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Kapuziner Vermuten Kirchenpolitische Instrumentalisierung Des Falls Pittet

cath.ch
February 24, 2017

https://www.kath.ch/newsd/kapuziner-vermuten-kirchenpolitische-instrumentalisierung-des-falls-pittet/

Willi Anderau, Kapuziner | © Andrea Krogmann

Zurich, 20.2.17 (kath.ch) Ein anonymes Mail versetzt die Schweizer Kapuziner in Aufregung. Darin wird suggeriert, Mauro Johri, zurzeit Generalminister des Kapuzinerordens, sei der Hauptschuldige im Missbrauchsfall Pittet. Willi Anderau, Informationsbeauftragter der Schweizer Kapuziner, vermutet, dass «konservative Kreise um den Churer Bischof Vitus Huonder» Johri als Kandidaten fur den Posten eines apostolischen Administrators «abschiessen» wollen. Das Bistum Chur will sich nicht zu den Vorwurfen aussern.

Aktuelle Entwicklung

Barbara Ludwig

In dem anonymen Mail, das kath.ch vorliegt, werden einige Fakten im Zusammenhang mit dem Missbrauchsfall Pittet aufgelistet. Dazwischen wird immer wieder auf Mauro Johri hingewiesen. Etwa auf die Tatsache, dass der Bundner Kapuziner von 1995 bis 2001 und von 2005 bis 2006 Provinzial der Schweizer Kapuziner war und seit 2006 dem Orden als Generalminister vorsteht. Das Mail verweist auch auf Artikel uber das Freiburger Missbrauchsopfer Daniel Pittet im Internet. Es sei «klar, dass Johri alles gewusst haben muss», heisst es in dem Mail. Dem Orden wird vorgeworfen, «gerade auch unter Johri» kein innerkirchliches Verfahren eroffnet zu haben.

Spekulativer Zeitungsartikel weckt Verdacht

Willi Anderau, der Informationsbeauftragte der Schweizer Kapuziner, weiss nicht, wer alles das Mail bekommen hat. Aber er hegt den Verdacht, dass es von Giuseppe Gracia, Sprecher des Bistums Chur, stammt oder in dessen Auftrag an ausgewahlte Journalisten geschickt wurde.

«Er hat gute Beziehungen zu gewissen Zeitungen, etwa zur ‘Luzerner Zeitung’ oder zum ‘Sonntagsblick'», sagte Anderau, selber Mitglied des Ordens und zudem Vorstandsmitglied der Pfarrei-Initiative Schweiz, am Montag gegenuber kath.ch. Anderau weist auf einen spekulativen Artikel der «Luzerner Zeitung» vom 17. Februar hin. Diese schreibt unter Berufung auf einen anonymen katholischen Insider, dass die Spuren der Vertuschung in den Vatikan fuhren. Namen nennt sie keine, aber es ist offensichtlich, dass der aktuelle Generalminister des Ordens in Rom gemeint ist.

«Es wurde mich sehr wundern, wenn hinter dem Mail nicht Giuseppe Gracia die treibende Kraft ware», sagte Anderau. Giuseppe Gracia wollte die Vorwurfe nicht kommentieren, wie er am Montag gegenuber kath.ch mitteilte.

Johri aus der Reihe der Provinziale «herausgepickt»

In dem Mail sei «auffallig», dass man die ganze Verantwortung im Fall Pittet auf Johri abschieben wolle. «Aus einer ganzen Reihe von Provinzialen wird er herausgepickt, obschon er erst einige Jahre nach dem Bekanntwerden des Falls 1989 die Verantwortung fur die Provinz Schweiz ubernahm», so der Kapuziner. Fur ihn ist deshalb klar, dass damit versucht werde, Johri als Kandidaten fur das Amt des apostolischen Administrators im Bistum Chur «abzuschiessen». «Das Mail muss aus dem Dunstkreis konservativer Kreise um Bischof Vitus Huonder stammen, die alles versuchen, um Johri anzuschwarzen. Es geht gar nicht um die sexuellen Ubergriffe.»

Fur Anderau ist Johri ein «valabler» Kandidat fur das Amt des Administrators. Aber er halt ihn nicht fur einen Favoriten. «Johri wird noch einige Zeit uber den Wahltermin hinaus Generalminister des Kapuzinersordens bleiben.»

Das Mail argere ihn insbesondere, «weil es zeigt, mit welchen fiesen Methoden man in Chur arbeitet, nur um die eigene Politik durchzusetzen», so Anderau. Man schiebe einer Person die Hauptschuld zu, ohne der Komplexitat des Falls Rechnung zu tragen.

Sorge ums Image und eine «Falle»

Gegenuber kath.ch erklarte Anderau auch, warum Johri keine Presseanfragen zum Fall Pittet beantwortet, auch nicht diejenige von kath.ch. Man sorgt sich bei den Kapuzinern um das Image des Ordens: «Wenn er jetzt beginnt, Auskunft zu geben, werden sich die Boulevardmedien mit Wonne auch Rom zuwenden. Mit ihren Informationen werden sie dort ein Zerrbild des Ordens prasentieren.» Anderau verweist auf die geplante Untersuchung, die die Schweizer Kapuziner am 13. Februar ankundigten. Vor Ende dieser Untersuchung musse sich Johri nicht zum Fall Pittet aussern. Fur Auskunfte stehe Agostino Del Pietro, der aktuelle Provinzial, zur Verfugung.

Johri wurde in eine «Falle tappen», wenn er jetzt anfinge, sich zu verteidigen, so Anderau. Namlich die Falle, die ihm diejenigen stellten, die ihn als Administrator des Bistums Chur verhindern wollten. Dies sei der Hauptgrund fur Johris Schweigen.

In der Allianz «Es reicht!» zusammengeschlossene Reformkatholiken fordern, dass Rom nach dem bevorstehenden Rucktritt des Churer Bischofs Vitus Huonder einen apostolischen Administrator einsetzt, um die Situation im Bistum Chur zu befrieden. Die Allianz uberreichte dem apostolischen Nuntius Thomas E. Gullickson bei einem Treffen am 6. Februar eine Petition, in der sie ihr Anliegen formulierte. Laut der Allianz lehnt der Papstbotschafter die Einsetzung eines Administrators ab.

 

 

 

 

 




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