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Vertuscher Ist Pado-experte Der Kirche

By Laurent Grabet und Andreas Dietrich
Blick
February 16, 2017

http://www.blick.ch/news/ex-kapuzinerchef-deckte-jahrelang-den-kindesmissbraucher-pater-joel-ausgerechnet-vertuscher-ist-paedo-experte-der-kirche-id6223479.html

Pater Ephrem Bucher im Buro der Pfarrei Mels. LAURENT GRABET

Die katholische Kirche hat schnell auf die Enthullungen von Missbrauchs-Opfer Daniel Pittet (57) reagiert, uber die BLICK in den letzten Tagen ausfuhrlich berichtet hat. Am Montag teilten Bischofskonferenz, die Diozese Genf, Lausanne und Freiburg sowie der Kapuzinerorden mit, dass man «die Fehler zutiefst bedauert, welche damals begangen wurden». Zudem wurden Untersuchungen in Aussicht gestellt zur moglichen Beteiligung weiterer Personen ausser des padophilen Priesters Pater Joel (76). Selbst Papst Franziskus zeigte sich erschuttert und bat im Namen der Kirche um Vergebung.

Mehr Zeit hingegen liess sich die Kirche mit der Einsetzung einer Kommission, die sich des heiklen Themas annehmen soll. Anfang 2014 wurde sie in Aussicht gestellt – erst drei Jahre spater hat sich das von den Schweizer Bischofen eingesetzte «Fachgremium Sexuelle Ubergriffe im kirchlichen Umfeld» konstituiert. Es besteht aus rund zehn Mitgliedern, Kirchenvertretern wie weltlichen Experten.

Als Kapuziner-Chef nicht eingeschritten

Und jetzt das: Einer der soeben eingesetzten Experten ist ausgerechnet Pater Ephrem Bucher. Der 73-Jahrige hat in seiner Zeit als Chef der Kapuziner nichts unternommen, um das Treiben des padophilen Ordensbruders Pater Joel zu stoppen – obschon ihm dieses bekannt war. Uberdies hatte Bucher mit ihm in seiner Jugendzeit ein Jahr im selben Priesterseminar verbracht.

Pater Joel, der in hohem Alter nun selber zugibt, 40 Kinder sexuell missbraucht zu haben, wurde fur seine Taten nie zur Rechenschaft gezogen. Einzige Unbill fur ihn war eine Verurteilung in Frankreich zu zwei Jahren Gefangnis – bedingt. Unter anderem, weil er seinen Neffen missbraucht hatte. Die Kapuziner stellten ihn lediglich von pfarramtlichen Tatigkeiten frei.

Bucher halt sich fur bestens qualifiziert

Der Luzerner Bucher, der heute als sogenannter Guardian uber die Geschicke des kleinen Kapuzinerklosters Mels SG wacht, raumt «Versaumnisse bei der Aufarbeitung dieser Angelegenheit» ein. «Waren wir Kapuziner anders vorgegangen, hatte sich viel Leid vermeiden lassen.» Doch statt Pater Joel den weltlichen Behorden zu ubergeben, versetzten ihn die Kapuziner von einem Ort zum andern. Der Orden regelte alles quasi in der Familie. «Wir dachten nicht, die Sache ziehe solch weite Kreise», sagt Bucher.

Und jetzt sitzt ausgerechnet dieser Mann im Expertengremium der katholischen Kirche, das sexuelle Ubergriffe an Kindern aufdecken und verhindern soll. Findet er das richtig? Daran lasst Bucher keinen Zweifel, als ihn BLICK in seinem Kloster besucht. «Ich habe eine umfassende Ausbildung zu Fragen rund um Padophilie absolviert und weiss dank dem Fall von Pater Joel, welche Fehler man nicht machen darf», sagt er.

Bischof Morerod: «Das war uns nicht bewusst»

Etwas anders sieht dies Charles Morerod (55), Prasident der Schweizer Bischofskonferenz. Gegenuber BLICK raumt er ein: Zum Zeitpunkt der Ernennung seien sich seine Kollegen und er «nicht bewusst gewesen, wie weit Ephrem Bucher an der luckenhaften Aufarbeitung des Falls von Pater Joel beteiligt gewesen» sei. Im Nachhinein wurde der Prasident der Bischofskonferenz Pater Bucher nicht mehr ernennen.

Allem Anschein nach hoffen auch andere Schweizer Bischofe, Ephrem Bucher werde aus freien Stucken demissionieren. Doch der Angesprochene scheint diesen Schritt nicht tun zu wollen.

500’000 Franken fur die Opfer

Aufgabe der Padophilen-Kommission ist die Beratung der Bischofe zum Thema sexuelle Ubergriffe in der Kirche, die Mithilfe bei der Aus- und Weiterbildung von Priestern oder auch die Prufung von Gesuchen um finanzielle Genugtuung von Opfern.

Die Genugtuungssumme variiert je nach Schwere des Falls. Betrage von bis zu 10’000 Franken und in sehr schweren Fallen bis 20’000 Franken sind moglich. Der Genugtuungsfonds ist mit einer halben Millionen Franken dotiert.

Im vergangenen Dezember hatte die Bischofskonferenz bekannt gegeben, dass zwischen 2010 und 2015 insgesamt 223 Falle von sexuellem Missbrauch bekannt geworden seien. Im selben Zeitraum seien 204 Tater gezahlt worden, Priester, Theologen oder kirchliche Mitarbeiter. Fur 2016 sind die Zahlen noch nicht bekannt.

Opferhilfe ist skeptisch

Die Reue und Selbstkritik, mit der die katholische Kirche in Sachen Padophilie derzeit an die Offentlichkeit tritt, uberzeugt nicht uberall. So ist die Vize-Prasidentin der Vereinigung Sapec, die Opfer von padophilen Kirchenleuten vertritt, sehr skeptisch. «Ich glaube nicht, dass die Kirche wirklich Licht in dieses dunkle Kapitel bringen will», sagte Marie-Jo Aeby gestern dem Westschweizer Radio. Daran andert auch nichts, dass der Papst mit seinem Vorwort hochstpersonlich den Segen zum Enthullungsbuch von Padophilie-Opfer Daniel Pittet gegeben hat.

 

 

 

 

 




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