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Bischof Ackermann : Vom Missbrauchsbeauftragten Zum Vertuscher

MissBiT
May 16, 2016

http://missbrauch-im-bistum-trier.blogspot.de/2016/05/bistum-trier-vom-missbrauchsbeauftragte.html

Am 25. Februar 2010 wurde Bischof Dr. Stephan Ackermann von der Deutschen Bischofskonferenz zum Missbrauchsbeauftragten ernannt. Bereits drei Wochen spater raumt Ackermann jahrzehntelange Vertuschung seiner Vorganger ein und verspricht Aufklarung und Transparenz. Man wolle mit „all den zur Verfugung stehenden Mitteln zur Aufklarung beitragen.“

Aufgrund des offentlichen Drucks vereinbart die Deutsche Bischofskonferenz im Juni 2011 einstimmig, zusammen mit dem renommierten Kriminologen Prof. Dr. C. Pfeiffer (KFN) eine „Missbrauchsstudie“ zu erstellen. Betroffene sowie die Offentlichkeit werden vertrostet und hingehalten. Im Nachhinein sollte sich herausstellen, dass die Studie von Anfang an nicht realisierbar war. Der innerkirchliche Widerstand war zu gro?.

Im Marz 2012 wurde bekannt, dass Ackermann selbst weiter padophile Priester, die zum Teil vorbestraft waren, in seinem Bistum beschaftigt. Dies wurde sowohl von Betroffenen als auch von Kirchenmitarbeitern als unhaltbar kritisiert.

Es folgten Entschuldigungen: Priester hatten sich angeblich nicht an die Auflagen des Bischofs gehalten. Das Bistum habe – entgegen der Bestimmungen der Leitlinien – versaumt, die betreffenden Pfarreien uber die Vergangenheit der Priester aufzuklaren. Verantwortliche Pfarreien hatten falsch reagiert. Es habe Pannen bei der Kommunikation gegeben. Man habe wohl auf manche Formulierungen nicht sehr genau geachtet etc. etc.

Seinem Motto blieb Ackermann jedoch stets treu: Die Schuld tragen die anderen.

Erstmals als sich im Fall des Burbacher Pfarrers K. nach der Veroffentlichung 2011 innerkirchliche Mitarbeiter zusammenschlossen und offentlich mit Hilfe medialer Unterstutzung ihren Unmut ausdruckten, gestand Ackermann einen „gravierenden Fehler“ ein, fur die er als Bischof selbst Verantwortung trage. Gleichzeitig versuchte er zu beschwichtigen. Bat um Vertrauen. Und sprach erneut von „ehrlichem Aufklarungswillen“. Dies sei man schlie?lich auch den Opfern gegenuber schuldig. Was er mit den Tatern machen solle, wisse er allerdings auch nicht.

Im Bistum Trier war inzwischen bereits von einem Generalverdacht die Rede. Auch den Trierer Bistumspriestern gegenuber. Als Konsequenz fur den passiven Umgang von Bischof Ackermann mit auffallig gewordenen Priestern.

Im Marz 2012 sah sich Bischof Ackermann erneut mit Vorwurfen zum Umgang mit padophilen Priestern konfrontiert, als in einer Gemeinde des Bistums ein Priester mit Kommunionskindern einen Gottesdienst feierte. - Der Priester war allerdings 17 Jahre zuvor verurteilt worden, weil er Madchen in mindestens 40 Fallen sexuell missbraucht hat.

Daraufhin lie? Bischof Ackermann durch seinen Pressesprecher Kronenburg ausrichten: "Er (der Priester, Anmerk. ca) befand sich ja in einem offentlichen Raum. Er hat diesen Gottesdienst auch aushilfsweise in einer anderen Pfarrei gehalten als der, in der er normalerweise im Einsatz ist. Von daher gehen wir davon aus, dass man das schon kontrollieren kann. Wenn man das nicht konnte, dann wurden wir das ja auch nicht zulassen."

Im Januar 2013 wurde die Missbrauchsstudie mit dem KFN von der Kirche gekundigt: „Mission Aufklarung“ gescheitert. Die Glaubwurdigkeit der Kirche nach „ehrlichem Aufklarungswillen“ sowie die Versprechen von Bischof Ackermann gerieten erneut in scharfe Kritik. "Wir waren unter einem immensen Druck vor drei Jahren, als die Missbrauchsfalle bekannt wurden. Im Nachhinein kann man kritisch sagen: Wir hatten erst alle Vorklarungen treffen mussen, bevor wir eine Kooperation unterschreiben."

Auch das Bistum Trier sollte nicht zur Ruhe kommen. In den Folgejahren (2013, 2014, 2015) wurden erneut Einsatze von Trierer Bistumspriestern enthullt, gegen die Vorwurfe sexuellen Missbrauchs erhoben worden waren und die weiterhin, ohne jegliche Einschrankungen, ihren Dienst ausubten. Mittlerweile konnte Ackermann die Verantwortlichkeit allerdings nicht mehr seinen Vorgangern anlasten. Bischof Ackermann schwieg und zog sich aus den Medien zuruck. Nach Statements oder Aussagen zu dem Versagen in anderen Bistumern suchte man von dem Missbrauchsbeauftragten vergeblich.

