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Missbrauchsfalle: Wieviel Transparenz Will Die Kirche?

SRF
April 29, 2016

http://www.srf.ch/kultur/gesellschaft-religion/missbrauchsfaelle-wieviel-transparenz-will-die-kirche

[Abuse cases: How much transparency will the Church allow?]

Klaus Mertes deckte 2010 einen der grossten Missbrauchsfalle in der katholischen Kirche auf. Uber Jahre hinweg hatten zwei Patres am Canisius-Kolleg in Berlin hunderte von Schulern missbraucht. Mertes machte die Falle offentlich und wurde bald darauf in einen kleinen Ort im Schwarzwald versetzt.

Klaus Mertes machte zahlreiche Missbrauchsfalle offentlich. KEYSTONE

Als Klaus Mertes Kolleg-Rektor in Berlin war, haben sich ihm zwei ehemalige Schuler anvertraut. Er hat daraufhin samtliche Schuler der betroffenen Jahrgange des Canisius-Kollegs angeschrieben und nach ihren Erlebnissen mit Patres gefragt. Es stellte sich heraus, dass Hunderte missbraucht wurden, ohne dass es Konsequenzen fur die Ubeltater gegeben hatte.

Mertes ubernahm die Verantwortung fur das Vertuschen und das Schweigen in seiner Kirche. Er brach ein Tabu, ging an die Offentlichkeit und entschuldigte sich fur seine katholische Kirche. Er erhielt jede Menge Preise, darunter in der Schweiz den Herbert-Haag-Preis.

«Das hatte man intern regeln konnen»

Nach weltlichen Massstaben hatte der Aufklarer etwas von einem Helden, er hatte eine 2000 Jahre alte, machtvolle Institution wachgeruttelt.

Fur jene, die uber Mertes in der Kirchenhierarchie sind, war und ist Mertes ein Kirchenrebell, ein Nestbeschmutzer. «Das hatte man doch auch intern regeln konnen», sagen sie. Und: Erst kommt die Kirche, dann kommen die Menschen.

Als die Missbrauchsfalle offentlich wurden, traten in Deutschland 40 Prozent mehr Katholiken aus der Kirche aus als im Jahr zuvor. Mertes war schuld. Also schickte man Mertes in den Schwarzwald.

Seit 2011 ist Klaus Mertes Direktor des Kollegs St. Blasien. WIKIMEDIA/ETZAGOTS

Klassisch katholisch, eher konservativ

Das gigantische Benediktinerkloster St. Blasien liegt in einem schattigen Tal. Hier unterhalt der Orden der Jesuiten ein Kolleg mit 800 Schulerinnen und Schulern. Der Jesuitenpater Klaus Mertes ist seit 2012 Leiter des Kollegs.

Klaus Mertes bezeichnet sich selbst als klassisch katholisch und eher konservativ. Gleichwohl hat er auch in seiner Berliner Rektorenzeit immer wieder fur Aufsehen gesorgt, weil er zum Beispiel Kinder in seiner Schule aufnahm, die keine Aufenthaltsgenehmigung besassen. Oder er unterstutzte seine Mitbruder darin, ihre Homosexualitat zu offenbaren.

Eigene Sunden unterliegen dem Beichtgeheimnis

Seit er den sexuellen Missbrauch aufdeckte, wurde und wird Mertes von seiner Kirche geschnitten. Es kam zum Beispiel vor, dass ein ortlicher Schwarzwaldpfarrer ihn von einer Veranstaltung wieder ausladen musste, weil die Bistumsleitung interveniert hatte.

Einer, der einen Kreuzzug fur die Transparenz fuhrt, passt halt auch heute noch nicht so recht in eine Kirche, die fur ihre eigene Sundhaftigkeit ein Beichtgeheimnis bereithalt.

 

 

 

 

 




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