BishopAccountability.org
 
 

Marx Wusste Von Missbrauchsverdacht

By Barbara Spitzer
SR
August 18, 2016

http://www.sr.de/sr/home/nachrichten/panorama/missbrauch_freisen_marx100.html

Von den Missbrauchsvorwurfen gegen den ehemaligen Pfarrer von Freisen wusste auch der damalige Trierer Bischof und heutige Kardinal Reinhard Marx. Nach SR-Informationen erfuhr er im Jahr 2006 von den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen den katholischen Pfarrer wegen des Verdachts auf Missbrauch eines 15-Jahrigen, unternahm aber nichts.

Kardinal Reinhard Marx wusste, dass die Justiz 2006 gegen den Freisener Pfarrer M. wegen des Verdachts auf sexuellen Missbrauch eines 15-Jahrigen ermittelte. Was er moglicherweise nicht wusste, aber hatte wissen konnen: M. hatte die Missbrauchsvorwurfe teilweise bei der Polizei gestanden. Das geht aus den Justizakten hervor, die der Anwaltin des mutma?lichen Opfers vorliegen.

Video [aktueller bericht, 16.08.2016, Lange: 4:24 Min.]

Die Aussagen des Ex-Pfarrers decken sich offenbar in Teilen mit dessen Vorwurfen. Die Befragung durch einen Ermittlungsbeamten damals brachte den Pfarrer in Bedrangnis, auch das geht aus der Akte aus dem Jahr 2006 hervor. Der damals 52-Jahrige entging einer Anklage durch die Justiz um Haaresbreite, denn der Verdachtsfall war um wenige Monate verjahrt.

BISTUM FORDERTE AKTEN NICHT AN

Auch deswegen forderte das Bistum Trier die Akten der Justiz gar nicht erst an. Es hatte aber den Pfarrer befragt, der bestritt die Vorwurfe, der Fall wurde in aller Stille beigelegt. Dazu erklarte der Sprecher von Kardinal Marx auf SR-Anfrage: "Ich kann Ihnen mitteilen (…) dass die Meldung der Staatsanwaltschaft bezuglich der Einstellung der Ermittlungen (…) 2006 in der Personalkommission behandelt wurde und dass dann entsprechend der damals geltenden Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz verfahren wurde." Kardinal Marx war bei dieser Sitzung anwesend.

Heute wird in einem solchen Fall anders verfahren, es wurden eigene Ermittlungen angestrengt werden. Doch die genannten Leitlinien sahen schon seit 2002 vor, dass Missbrauchsvorwurfe eingehend gepruft werden, die Fursorge dem Opfer gilt, und alles getan werden muss, um Wiederholungstaten zu verhindern.

MUTMASSLICHES OPFER IN THERAPIE

Das Bistum Trier erklart dazu, die Leitlinien seien damals nicht so eindeutig gewesen, wie es heute erscheinen mag. Fakt ist: M. blieb bis 2015 Pfarrer in Freisen, fuhr mit Jugendlichen in Urlaub. Erst seit Mai hat er Kontaktverbot zu Minderjahrigen, darf keine Messen halten.

Das mutma?liche Opfer ist seit Jahren in Therapie, versucht aufzuarbeiten, was ihm 1999 im Freisener Pfarrhaus passiert sein soll. Die Kirche sucht nun das Gesprach mit ihm - zehn Jahre zu spat aus seiner Sicht. Die Aussagen lagen schon 2006 vor, man hatte nur hinschauen mussen. Dass das nicht geschah, liegt wohl auch in der Verantwortung des damaligen Trierer Bischofs Reinhard Marx.

 

 

 

 

 




.

 
 

Any original material on these pages is copyright © BishopAccountability.org 2004. Reproduce freely with attribution.