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Sergio Cavaliere: Opfer-anwalt Von Missbrauchsopfern Kritisiert Den Papst

The Main-Echo
January 23, 2017

http://www.main-echo.de/ueberregional/politik/art4204,4384484

Der ita­lie­ni­sche An­walt Ser­gio Ca­va­lie­re, 46, hat zehn Op­fer se­xu­el­len Miss­brauchs durch Pries­ter in Ita­li­en ver­t­re­ten. Er be­klagt die man­geln­de Be­kamp­fung von Miss­brauch in der ka­tho­li­schen Kir­che und kri­ti­siert den Papst. Papst Fran­zis­kus ging hart mit Miss­brauch­sta­t­ern in der Kir­che ins Ge­richt und traf ei­ni­ge wich­ti­ge Ent­schei­dun­gen.

Meint es der Papst ernst?

Nein, sein Verhalten ist scheinheilig. Die von ihm eingerichtete Kinderschutzkommission hat in drei Jahren nichts zu Stande gebracht.

Von der Kommission stammt etwa der Vorschlag, ein Vatikangericht fur vertuschende Bischofe einzurichten...

...Aber seit der Ankundigung ist nichts passiert. Das Gericht gibt es immer noch nicht. Die Kommission hat sich dreimal getroffen und keine konkreten Ergebnisse geliefert. Das hat auch damit zu tun, dass ihre Mitglieder sich der Kirche verpflichtet fuhlen. Ein Betroffener, Peter Saunders, wurde wegen seiner Kritik vor die Ture gesetzt.

Der Journalist Emiliano Fittipaldi weist in seinem neuen Buch »Unzucht« darauf hin, dass sich Franziskus mit zahlreichen Pralaten umgibt, deren Verhalten zum Thema Missbrauch Fragen aufwirft. Konnen diese Anzeigen Wirkung zeigen?

Der Papst darf sich nicht mit diesen Mannern umgeben. Er muss aufraumen. Leider deutet sein Verhalten auf das Gegenteil hin.

Was meinen Sie damit?

Ich vertrete eines der Opfer des Taubstummen-Instituts Provolo aus Verona, in dem von Priestern jahrelang furchterliche Verbrechen begangen wurden. Wir zeigten Don Nicola Corradi im Jahr 2011 an, der Vatikan wusste Bescheid. 2014 tauchten dieselben Tater in einer Taubstummen-Schule in Argentinien wieder auf.

Was passierte dann?

Eine der Betroffenen uberreichte Papst Franziskus bei einer Generalaudienz noch im selben Jahr einen Brief, in dem geschrieben stand, dass die Manner unbehelligt in der Heimat des Papstes lebten und wieder mit Taubstummen in Kontakt waren. Nichts passierte. Corradi und die anderen wurden im vergangenen November verhaftet, weil sie wieder Kinder missbrauchten. Entweder werden dem Papst die Dinge nicht mitgeteilt, oder er ist ein Mitwisser.

In Landern wie den USA, Irland oder Deutschland wurden zahlreiche Falle von Missbrauch durch Priester in den vergangenen Jahren systematisch aufgearbeitet. Warum ist das in Italien oder auch Argentinien anders?

Die katholische Kirche ist in stark katholisch gepragten Landern immer noch sehr einflussreich und stark in der Gesellschaft verwurzelt. Die Aufklarung ist deshalb schwieriger. Die etwa 200 bekannt gewordenen Falle von Missbrauch in Italien sind nach meiner Einschatzung nur die Spitze des Eisbergs.

Warum geht die Aufklarung so langsam voran?

Die Bischofe haben sehr viel Einfluss. Wenn die Spitzen der Diozesen nicht kooperieren, haben die Staatsanwaltschaften wenig Moglichkeiten zur Aufklarung. Vieles wird unter der Decke gehalten. Au?erdem besteht in Italien keine gesetzliche Pflicht zur Anzeige von Missbrauch, und die Taten verjahren vergleichsweise schnell. Das ist das gro?te Hindernis.

Warum?

Die Opfer zeigen die Taten fast nie sofort an. Meist geht diesem Schritt ein langer Prozess voraus. Die Betroffenen wollen den Missbrauch nicht wahrhaben, sie schamen sich, haben Angst vor den Konsequenzen einer Anzeige und auch Angst davor, nicht ernst genommen zu werden. Oft zeigen sie deshalb erst nach Jahren oder Jahrzehnten ihre Peiniger an. Opferverbande fordern deshalb zurecht, dass die Verjahrung bei Missbrauch vollstandig aufgehoben wird.

 

 

 

 

 




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