Hat dieser Berliner Priester Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht?

By Nicole Dolif
B.Z.
April 07, 2017

http://www.bz-berlin.de/berlin/mitte/hat-dieser-berliner-priester-kinder-und-jugendliche-sexuell-missbraucht

Pater Peter R. ist seit sieben Jahren im Ruhestand

[Peter R. is said to have abused children and adolescents at the Canisius College in Tiergarten. Now the Archbishopric of Berlin has initiated a trial against the 76-year-old.]

Peter R. soll am Canisius-Kolleg in Tiergarten Kinder und Jugendliche missbraucht haben. Jetzt hat das Erzbistum Berlin ein Verfahren gegen den 76-Jährigen eingeleitet.

Die letzten sieben Jahre konnte Priester Peter R. (76) ungestört seinen Ruhestand in Berlin genießen. Dabei wird dem früheren Jesuitenpater, der von 1970 bis 1982 am Canisius-Kolleg gearbeitet hat, vorgeworfen, Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht zu haben. Juristisch sind die Taten verjährt. Aber jetzt hat das Erzbistum Berlin ein Verfahren gegen Peter R. eingeleitet.

„Zur Erstellung einer Klageschrift benötigt der kirchliche Anwalt, dem weltlichen Recht vergleichbar, belastbare und zuordenbare Aussagen von Zeugen und Betroffenen“, sagt Stefan Förner, Sprecher des Erzbistums Berlin. Bisher lägen die Beschuldigungen nur in anonymer Form vor.

Peter R. gilt als einer der beiden Haupttäter im Missbrauchs-Skandal am Canisius-Kolleg. Die Taten kamen vor sieben Jahren ans Licht. Der damalige Rektor hatte etwa 500 ehemalige Schüler in einem Brief darüber informiert, dass mindestens zwei Patres in den 70er- und 80er-Jahren die Taten begangen hätten. Daraufhin meldeten sich 205 Betroffene.

Nach Angaben der Betroffenen-Initiative „Eckiger Tisch“ hatten bereits 1981 Schüler des Canisius-Kollegs den damaligen Schulleiter über Missbrauch durch Peter R. informiert. Der Pater sei daraufhin versetzt worden, arbeitete aber weiter mit Jugendlichen. Nun muss sich Peter R., der die Taten damals bestritt, vor der Kirche verantworten.

„Wir begrüßen dieses Verfahren und hoffen, dass es auch gelingt, die systemischen und institutionellen Hintergründe aufzuhellen und Verantwortlichkeiten festzustellen“, sagt Matthias Katsch, Sprecher des „Eckigen Tischs“.