BishopAccountability.org
 
 

Ehemaliger Pater Aus Ettal Raumt Vorwurfe Teilweise Ein

By Elmar Voltz und David Herting
BR
August 4, 2016

http://www.br.de/nachrichten/oberbayern/inhalt/missbrauch-ettal-pater-gericht-100.html

[Former priest from Ettal acknowledges allegations.]

Zum zweiten Mal musste sich seit Donnerstag ein ehemaliger Pater aus dem Kloster Ettal vor dem Munchner Landgericht wegen sexuellen Missbrauchs an einem Internatsschuler verantworten. Zum Prozessauftakt raumte er einige Vorwurfe ein. Das Urteil soll nachsten Mittwoch fallen.

Der erste Prozesstag wurde teilweise unter Ausschluss der Offentlichkeit gefuhrt. Die polizeilichen Vernehmungen der Zeugen aus dem ersten Prozess gegen den Angeklagten sowie das Urteil und die Urteilsbegrundung wurden verlesen.

Kein vollstandiges Gestandnis

Zeitweise herrschte Unklarheit uber die Vollstandigkeit und die Richtigkeit des angekundigten Gestandnisses. Der Vorsitzenden Richterin waren wahrend der Verhandlungen zahlreiche Ungereimtheiten bezuglich der Zeitraume der eingestanden Taten aufgefallen.

Zu einem vollumfanglichen Gestandnis, wie es zunachst nach internen Absprachen aller Prozessbeteiligter angekundigt worden war, ist es nicht gekommen. Gerichtssprecherin Andrea Titz bestatigte dem Bayerischen Rundfunk vor Prozessbeginn, dass es im Vorfeld ein Gesprach zwischen allen Verfahrensbeteiligten gegeben habe. Die Verteidigung erklarte, der Angeklagte wolle mit einem Gestandnis dem Opfer eine weitere Aussage vor Gericht und dem Kloster Ettal weitere, „negative Publicity“ ersparen.

Die Staatsanwaltschaft hatte offenbar im Vorgesprach mit den Verfahrensbeteiligten eine Gefangnisstrafe von acht bis neun Jahren gefordert, die Verteidigung will dagegen nur funf Jahre unter Einbeziehung des vorherigen Urteils. Auch die Vorsitzende Richterin spricht von einer Gesamtstrafe von sechs bis acht Jahren.

Urteil soll kommenden Mittwoch fallen

Mit den Ausfuhrungen eines psychologischen Gutachters ist der erste Verhandlungstag zu Ende gegangen, dabei wurde dem Angeklagten eine uneingeschrankte Schuldfahigkeit bescheinigt. Die Pladoyers werden nachsten Mittwoch gehalten, dann soll auch das Urteil gefallt werden.

Was geschah hinter den Mauern von Kloster Ettal?

Dem Pater wird vorgeworfen, dass er immer wieder die Nahe eines ehemaligen Schulers gesucht haben soll, ihn auf seinen Scho? gesetzt und ihn und sich selbst befriedigt haben. Er soll den Schuler mindestens zehn Mal sexuell missbraucht haben, wohl wissend, dass der Junge erst die 7. Klasse des Ettaler Internats besuchte und in dem Angeklagten einen besonders vertrauenswurdigen Lehrer gesehen hat.

Zweiter Prozess gegen Pater

Der Angeklagte war seit 2001 neben seiner Tatigkeit als Religionslehrer auch Prafekt im Kloster Ettal. Er war also zustandig fur zehn bis zwolf Internatsschuler einer Klasse, betreute Hausaufgaben, gab Nachhilfe und machte mit ihnen Ausfluge und Filmabende.

Es ist der zweite Missbrauchsprozess gegen Jurgen R., alias Pater Georg. Bereits im vergangenen Jahr war er, ebenfalls wegen sexuellen Missbrauchs an drei Kindern, zu einer Bewahrungsstrafe von einem Jahr und zehn Monaten verurteilt worden. Noch wahrend dieses ersten Prozesses hatte die Aussage eines betroffenen, ehemaligen Schulers weitere staatsanwaltschaftliche Ermittlungen in Gang gesetzt.

Wut und Enttauschung uber Pater in Ettal

Abt Barnabas Bogle

Im Kloster Ettal ist man entsetzt daruber, dass es erneut einen Missbrauchsprozess gegen einen ehemaligen Ettaler Klosterbruder geben wird. Abt Barnabas Bogle sagte in einem Exklusiv-Interview mit dem Bayerischen Rundfunk, dass das Kloster zehn Jahre lang von Pater Georg angelogen worden sei.

"Jetzt, wenn wir daruber reden, kommt in mir wieder schwere Enttauschung und auch so etwas wie Wut hoch."

Abt Barnabas Bogle

Er sorge sich um die damaligen Jugendlichen, die verletzt wurden, die missbraucht wurden, und die jetzt so lange warten mussten, so Bogle.

"Dass da fur die (ehemaligen Schuler) einfach nochmal alles aufgerollt wird. Diese Verletzungen, Traumata sind neue Belastungen fur sie."

Abt Barnabas Bogle

Kloster erschwert Aufarbeitung

Dabei hatten der Abt und das Kloster Ettal im letzten Prozess gegen Jurgen R. nicht dazu beigetragen, dass es den Opfern und den Zeugen im Prozess leichter gemacht wurde. Denn trotz eines polizeilichen Gestandnisses des damals Angeklagten investierte das Kloster noch einige Zig Tausend Euro in Gutachten und Anwalte.

Zeugen und Opfer wurden penibel befragt und auf ihre Glaubwurdigkeit uberpruft. Eine Tortur fur jedes Opfer. Jurgen R. hatte in der ersten Verhandlung drei Tage lang alles geleugnet. Am vierten Verhandlungstag hat er dann ein Gestandnis abgelegt.

Hat sich der Abt damals weniger um das Wohl der Opfer gesorgt? "Es geht zunachst mal um so etwas wie Unschuldsvermutung. Aber jetzt wissen wir, seit damals dieses Urteil gefallen ist, ganz klar, was Sache ist." Abt Barnabas glaubte den Schulern des Internats und damit seinen eigenen Schutzbefohlenen nicht. Er wollte mittels Gutachten und Top-Anwalten die Unschuld eines zumindest zeitweise gestandigen und durch zahlreiche Zeugen belasteten Taters beweisen.

Ettal wieder in schlechtem Licht

Der Prozess sorgte im Vorfeld fur sehr gro?e Nervositat im Kloster. Der neue Prozess wirft Ettal auf den Stand von 2010 zuruck, wieder berichten die Medien uber schmutzige, widerliche Details, die sich hinter dicken Klostermauern abgespielt haben. Und das unmittelbar vor einem nahenden Gro?ereignis - 2018 soll die bayerische Landesausstellung ins Kloster Ettal kommen.

Missbrauch in der katholischen Kirche

 

 

 

 

 




.

 
 

Any original material on these pages is copyright © BishopAccountability.org 2004. Reproduce freely with attribution.