchte. Nachzulesen ubrigens im Buch „Der Pfarrer und die Detektive“ (Anm. der Red: Der Autor ist Johannes Heibel).

Bernhard Rasche Foto: Melanie Jager

 

 

 

 

 




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