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Zwiespaltige Reaktionen Auf Papst-entscheidung

BR
July 1, 2017

http://www.br.de/nachrichten/kardinal-mueller-papst-100.html

Die Entscheidung des Papstes, die Amtszeit von Kurienkardinal Gerhard Ludwig Muller als Chef der Glaubenskongregation nicht zu verlangern, hat sehr unterschiedliche Reaktionen erzeugt.

Den Kardinal selbst hatte die Nachricht von seiner Entlassung offenbar unvorbereitet getroffen. Am Freitagmittag habe er vom Papst erfahren, dass seine Zeit als Prafekt der Glaubenskongregation beendet ist, so zitiert die "Mainzer Allgemeine Zeitung" Gerhard Ludwig Muller, der sich am Wochenende in Mainz wegen eines Klassentreffens aufhalt.

Kritik an der Personalpolitik des Papstes

Ein schwieriges Verhaltnis: Papst Franziskus und Kardinal Muller im November 2014

In der jungsten Vergangenheit hatte Muller Papst Franziskus offen kritisiert. Beispielsweise beim Thema Ehe und Familie. Der Papst will die Kirche fur wiederverheiratete Geschiedene offnen und sie im Einzelfall wieder zur Kommunion zulassen. Muller sagte in seinem letzten Interview mit dem katholischen Sender EWTN: "Die Ehe ist und bleibt unaufloslich, egal, was der Papst sagt." Es sei "unmoglich", dass der Papst als Stellvertreter Christi eine Lehre vertrete, die gegen die Worte von Jesus Christus sei.

Umstrittener Hardliner

Nach solchen Au?erungen sollen mehrere Kardinale Franziskus bedrangt haben, Muller zu entlassen – so berichtet es das Jesuitenmagazin "America". Die Kirchenvolksbewegung "Wir sind Kirche" spricht von einer "folgerichtigen Entscheidung". Kardinal Muller habe sich immer wieder zum Lehrmeister uber den Papst erhoben. Sprecherin Sigrid Grabmeier:

Harte Kritik am Kurienkardinal ubte auch der ehemalige Vorsitzende des von Muller aufgelosten Regensburger Diozeanrats der Katholiken, Fritz Wallner. Er warf Muller im Bayerischen Rundfunkvor, "dass er alles, was nicht hundertrozentig in seinem Sinn war, einfach weggeschmissen hat, auch Menschen weggeschmissen hat".

Muller selbst uneinsichtig

Warum Franziskus die Zusammenarbeit beendet hat, wei? Muller offenbar nicht. "Differenzen zwischen mir und Papst Franziskus gab es nicht", behauptet er. Am Rande eines Gottesdienstes im Mainzer Dom berief er sich am Sonntag auf den Vorganger von Franziskus:

Gerhard Ludwig Muller ist seit funf Jahren Prafekt der Glaubenskongregation. Er wurde noch von Papst Benedikt berufen und nach dessen Rucktritt von Franziskus bestatigt und zum Kardinal erhoben. Seine Amtszeit endet nun turnusgema? am 2. Juli. Die in der Vergangenheit durchaus ubliche und gangige Praxis, einen Kardinal auch daruber hinaus im Amt zu belassen, lehnt Franziskus fur Muller ab.

Das ist zumindest ungewohnlich: Leitende Kurienkardinale mussen dem Papst erst zum 75. Geburtstag ihren Rucktritt anbieten. Muller wird Ende des Jahres 70 Jahre alt. Warum Franziskus sich von dem deutschen Kardinal trennt, dafur gibt es noch keine offizielle Begrundung.

In Regensburg, der Stadt, in der Muller zuletzt Bischof war, vermuten die Glaubigen, dass die Chemie zwischen dem eher aufgeschlossenen Papst und dem eher konservativen Kardinal nicht gestimmt hat:

Kritik an der Papstentscheidung

Albert Schmid (SPD) kritisiert die Entscheidung von Papst Franziskus.

Der fruhere SPD Politiker Albert Schmid, der ehemalige Vorsitzende des Landeskomitees der Bayerischen Katholiken und Vertraute Mullers, kritisierte die Papstentscheidung. Einen solchen Vorgang habe es "in den 500 Jahren des Bestehens dieses Amtes so nicht gegeben". Die Entlassung Mullers werde "in der Kirche noch lange nachwirken". Im BR sprach Schmid von "personalpolitischen Brachialma?nahmen". Man musse auch ohne solche innerkirchliche Spannungen aushalten.

 

 

 

 

 




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