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Bistum Osnabruck : Hinweise Auf 28 Missbrauchsfalle in 70 Jahren

Osnabruck Zeitun
January 30, 2017

http://www.noz.de/deutschland-welt/niedersachsen/artikel/843239/bistum-osnabrueck-hinweise-auf-28-missbrauchsfaelle-in-70-jahren#gallery&0&0&843239

KNA/epd Osnabruck. Im Bistum Osnabruck hat es in den zuruckliegenden Jahrzehnten 28 Hinweise auf Missbrauchsfalle gegeben. Sie bezogen sich auf 21 Personen, darunter auf 16 Geistliche der Diozese. An 17 Missbrauchsopfer zahlte das Bistum Geld.

Die Zwischenbilanz teilte das Bistum am Montag vor Journalisten in Osnabruck anlasslich der Vorstellung des neuen Ansprechpartners fur Missbrauchsfalle, des fruheren Landgerichtsprasidenten Antonius Fahnemann, mit. Die Falle verteilten sich auf einen Zeitraum von sieben Jahrzehnten.

Bistum zahlte Geld an 17 Opfer

Uber die Zahl der Opfer sage dies nichts; sie sei auch nicht zu ermitteln, so der Justiziar des Bistums, Ludger Wiemker. 19 Antrage auf materielle Anerkennung erlittenen Leids wurden nach den Angaben von Opfern gestellt. Davon seien zwei abgewiesen worden. In den anderen Fallen seien Betrage zwischen 1.000 und 10.000 Euro ausgezahlt worden. (Weiterlesen: Missbrauch im Bistum Osnabruck: Opfer erhalten 66.000 Euro)

Uberwiegend beziehen sich die Hinweise nach den Angaben auf Falle, bei denen die Beschuldigten verstorben sind. Neben 16 Geistlichen der Diozese wurden drei sonstige kirchliche Mitarbeiter beschuldigt sowie zwei seit Langerem dem Erzbistum Hamburg angehorende Geistliche. Die Hamburger Erzdiozese war 1995 hauptsachlich aus Teilen des Bistums Osnabruck neu gegrundet worden. Ein Priester wurde den Angaben zufolge trotz strafrechtlicher Verjahrung in einem kirchenrechtlichen Verfahren verurteilt. Er darf nicht mehr in der Kinder- und Jugendseelsorge arbeiten und keine Leitungsamter mehr ubernehmen. In einem Fall wurde ein Priester zu einer Geldstrafe verurteilt, weil er kinderpornografisches Material aus dem Internet heruntergeladen hatte. (Weiterlesen: Gerichtsprasident uber Gerechtigkeit und Fehlurteile)

Pro Jahr meldeten sich bei ihr ein bis zwei Personen, sagte die seit 2002 tatige zweite Ansprechpartnerin fur Missbrauchsfalle, die Frauenarztin Irmgard Witschen-Hegge. Neben sexuellem Missbrauchs gebe es Hinweise auf Gewaltanwendungen und psychischen Missbrauch. Ein wichtiges Anliegen der Betroffenen sei immer wieder der Wunsch, angehort und ernst genommen zu werden. Viele wollten, dass die Tater zur Rechenschaft gezogen werden, anderen genuge eine Entschuldigung des Taters. Auch lange zuruckliegende Ereignisse fuhrten vielfach heute noch zu Konflikten im Alltagsleben der Betroffenen.

Unabhangige Arbeit

Das Bistum Osnabruck setzt kunftig noch starker als bisher darauf, dass die Beauftragten fur Missbrauchsfalle vollig unabhangig von der Institution Kirche ihre Aufgabe wahrnehmen konnen. Neben Arztin Witschen-Hegge hat das Bistum nun Antonius Fahnemann zum neuen Ansprechpartner ernannt. Er war bis Ende 2016 Prasident des Landgerichts Osnabruck. „Ich bin Bischof Bode dankbar fur die Berufung, aber ich werde dieses Ehrenamt unabhangig und frei von Zwangen ausuben, nichts schonreden oder abwiegeln“, sagte Fahnemann am Montag bei seiner Vorstellung.

Vertrauen in die Kirche verloren

Fahnemann unterstrich die gro?e Bedeutung der Unabhangigkeit dieses Amtes. Er selbst habe das Vertrauen in die Institution Kirche zu einem gro?en Teil verloren, als von 2010 an zahlreiche Missbrauchsfalle innerhalb der katholischen Kirche bekanntwurden. Es sei fur die Opfer auch nach Jahrzehnten noch wichtig, „dass eine Schuld festgestellt wird, sonst bleibt eine offene Wunde“.

Auch der Personalchef des Bistums, Ulrich Beckwermert, wies darauf hin, dass bewusst Menschen fur dieses Amt ausgesucht worden seien, „die nicht im kirchlichen Bereich tatig sind oder waren“. Er rief dazu auf, jeglichen Verdachtsfall zu melden und versprach die sofortige Weiterleitung an die Staatsanwaltschaft, falls sich ein Verdacht erharten sollte: „Jeder Fall von Kindesmissbrauch ist ein Verbrechen und nichts darunter.“ Witschen-Hegge betonte, dass viele Opfer sich erst nach 2010 getraut hatten, ihre Leiden zu erzahlen. In der Regel seien dadurch ihre Beziehungen zu anderen Menschen bis heute belastet.

 

 

 

 

 




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