Im Marz diesen Jahres das erste Interview. Der Oscarpramierte Film „Spotlight“ wirft Fragen auf, denen sich auch Bischof Ackermann als Missbrauchsbeauftragter nicht entziehen kann. Die Antworten in diesem Interview uberzeugen jedoch nicht. Im Gegenteil: Aufmerksame Leser konnen bei den Antworten nur mit dem Kopf schutteln.

Keine Einzelfalle, sondern System

Die Serie der Anschuldigungen gegenuber katholischen Priestern hort nicht auf: Auch in anderen Bistumern wurden schwere Vorwurfe erhoben. Nicht nur gegen die Tater, sondern inzwischen auch gegenuber den Bischofen, die die Tater weiter im Einsatz lie?en. Ein weiterer Beleg dafur, dass es sich nicht mehr nur um „Einzelfalle“ handelte, sondern um ein System der Vertuschung. Nicht damals. Sondern heute. - Nicht nur Priester wurden mit Vorwurfen sexuellen Missbrauchs konfrontiert, sondern inzwischen auch ein verstorbener Bischof. In Wurzburg werden sogar schwere Vorwurfe gegen den ehemaligen Personalverantwortlichen und Missbrauchsbeauftragten selbst erhoben. Ein Ende? - Nicht in Sicht. Dass sich die Opfer aufgrund ihrer Erfahrungen nicht mehr an die Bistumer selbst wenden, nach allem, was sie in den Medien mitverfolgen konnten, bedeutet nicht, dass es keine weiteren Betroffenen gibt, die unter dem Missbrauch durch Angehorige der katholischen Kirche leiden.

Die einen Tater und die anderen Tater

Auffallend: Der unterschiedliche Umgang mit Priestern, die mit Vorwurfen konfrontiert werden. Es wird mit zweierlei Ma? gemessen. Auf der einen Seite werden Priester mit vollstandiger Namensnennung den Medien "zum Fra?" vorgeworfen und umgehend suspendiert, obwohl nur vage Vermutungen Dritter im Raum stehen. In anderen Fallen, in denen die Vorwurfe sogar als "plausibel" eingestuft werden, steht die Kirche weiterhin hinter dem Tater und setzt alles daran, die Glaubwurdigkeit des Opfers in Frage zu stellen. - Nicht nur im Bistum Wurzburg. Auch im Bistum Trier. Hierbei scheint die personliche Beziehung zwischen dem jeweiligen Bischof und einem mutma?lichen Tater eine sehr gro?e Rolle zu spielen. Diese augenscheinliche Vorgehensweise beargwohnen auch Priester aus dem Bistum Trier. Als Vermutung werden Erpressbarkeit, Zugehorigkeit zu diversen klerikalen Gemeinschaften sowie Kumpanei benannt, die sich nicht nur auf innerkirchliche Kreise bezieht.

Ackermann definiert Schuldfrage und wird dadurch selbst zum Schuldigen

Die Begrundungen, mit der Ackermann wenige Jahre zuvor die „Vertuschung der Kirche“ definierte und eingestand, scheinen ihm jetzt selbst zum Verhangnis zu werden.

So muss sich Ackermann jetzt selbst vorwerfen lassen, auffallig gewordene Priester versetzt zu haben, und dem Missbrauch dadurch weiteren Raum einzuraumen. Das Wort „Glaubwurdigkeit“ kann im Kontext mit Bischof Ackermann nicht mehr verwendet werden. Von „ehrlichem Aufklarungswillen“ kann keine Rede mehr sein. Geschweige denn von „Vertrauen“.

Ackermann au?erte sich zu der Frage nach den Schuldigen im Marz 2010 wie folgt: „Die Schuldfrage sieht der Bischof dabei weniger bei der Kirche als Institution, sondern bei den Tatern und denjenigen, die als Vorgesetzte ihrer Verantwortung nicht gerecht geworden seien."

Durch diese Definition hat sich Ackermann inzwischen selbst als Schuldigen identifiziert.

Dass es sich bei den zahlreichen Vorfallen, die seit spatestens 2010 im Bistum Trier an die Offentlichkeit gerieten, nicht um eine „Verkettung unglucklicher Umstande“ handelte oder gar um Einzelfalle, davon berichten inzwischen auch Insider aus dem Bistum Trier.

Die Macht des Bischofs

Allerdings stehen Priester, die ihr Schweigen brechen wollen, vor einem weiteren Dilemma: Die Erfahrung der letzten Jahre lehrte, dass diejenigen, die es wagten, ihr Schweigen zu brechen, als „Nestbeschmutzer“ diffamiert werden. Es ist von Mobbing-Vorwurfen die Rede. Vorwurfe, von denen sich auch Bischof Ackermann nicht freisprechen kann. Von harschen Auseinandersetzungen im Generalvikariat, von Drohungen und sogar von Anbieten von (Schweige-)Geldern. Insider-Priester, die uber prekare Situationen im Bistum Trier berichten, haben Angst, von Bischof Ackermann harter sanktioniert zu werden als manche Tater – sollten sie ihr Schweigen brechen und die Informationen, uber die sie verfugen, nach au?en dringen. "In Trier herrsche ein System von Macht und Angst."

Mit 'all den zur Verfugung stehenden Mitteln' wurde keine Aufklarung betrieben - sondern vertuscht.

Verantwortlich im Bistum Trier: Bischof Dr. Stephan Ackermann. -

Nicht die anderen.

 

 

 

 

 




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