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Heftige Kritik an Staatsakt Fur Missbrauchsopfer

By Steffen Arora, Katharina Mittelstaedt
der Standard
November 8, 2016

http://derstandard.at/2000047119787/Heftige-Kritik-am-Staatsakt-fuer-Missbrauchsopfer

Republik und Kirche veranstalten kommende Woche einen Staatsakt im Parlament. Doch viele Opfer wollen Taten sehen Innsbruck/Wien – Am 17. November ladt die Republik Osterreich zusammen mit der romisch-katholischen Kirche die Opfer von Missbrauch in staatlichen sowie kirchlichen Einrichtungen zu einem Staatsakt in den historischen Sitzungssaal des Parlaments. Nationalratsprasidentin Doris Bures (SPO) initiierte die Veranstaltung unter dem Titel "Geste der Verantwortung" auf vielfachen und seit langem geau?erten "Wunsch der Betroffenen", hei?t es aus ihrem Buro. Doch nicht alle ehemaligen Opfer sind von der Idee angetan, und an der geplanten Umsetzung gibt es viel Kritik. Bund druckt sich vor Verantwortung Hintergrund dafur ist die jahrelange Untatigkeit seitens des Bundes. Bis heute fehlt in Osterreich eine ubergeordnete Stelle, die sich der Missbrauchsfalle angenommen hatte. Gerade hinsichtlich der Judikatur ware dies aber dringend notwendig, um eine einheitliche Entschadigung sicherzustellen. Stattdessen sehen sich die Opfer hierzulande einem wahren Wildwuchs an Kommissionen gegenuber. Viele mussen – je nachdem, wo ihnen von wem ein Unrecht angetan wurde – einen Spie?rutenlauf von Kommission zu Kommission ertragen. Die Art und Hohe der Entschadigung hangt davon ab, wie gut die Betroffenen diese Hurden meistern. Das sorgte auch unter den Opfern fur Missgunst und Zwietracht. Sie sind nirgends organisiert, es gibt einige kleinere Gruppierungen und Vereine, aber kein zentrales Sprachrohr. Betroffene sind sich uneins, was Staatsakt anbelangt Robert Volek vom Verein "Wir Heimkinder", dem 103 Mitglieder angehoren, die Opfer von Missbrauch und Misshandlungen wurden, zahlt zu den Unterstutzern des Staatsaktes: "Seit sechs Jahren fordern wir das. Nun muss der Bund Charakter zeigen." Volek sieht den 17. November als Auftakt fur die Republik, endlich tatig zu werden: "Ich will horen, was die Verantwortlichen sagen. Wie wird es zum Beispiel weitergehen in Sachen Opferpension?" Peter Ruzsicska, ebenfalls ehemals Gepeinigter, ist anderer Meinung: "Der geplante Staatsakt fur Missbrauchsopfer ist eine dreckige Farce." Zugleich kritisiert er Leidensgenossen wie Volek, die an der Zeremonie teilnehmen, und unterstellt ihnen das "Stockholmsyndrom". Ruzsicska fordert Taten statt Worte und furchtet, die Republik wolle sich mit der Zeremonie reinwaschen: "Sie sollen endlich Gesetze erlassen, die unsere Rechtsanspruche als Opfer garantieren." Dass die Kirche am Akt teilnimmt, ist fur ihn, wie viele andere, unverstandlich. Zudem sto?en sich Kritiker daran, dass niemand seitens der Opfer selbst zu Wort kommen wird. Schauspieler sprechen statt Opfern Bures hat funf Schauspieler, darunter Karl Markovics und Miriam Fussenegger, engagiert, die Geschichten von Betroffenen vortragen werden. Man habe einerseits keine Auswahl unter den tausenden Opfern treffen konnen, und andererseits hatten Experten davon abgeraten, sie selbst auf die Buhne zu holen, weil es fur viele zu traumatisch sei, das Erlebte in wenigen Minuten wiederzugeben. Zudem habe sich niemand bei Bures gemeldet, der gerne sprechen wurde. Niemand ist zustandig Die wichtigste Frage abseits des Protokolls bleibt jedoch, was nach dem 17. November passieren wird. Seitens Bures betont man, dass der Staatsakt keineswegs einen Schlussstrich darstellen soll. Ob er allerdings der von vielen geforderte Startschuss fur ein langst uberfalliges Tatigwerden des Bundes ist, kann man auch nicht beantworten: "Was in der Folge passiert, liegt au?erhalb unseres Verantwortungsbereiches." Man habe jedoch im Vorfeld Gesprache mit allen Ministerien gefuhrt. Am naheliegendsten ware, dass sich Sozialminister Alois Stoger (SPO) der Agenda annimmt. Doch der wollte dazu am Montag keine Stellungnahme abgeben. (Steffen Arora, Katharina Mittelstaedt, 8.11.2016) - derstandard.at/2000047119787/Heftige-Kritik-am-Staatsakt-fuer-Missbrauchsopfer

 

 

 

 

 




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