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Experte Fordert Externe Ermittler

By Matthias Zimmermann
Sarrbruecker Zeitung
August 24, 2016

http://www.saarbruecker-zeitung.de/saarland/stwendel/sanktwendel/sanktwendel/St-Wendel;art446778,6231527

[Abuse: Expert urges external investigators.]

Stephan Ackermann

Was haben die Nachforschungen bei den Missbrauchsvorwurfen in Freisen ergeben? Und wie setzen sich Verantwortliche dafur ein, dass es nicht zu sexuellen Ubergriffen in der Kirche kommt? Ein Opferverband verlangt mehr Aufklarungswillen.

Bei den bistumsinternen Ermittlungen zu den Missbrauchsvorwurfen gegen einen ehemaligen Freisener Pfarrer geht es nur schleppend voran. Das kritisieren Betroffene. Deshalb fordern Vertreter der Opferorganisation „Sexueller Missbrauch durch Angehorige der katholischen Kirche im Bistum Trier“ (Missbit) eine von der Kirche unabhangige Aufarbeitung. Nur dann rechne Missbit damit, dass wirklich aufgeklart werde, sagt Claudia Adams. Die Merzigerin betreibt den Missbit-Blog, eine im Internet wie ein Tagebuch gefuhrte Seite mit Berichten und Kommentaren.

Bei ihrer Forderung nach einer externen Institution, die sich um Missbrauchsfalle in der Kirche kummern soll, erhalt sie Unterstutzung von Thomas Schnitzler. Der Trierer arbeitet als gewahltes Mitglied des Betroffenenbeirates in ehrenamtlicher Beratungs- und Gutachterfunktion fur das Bundesfamilienministerium, Bereich sexueller Missbrauch. In den ebenfalls vom Ministerium einberufenen acht Clearingstellen seien bisher 5000 Antrage auf Hilfeleistungen bearbeitet worden.

Jeweils vier Experten, darunter ein von Opfern entsandter, bemuhten sich darin um einen Ausgleich zwischen Betroffenen und Beschuldigten. Dabei gehe es sowohl um finanzielle Wiedergutmachung als auch um Therapien insbesondere in jenen Fallen, die juristisch verjahrt sind. Das trifft wohl teils auch auf Freisener Vorwurfe zu. Demnach wird ein mittlerweile in Ruhestand stehender Pastor verdachtigt, vor Jahren Kinder sexuell missbraucht zu haben (wir berichteten).

Schnitzlers Vorwurfe gegen die katholischen Diozesen wiegen schwer. So gehe es der Amtskirche weniger um Vorsorge. „Aufarbeitung findet nicht statt“, behauptet er. Dies halt der Berater er fur „ein Strukturproblem der deutschen Bischofskonferenz“.

Die hatte den Trierer Bischof Stephan Ackermann zum Missbrauchsbeauftragten in der katholischen Kirche in Deutschland bestimmt. Schnitzler kritisiert diese Verfahrensweise. Er bezweifelt, dass die von Bischof Ackermann eingesetzte Untersuchungskommission eine umfassende Aufklarung uber den Kindesmissbrauch in dem Verantwortungsbereich der Deutschen Bischofskonferenz erbringen wird. Darum fordert Schnitzler wie Missbit eine von den Kirchengremien losgeloste Institution, die ermittelt. Schnitzler fehlt es an Transparenz: „Wir wissen nicht, welche Ergebnisse publiziert werden.“ Zumal nicht alle Bistumer dem Missbrauchsbeauftragten Ackermann zuarbeiteten, ihre Falle in Eigenregie klaren wollten. So konne die Studie zu Missbrauchsfallen innerhalb der katholischen Kirche nicht reprasentativ sein. Zudem wurden Vorfalle in Orden nicht von dem kirchlichen Missbrauchsbeauftragten erfasst, erganzt Missbit-Vertreterin Adams. Nach Bekanntwerden der Missbrauchsvorwurfe gegen den ehemaligen Freisener Pfarrer hat das Trierer Bistum dem Beschuldigten verboten, Gottesdienste zu zelebrieren. Allerdings berichteten Zeugen, dass der Ruhestandspastor an seinem neuen Wohnort an der Mosel trotzdem Messen halte.

Dem widersprach Andre Uzulis, bei der Diozese in Trier fur die Offentlichkeitsarbeit verantwortlich. In einer schriftlichen Antwort lie? er wissen: „Der ehemalige Freisener Pfarrer hat dem Bistum Trier am 17. August auf Nachfrage erklart, er habe das ihm auferlegte Zelebrationsverbot nicht gebrochen. Auch die zustandigen Pfarrer konnten nicht bestatigen, dass er zelebriert habe.“

Anlass fur die Nachfrage beim betreffenden Geistlichen seien gleich mehrere Medienhinweise gewesen. Es habe aber wegen fehlenden Beweises keine Ruge weder gegen den Ruhestandspriester noch den amtierenden Pfarrer an der Mosel gegeben, teilt Uzulis mit.

Zum Thema:

Hintergrund Der Freisener Pfarrer ist seit Mai 2015 im Ruhestand. Gegen ihn ermittelt die Saarbrucker Staatsanwaltschaft seit Juli dieses Jahres auf Grund einer Anzeige wegen des Verdachts auf sexuellen Missbrauch Minderjahriger. Es geht dabei um ein mutma?liches Opfer. Es ist mittlerweile das vierte Verfahren. Zwei von ihnen wurden wegen mangelnden Tatnachweises 2013 und 2015 eingestellt, das von 2006 wegen Verjahrung. Wahrend die staatliche Instanz Verjahrung kennt, sieht Kirchenrecht dies nicht vor. Das Bistum untersagte dem Ruhestandspriester, bis zum Ende der Untersuchungen Gottesdienste zu feiern. Au?erdem ist ihm der Kontakt zu Kindern und Jugendlichen untersagt. hgn

 

 

 

 

 




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