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Papst Franziskus Misst Bei Der Verfolgung Sexuellen Missbrauchs Mit Zweierlei Ma?

Badische Zeitung
January 26, 2017

http://www.badische-zeitung.de/ausland-1/papst-franziskus-misst-bei-der-verfolgung-sexuellen-missbrauchs-mit-zweierlei-mass--132743952.html

Im Zeichen des Kreuzes wird nicht nur Gutes getan. Foto: dpa

Franziskus nannte die Padophilie im katholischen Klerus eine "Monstrositat". Er verglich Missbrauch mit einer "schwarzen Messe". Bischofe, die sexuellen Missbrauch durch Priester verheimlichen, sollten zurucktreten, forderte der Papst. Franziskus richtete eine Kommission ein, die den Kinderschutz in der Kirche fordern soll. Und er kundigte ein Tribunal an, in dem Bischofe fur Vertuschung zur Rechenschaft gezogen werden sollten. Es klang wie eine Revolution.

Und tatsachlich hat es Fortschritte gegeben. Ein echtes Vatikan-Gericht fur Bischofe wurde zwar nicht geschaffen. Aber seit September vergangenen Jahres gibt es zumindest eine rechtliche Handhabe gegen Bischofe, die ihre Sorgfaltspflicht verletzen. Die Entscheidungen daruber fallen Kardinale und letztendlich der Papst hinter verschlossenen Turen (siehe Hintergrund rechts). Entlassungen in Folge des neuen Gesetzes sind seither aber nicht bekannt geworden. Im Gegenteil. Der italienische Enthullungsjournalist Emiliano Fittipaldi weist in seinem neuen Buch "Lussuria" (Unzucht) darauf hin, dass die katholische Kirche weiterhin ein Glaubwurdigkeitsproblem hat.

Zahlreiche Pralaten, die eng mit dem Papst zusammenarbeiten, haben in der Vergangenheit mit zumindest moralisch zweifelhaftem Verhalten auf sich aufmerksam gemacht. Der eklatanteste Fall ist der des australischen Kardinals George Pell, dem Franziskus die Neuordnung der Vatikanfinanzen anvertraute. Pell fiel in Australien seit den 90er Jahren durch erbarmungsloses Auftreten gegenuber Betroffenen auf, nachsichtig zeigte er sich hingegen mit des Missbrauchs uberfuhrten Priestern. Ein Missbrauchsopfer wirft Pell vor, ihm Schweigegeld angeboten zu haben. Mehrere Betroffene klagen Pell sogar personlich wegen sexuellen Missbrauchs an, die Vorwurfe sind nicht bestatigt. Der Kardinal hat mit 75 Jahren bereits die Pensionsgrenze fur Behordenchefs im Vatikan erreicht, aber der Papst halt weiter an ihm fest. In einem Statement wies der Kardinal die Anschuldigungen als "Angriffe" auf seine Reformversuche als vatikanischer Finanzminister zuruck.

Pell ist nicht der einzige aus der obersten Machtetage im Vatikan. Da ware etwa Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga, der als Bischof in Honduras zwischen 2002 und 2003 eine Zeit lang einen von Interpol wegen Kindesmissbrauch gesuchten Priester unterbrachte. Maradiaga ist einer der engsten Vertrauten des Papstes, in einem Interview vor Jahren behauptete der Koordinator des Kardinalsrates, er wurde eher ins Gefangnis gehen, als einen seiner Priester zu verraten. Eines der gro?ten Probleme in der Kirche besteht offenbar weiter: Immer noch schutzen viele Bischofe lieber die Tater, als zur Aufklarung schwerer Straftaten beizutragen.

Mitunter griff der Franziskus personlich durch. Bei von ihm geschatzten Mitarbeitern legt er aber andere Ma?stabe an. Er toleriert die Vertuschungen des chilenischen Kardinals Francisco Javier Errazuriz, der den Priester und padophilen Serientater Fernando Karadima deckte. Errazuriz ist Mitglied des neunkopfigen Kardinalsrats des Papstes und seit Jahren sein enger Vertrauter. Dem franzosischen Kardinal Philippe Barbarin sieht er dessen Tatenlosigkeit gegenuber einem des Missbrauchs uberfuhrten Priester nach.

"Das Buch wimmelt von Fehlern, Ungenauigkeiten und Vermutungen", kritisierte der Jesuitenpater Hans Zollner, Mitglied der papstlichen Kinderschutzkommission. Viele der Vorwurfe seien nicht neu. Tatsache ist auch, dass Tater sich nicht mehr so sicher fuhlen konnen, wie noch vor wenigen Jahren. 1200 Anzeigen sind laut Fittipaldi in den ersten drei Amtsjahren von Franziskus bei der Glaubenskongregation eingegangen – doppelt so viele wie in den Jahren zwischen 2005 und 2009 unter Benedikt XVI.

 

 

 

 

 




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