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Mauern Des Schweigens

By Margot Litten
Deutschland Funk
February 24, 2017

http://www.deutschlandfunk.de/eine-lange-nacht-ueber-spaniens-geraubte-kinder-mauern-des.704.de.html?dram:article_id=377270

Die Tragodie begann zur Zeit des spanischen Burgerkriegs und setzte sich bis in die 90er-Jahre fort. Ursprunglich politisch motiviert, wurde der Babyraub bald zu einem lukrativen Geschaft, in das Arzte, Anwalte, und vor allem die katholische Kirche verwickelt waren. Man schatzt, dass in spanischen Geburtskliniken mehr als 300.000 Babys verschwanden.

Mehr als 300.000 Babys sollen in der Zeit von Francisco Franco in Spanien verschwunden sein. (imago/United Archives International)

Die Tragodie begann zur Zeit des spanischen Burgerkriegs und setzte sich bis in die 90er-Jahre fort. Ursprunglich politisch motiviert, wurde der Babyraub bald zu einem lukrativen Geschaft, in das Arzte, Anwalte, und vor allem die katholische Kirche verwickelt waren. Man schatzt, dass in spanischen Geburtskliniken uber die Jahrzehnte mehr als 300.000 Babys verschwanden und mit gefalschten Papieren an kinderlose Paare verkauft wurden.

Inzwischen suchen Mutter ihre Kinder, und Kinder ihre leiblichen Eltern - doch das gestaltet sich extrem schwierig: Kein Wunder angesichts fehlender Dokumente, mangelndem politischen Willen und vor allem der Mauer des Schweigens, mit der sich die Kirche umgibt.

Wie konnten solche Verbrechen passieren?

Noch dazu in dieser ungeheuren Dimension? Warum blieben sie bis heute ungesuhnt? Und wieso waren in ganz Spanien immer Nonnen und Priester in den Babyraub verwickelt?

Die Gegenwart erklart sich aus der Vergangenheit: In der Langen Nacht tauchen wir ein in die fest gefugte, von Franco und der katholischen Kirche gepragte spanische Gesellschaft. Eine Gesellschaft, die ihre Geschichte verdrangt hat und ihre Toten bedeckt mit dem Leichentuch des Schweigens, im Glauben, nur so einen versohnlichen Ubergang von der Diktatur zur Demokratie zu schaffen.

Auszug aus dem Manuskript der Sendung:

Es waren dunkle Jahre im bigotten Spanien. Abtreibung war verboten, ledige Mutter wurden ausgegrenzt, und so erschien Schwester Marias Offerte mancher Frau in Not wie ein Geschenk des Himmels. Die Nonne vom Orden der Hijas de Caridad, der Tochter der Barmherzigkeit war Sozialhelferin in der Klinik Santa Cristina und zugleich Dr. Velas rechte Hand. In Zeitungsinseraten bot sie alleinstehenden Schwangeren Unterkunft in kirchlich gefuhrten Pensionen an, aber auch die Moglichkeit, in San Ramon kostenlos zu entbinden.

Mit der Zeit freilich mehrten sich die Hinweise, dass dort - wie auch in den beiden Nachbarkliniken ODonell und Santa Cristina - einiges nicht mit rechten Dingen zuging: Auffallend viele Babys kamen tot zur Welt oder starben nach wenigen Tagen, seltsamerweise oft an Otitis, Mittelohrentzundung. Andere waren zur Adoption freigegeben, man munkelte, wer ein Baby wolle, wurde in San Ramon sehr schnell fundig. Die Schwangere gehe durch die eine Ture rein, und die Adoptivmutter gehe mit dem Baby durch die andere Ture raus.

Schwester Maria druckte es spater in einem Interview so aus: Die Leute kamen und schauten die Babys an als kauften sie Pferde … bereits Anfang der 80er-Jahre stand die Nonne aus Madrid im Mittelpunkt samtlicher Vorwurfe, zusammen mit dem Gynakologen Dr. Vela, einem Erzkatholen, der - wie man heute wei? – in jener Zeit ein erstaunlich gro?es Vermogen angehauft hatte, mit dem er unter anderem ein Betonwerk finanzierte. Nachdem einige Frauen den Arzt damals angezeigt hatten, kochte der Skandal hoch. Die Untersuchungen gegen Eduardo Vela verliefen allerdings im Sande. Er habe – so seine Aussage - genau Buch gefuhrt uber die Geburten in seiner Klinik, samtliche Namen und Daten der letzten Jahre seien korrekt in einem Heft vermerkt.

Die Polizei verzichtete darauf, sich dieses Heft zeigen zu lassen.

Zwar schloss sie San Ramon im Februar 1982, jedoch konnte Dr. Vela in seiner eigenen Praxis unbehelligt weiterarbeiten.

Auch Schwester Maria geschah nichts, obwohl ihr mehr als 1.000 Falle von Babyraub angelastet wurden.

Auszug aus dem Manuskript:

Elsa Lopez ist Schriftstellerin und lebt heute mit ihrer Familie auf der Kanareninsel La Palma. Mit ihren Madrider Jahren verbinden sie schreckliche Erinnerungen.

 

 

 

 

 




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