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Papst schreibt Vorwort für Buch eines Missbrauchsopfers

Radio Vatikan
February 13, 2017

http://de.radiovaticana.va/news/2017/02/13/papst_schreibt_vorwort_f%C3%BCr_buch_eines_missbrauchsopfers/1292113

Kindesmissbrauch - AP

[Pope Francis has written the preface for a book on abuse. He asks for forgiveness for the sins of the church and promises to deal harshly with offenders. The preface was published Monday in the Italian daily La Repubblica. The book is written by Daniel Pittet, a former Swiss priest who is now married and has six children. Pittet was sexually abuse for four years by a priest.]

Papst Franziskus hat ein Vorwort zum Buch eines Missbrauchsopfers geschrieben. In dem Text bittet der Papst um Vergebung für die Sünden von Kirchenleuten und verspricht, mit Härte gegen Missbrauchstäter vorzugehen. Das Papst-Vorwort wurde an diesem Montag von der italienischen Tageszeitung La Repubblica veröffentlicht.

Das Buch, zu dem Franziskus seinen Text beisteuerte, stammt von dem Schweizer Daniel Pittet. Er war früher Priester, ist mittlerweile verheiratet und hat sechs Kinder. Beginnend mit einem Alter von acht Jahren, war Pittet vier Jahre lang von einem Priester sexuell missbraucht worden. Der Schweizer und der Papst sind einander vor zwei Jahren im Vatikan begegnet. Sein Buch erschien auf Italienisch im Vatikanverlag LEV und trägt den Titel: „Ich vergebe Ihnen, Pater“.

„Ich bitte demütig um Vergebung“

Das Vorwort des Papstes nennt Pittets Bericht „notwendig, wertvoll und ermutigend“. Das Leiden dieses Mannes habe ihn „getroffen“. „Da habe ich noch einmal gesehen, welche furchtbaren Schäden sexueller Missbrauch anrichtet, und wie lang und schmerzvoll der Weg ist, den die Opfer gehen müssen“, schreibt Franziskus. Er sei „glücklich darüber, dass andere heute sein Zeugnis lesen und dabei entdecken können, wie sehr das Böse ins Herz eines Dieners der Kirche eintreten kann“.

„Wie kann ein Priester, der Christus und seiner Kirche dient, dazu kommen, soviel Böses anzurichten? Wie kann er sein Leben dazu geweiht haben, Kinder zu Gott zu führen, und sie stattdessen in einem ,diabolischen Opfer´ verschlingen, das sowohl das Opfer als auch das Leben der Kirche zerstört? Einige Opfer haben sogar Selbstmord begangen. Diese Toten lasten auf meinem Herzen, meinem Gewissen und dem der ganzen Kirche. Ihren Familien gegenüber drücke ich Gefühle von Liebe und Schmerz aus und bitte demütig um Vergebung.“

„Extreme Strenge gegen Täter und die, die sie decken“

Sexueller Missbrauch von Schutzbefohlenen ist, so fährt der Papst fort, „etwas absolut Monströses, eine furchtbare Sünde, radikal allem entgegengesetzt, was Christus uns lehrt“. Jesus selbst habe für solche Fälle „sehr strenge Worte gebraucht“. Die Kirche habe die Pflicht, „sich mit besonderer Zuneigung um die Schwächsten und Verletzlichsten zu kümmern und sie zu beschützen“. Zugleich stehe die Kirche in der Pflicht, „gegenüber Priestern, die ihre Mission verraten, und gegenüber ihren Vorgesetzten, ob Bischöfen oder Kardinälen, die sie eventuell decken, extreme Strenge walten zu lassen“.

Immerhin freue er sich, so Franziskus weiter, dass Pittet nach den traumatischen Erfahrungen seiner Kindheit später „auch noch ein anderes Gesicht der Kirche kennengelernt hat“. Das habe dem Missbrauchsopfer erlaubt, „nicht die Hoffnung auf Menschen und auf Gott zu verlieren“. „Das verletzte Kind von damals ist heute ein aufrechter Mann.“ Der Papst erwähnt, dass der Schweizer 44 Jahre nach den Taten dem Priester, der ihn damals missbraucht hatte, begegnet sei. „Er hat dem Mann, der ihn im Tiefsten der Seele verletzt hat, in die Augen geschaut und ihm die Hand hingestreckt.“

„Mauer des Schweigens niederreißen“

Berichte wie die von Daniel Pittet seien wichtig, schreibt der Papst, „weil sie die Mauer des Schweigens niederreißen, die die Skandale und das Leiden verbergen, und Licht in eine schreckliche Schattenzone im Leben der Kirche werfen“. Sie machten den Weg frei „für eine gerechte Entschädigung und für die Gnade der Versöhnung“ und seien auch eine Hilfe „für die Pädophilen, damit ihnen die furchtbaren Folgen ihrer Handlungen bewusst werden“. Er bete für alle, „die in ihrer Unschuld verletzt worden sind, auf dass Gott sie wieder aufrichte und sie heile – und auf dass er uns allen seine Vergebung und sein Erbarmen schenke“.




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