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Hamburger Kinderheim Margaretenhort sucht Zeitzeugen

Welt
May 05, 2017

https://www.welt.de/regionales/hamburg/article164278305/Hamburger-Kinderheim-Margaretenhort-sucht-Zeitzeugen.html

In den 80er-Jahren lebten etwa 70 Kinder und Jugendliche im Margaretenhort

[A year ago, it was known for the first time that in the 1980s children were sexually abused in a Hamburg children home. Two former inhabitants had reported the abuse. Now the (Protestant) church is looking for more contemporary witnesses.]

Vor einem Jahr war erstmals bekannt geworden, dass in 80er-Jahre in einem Hamburger Heim Kinder sexuell missbraucht worden sein sollen. Zwei ehemalige Bewohnerinnen hatten sich gemeldet. Nun sucht die Kirche weitere Zeitzeugen.

Nach einem Aufruf des Kirchenkreises Hamburg-Ost im Oktober haben sich mehrere ehemalige Bewohner des evangelischen Kinderheimes gemeldet, in dem in den 80er-Jahren mehrere Kinder sexuelle missbraucht worden sein sollen. Die Aussagen seien schlüssig und glaubwürdig, erklärte Pröpstin Ulrike Murrmann am Donnerstag. Die Gespräche mit den Personen stünden erst am Anfang. Es habe sich aber gezeigt, so Pröpstin Murmann, „dass wir auf dem richtigen Weg sind“. Nun werde nach weiteren Zeitzeugen gesucht.

Grundlage der Recherchen sind die Aussagen von zwei ehemaligen Bewohnerinnen des Margaretenhortes im Hamburger Stadtteil Harburg, die selbst nicht direkt betroffen waren. Danach sollen mehrere Mädchen und Jungen von älteren Jugendlichen in der Einrichtung über längere Zeit sexuell missbraucht worden. Für den Kirchenkreis ist noch völlig unklar, wie viele Kinder und Jugendliche betroffen sind. Die Akten mit den Listen der Bewohner wurden nach den gesetzlichen Vorgaben bereits vernichtet.

Der Kirchenkreis Hamburg-Ost bittet daher die Opfer, sich zu melden, und bietet ihnen seelsorgerliche Gespräche, Therapien und juristische Beratung an. Murmann: „Ich verstehe jedoch die Vorsicht, sich nach Jahren stetiger Verletzungen und Abweisungen an die Institutionen wenden zu sollen, die für dieses Leid mit verantwortlich sind, weil sie sie nicht geschützt haben.“ Aufgerufen sind aber auch Menschen aus dem Umfeld, die über die Zeit im Margaretenhort berichten können.

Die zentrale Einrichtung ist inzwischen aufgelöst

Der Margaretenhort an der Harburger St. Petrus-Kirche wurde 1907 gegründet und war in den 80er Jahren ein Heim für rund 70 Kinder und Jugendliche. Dabei handelte es sich überwiegend um Waisenkinder und Kinder aus zerrütteten Familien. Außerdem lebten hier Kinder aus Flussschiffer-Familien. Die zentrale Einrichtung wurde Mitte der 80er-Jahre schrittweise aufgelöst. Heute leben die rund 80 betreuten Kinder und Jugendlichen in Einzelwohnungen in Harburg und Umgebung. Träger war seinerzeit der Kirchenkreis Harburg. Heute ist der Kirchenkreis Hamburg-Ost Mehrheitsgesellschafter.

„Wir möchten wissen, was geschehen ist und aufklären“, sagte Rainer Rißmann, Geschäftsführer des Margaretenhorts. „Wir suchen nach Antworten, die unserer heutigen Präventionsarbeit dienen können und wollen Fehler nicht wiederholen.“




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