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Domspatzen-opfer Loben DAS Bistum

Mittelbayerische
October 12, 2016

http://www.mittelbayerische.de/region/regensburg-stadt-nachrichten/aufklaerung-bei-domspatzen-kommt-in-gang-21179-art1439958.html

Bischof Voderholzer (M.) mit den Opfer-Vertretern Peter Schmitt (l.) und Alexander Probst, die gemeinsam an dem Konzept arbeiteten.Foto: altrofoto.de

Sechs Jahre hat es gedauert, nun haben das Bistum Regensburg und die Opfer des Missbrauchsskandals bei den Regensburger Domspatzen einen gemeinsamen Weg der Aufarbeitung eingeschlagen. Gestern stellte Bischof Rudolf Voderholzer das auf vier Saulen basierende Konzept im Tagungszentrum der Continental-Arena vor. Fur die Opfer sprachen Peter Schmitt und Alexander Probst von einer „Losung, die vielen, vielen helfen wird“.

An Ettaler Konzept orientiert

Seit acht Monaten hatte das sogenannte Aufarbeitungsgremium an einem gemeinsamen Konzept gearbeitet. Es beinhaltet das Angebot einer unabhangigen Anlaufstelle mit therapeutischer Hilfeleistung beim Munchner Informationszentrum fur Manner, eine soziologische sowie eine historische Studie und eine Anerkennungsleistung fur die Opfer, die von 5000 bis 20 000 Euro reicht. Mit dem Konzept hatte sich das Gremium am Entschadigungskonzept fur Opfer von Missbrauchsfallen im Kloster Ettal orientiert, das bereits 2012 auf den Weg gebracht worden war. „Erlittenes Leid kann nicht mit Geld aufgewogen werden. Es ist eine Anerkennung, aber keinesfalls ein Schmerzensgeld“, betonte Domspatzen-Internatsdirektor Rainer Schinko.

Bischof Voderholzer druckte ein weiteres Mal sein Bedauern daruber aus, was Kindern in den Einrichtungen der Domspatzen in der Zeit zwischen 1945 bis in die Anfange der 1990er Jahre angetan wurde. „Es ist die bedruckendste Erfahrung und schmerzlichste Last meines Amtes.“

Die Chronologie eines unglaublichen Skandals: Seit 2010 ist bekannt, dass bei den Domspatzen Buben misshandelt wurden. Die Aufarbeitung kommt nur sehr langsam voran.

Seit dem Zwischenbericht des unabhangigen Aufklarers Ulrich Weber im Januar haben sich weitere 129 Opfer aus den Reihen der ehemaligen Domspatzen gemeldet. In den meisten Fallen handelte es sich um korperliche Misshandlungen, desweiteren seien auch einige neue Falle von sexuellem Missbrauch bekanntgeworden, sagte das Regensburger Kirchenoberhaupt. Damit hat sich die Zahl der Opfer auf 422 erhoht. Bis auf einen Beschuldigten seien alle Verantwortlichen bereits gestorben. „Gegen den einen noch lebenden Tater werden die Moglichkeiten einer strafrechtlichen Verfolgung gepruft“, sagte Schinko.

Ratzinger Rolle wird aufgearbeitet

Auch die Rolle des fruheren Domkapellmeisters Georg Ratzinger und weiterer ehemaliger Domspatzen-Verantwortlicher soll im Rahmen des nun beschlossenen Aufklarungskonzeptes in einer historischen Studie beleuchtet werden. Auf Nachfrage sagte Voderholzer, dass es ihn „personlich au?erordentlich interessiere“ wie Ratzingers Einfluss auf die beiden Vorschulen in Etterzhausen und Pielenhofen sowie das Internat in Regensburg war und wie die Kommunikationswege verliefen. Ratzinger hatte im Januar, nach Bekanntwerden der hohen Opferzahlen erklart, dass er von sexuellen Missbrauchen „uberhaupt nichts gehort“ habe. Prugel seien damals dagegen ublich gewesen.

Die Missbrauchsfalle waren in der Amtszeit des fruheren Regensburger Bischofs und jetzigen Prafekten der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Muller, bekannt geworden. Muller warf den Medien damals eine Kampagne vor. Opfer kritisierten den Umgang des Bistums mit dem Leid der Betroffenen. Opfer-Vertreter Alexander Probst sagte, dass sechs kampfreiche Jahre zu Ende seien. „Jetzt haben wir ein Ergebnis von dem wir jahrelang getraumt haben.“ An einem Ziel wird aber noch gearbeitet: Ein Gesprach mit Kardinal Muller. Eine Anfrage in Rom lauft bereits.

 

 

 

 

 




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