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Selig Die Reichen

Sueddeutsche
August 17, 2016

http://www.sueddeutsche.de/muenchen/vermoegen-der-kirche-selig-die-reichen-1.3044486

Diese Kirche ist einen Euro wert: So bewertete das Erzbistum die Dreifaltigkeitskirche in der Vermogensbilanz. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Das Erzbistum von Munchen und Freising besitzt etwa 6,3 Milliarden Euro Vermogen.

Statt diese hohe Summe zu kritisieren, loben viele Organisationen das Bistum fur dessen Transparenz.

Etwa 6,3 Milliarden Euro Vermogen hat das Erzbistum Munchen und Freising, das damit eine der reichsten Diozesen weltweit sein durfte. Doch die Bilanz, die Generalvikar Peter Beer erstmals fur das Erzbistum vorgelegt hat, sto?t keineswegs auf Neid und Kritik - im Gegenteil.

Selbst Gruppen, die der Amtskirche an sich kritisch gegenuberstehen, loben die Transparenz, mit der die Kirche ihre Vermogensverhaltnisse offengelegt hat. Und fur die bayerische Staatsregierung ist das Milliardenvermogen noch lange kein Grund, die Millionensummen, die der Freistaat jahrlich an die katholische Kirche uberweist, infrage zu stellen. Im Gegenteil: "Staatliche Transferleistungen an die Kirchen und Religionsgemeinschaften sind sinnvoll", sagt der fur Kirchenfragen zustandige Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU).

Nach jahrelanger Vorbereitung hatte das Erzbistum fur das Jahr 2015 erstmals eine Bilanz erstellt, wie es sie das Handelsgesetzbuch fur Unternehmen vorsieht. Dazu musste nicht nur ein gewaltiger Kassensturz gemacht, sondern es mussten auch Hunderte Vertrage und Konten uberpruft und Liegenschaften bewertet werden. Am Ende stand eine gewaltige Summe: 6,3 Milliarden Euro besitzt das Erzbistum.

SZ-Grafik; Quelle: Bayerisches Finanzministerium

Im Vergleich zu den evangelischen Brudern und Schwestern im Freistaat ist das tatsachlich viel: Die evangelisch-lutherische Landeskirche Bayern hat bereits fur 2014 eine vergleichbare Bilanz vorgelegt, die Vermogenswerte im gesamten Freistaat umfasst. Sie kommt auf rund 3,1 Milliarden Euro, wovon etwa 1,8 Milliarden in Versorgungsfonds fur die Pensionen gebunden sind. Wie beim Erzbistum ist das Vermogen der einzelnen Kirchengemeinden nicht mitgerechnet.

Im Vergleich aber ist der Reichtum fast schon wieder relativ

Vergleicht man das Vermogen des gro?en Erzbistums aber mit einer gro?en Kommune, relativiert sich der Reichtum fast schon wieder. 2014 besa? die Stadt Munchen ein Gesamtvermogen von 22,5 Milliarden Euro. Gro?e Einzelposten sind bei ihr zum Beispiel Grundstucke (3,6 Milliarden) und Gebaude (3,8 Milliarden).

Darin eingerechnet sind etwa alle stadtischen Schulen und Kitas, die Bauten der Verwaltung oder die Sozialburgerhauser. 6,8 Milliarden Euro machen Finanzanlagen aus, die auch samtliche Unternehmen, die der Stadt gehoren, umfassen oder an denen sie Anteile besitzt.

Im Vergleich mit der Stadt zeigt sich aber auch, dass die Gesamtsummen leicht trugen konnen. Das Erzbistum etwa hat Kirchengebaude nur mit symbolischen Ein- und Zwei-Euro-Werten miteingerechnet, die Stadt dagegen allein das Neue Rathaus mit insgesamt 148 Millionen Euro - obwohl es wohl nie verkauft werden wird. Weil diese Bewertung so knifflig sei und man anders bilanziere als Erzbistum und Landeshauptstadt, gebe es auch keine solche Vermogensbilanz fur den Freistaat Bayern, hei?t es aus dem Finanzministerium. Vergleiche erubrigten sich also.

Und Kritik von politischer Seite am Vermogen des Erzbistums offenbar auch. Jedenfalls sieht Kultusminister Spaenle keinen Grund dafur: "Gerade die gro?en christlichen Kirchen erbringen einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Leben, etwa bei Kindertageseinrichtungen oder Schulen", sagte Spaenle der SZ. Und im Ubrigen sei der Freistaat "vertragstreu" und halte sich an das, was damals in Folge der Sakularisation im Konkordat von 1924 als staatliche Zahlung mit der Kirche vereinbart worden sei.

 

 

 

 

 




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