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Papst Trennt Sich Von Kardinal Muller

Katholisch
June 30, 2017

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Papst Franziskus hat sich uberraschend von einem seiner ranghochsten Mitarbeiter getrennt. Wie die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) am Freitagabend im Vatikan erfuhr, wird die Amtszeit von Kardinal Gerhard Ludwig Muller (69) als Leiter der Romischen Glaubenskongregation nicht verlangert. Sie endet nach funf Jahren fristgerecht am 2. Juli.

Muller verdankte seine Ernennung im Jahr 2012 dem damaligen Papst Benedikt XVI. Im Jahr 2014 erhob Papst Franziskus ihn zum Kardinal. Zwischen Muller und Papst Franziskus hatte es in den vergangenen Jahren Meinungsverschiedenheiten in moraltheologischen Fragen gegeben, insbesondere in der Frage des Umgangs der Kirche mit wiederverheirateten Geschiedenen. Zuletzt hatte Muller am 25. Mai in einem Fernseh-Interview die Tatsache kritisiert, dass Franziskus drei Mitarbeiter des Kardinals gegen dessen Willen entlassen hatte.

Bereits seit langerer zeit Spekulationen uber Ablosung

Muller, ein akademischer Schuler von Kardinal Karl Lehmann, war vor seinem Wechsel nach Rom seit 2002 Bischof von Regensburg. Davor lehrte er als Professor fur Dogmatik an der Universitat Munchen. Medien spekulierten bereits seit einiger Zeit uber eine Ablosung Mullers. Der deutsche Kardinal spielte im Gegensatz zu seinen Vorgangern im Amt, vor allem dem damaligen Kardinal Joseph Ratzinger, unter Franziskus keine zentrale Rolle.

Offensichtlich wurden gegensatzliche Auffassungen zwischen dem Muller und dem Papst bei der Interpretation des papstlichen Schreiben "Amoris laeitita" vom April 2015. Muller vertrat offentlich die Auffassung, dass auch nach diesem Dokument der Kommunionempfang fur geschiedene Katholiken, die zum zweiten Mal geheiratet haben, nur dann moglich sei, wenn sie in dieser Verbindung sexuell enthaltsam lebten. Der Papst hie? hingegen Interpretionen gut, die einen Kommunionempfang auch ohne eine solche Lebensweise in Einzelfallen gestatteten.

Kardinal Gerhard Ludwig Muller, der Prafekt der Glaubenskongregation, und Papst Franziskus bei den Beratungen der Bischofssynode zu Ehe- und Familienthemen im Oktober 2014 im Vatikan.

Der am 31. Dezember 1947 im heutigen Mainz-Finthen geborene Muller ist ein Theologe von internationalem Ruf. Bereits 1997 berief Papst Johannes Paul II. den Munchener Dogmatik-Professor in die Internationale Theologenkommission, einen theologischen Thinktank fur Papst und Kurie. Nach seiner Bischofsernennung 2002 wurde er Mitglied der Glaubenskongregation - als einer von nur vier Nicht-Kardinalen. Muller ist zudem Herausgaber der gesammelten Ratzinger-Werke.

Die alteste Behorde des Heiligen Stuhls

Die Kongregation fur die Glaubenslehre, der Muller noch bis Sonntag vorsteht, ist die alteste Behorde des Heiligen Stuhls. 1542 unter Papst Paul III. als "Kongregation der Romischen und Universalen Inquisition" gegrundet, war sie lange Zeit die oberste, aber auch die am meisten gefurchtete Behorde des Heiligen Stuhls. Nach der Reformation sollte sie den Glauben rein erhalten, die Kirche vor Irrlehren schutzen, gegen Haresien verteidigen, Glaubensversto?e untersuchen und gegebenenfalls bestrafen - im schlimmsten Fall mit dem Tode.

Einer der aktivsten und wirkmachtigsten Prafekten der Glaubenskongregation war Kardinal Joseph Ratzinger, der spatere Papst Benedikt XVI. Er leitete die Behorde von 1982 bis 2005 und ma?regelte in dieser Zeit mehrere hundert Theologen und Autoren. Au?er fur Lehrfragen ist die Glaubenskongregation auch fur Disziplinar-Vorgange zustandig. Hier steht seit Jahrzehnten der Kampf gegen sexuellen Missbrauch durch Kleriker im Vordergrund. (bod/KNA)

 

 

 

 

 




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