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Papst Trennt Sich Uberraschend Von Deutschem Kardinal Muller

Neue Zurcher Zeitung
July 1, 2017

https://www.nzz.ch/international/berichte-papst-trennt-sich-von-kardinal-mueller-ld.1303820

Kardinal Muller hatte nach eigenem Bekunden nicht mit seiner Entlassung gerechnet. (Bild: Max Rossi / Reuters)

Kurz nach der Beurlaubung seines Finanzchefs Kardinal George Pell trennt sich Papst Franziskus nun auch vom deutschen Kardinal Gerhard Ludwig Muller. Muller ist Chef der Glaubenskongregation. Seine nach funf Jahren am 2. Juli endende Amtszeit werde nicht verlangert, hiess es. Das bestatigte der Vatikan am Samstag.

Die funfjahrige Amtszeit Mullers geht am Sonntag zu Ende. Grunde fur den Schritt wurden nicht genannt. Allerdings war bekannt, dass Franziskus und Muller nicht immer auf gleicher Linie lagen. Eine Stellungnahme des Vatikans dazu gab es zunachst nicht.

Muller hat uberrascht auf seine Ablosung als Prafekt der vatikanischen Glaubenskongregation reagiert. «Differenzen zwischen mir und Papst Franziskus gab es nicht», sagte Muller am Samstag der Mainzer «Allgemeinen Zeitung». Der Papst habe aber beschlossen, ab sofort nur noch Amtszeiten von funf Jahren zuzulassen. «Ich war der Erste, bei dem er das umgesetzt hat.» Franziskus habe ihm die Entscheidung am Freitag personlich mitgeteilt.

Chemie stimmt nicht

Muller gilt als konservativer Hardliner, der grundlegende Reformen in der katholischen Kirche ablehnt. Der 69-Jahrige gilt etwa als fuhrender Kritiker des Schreibens uber Familie und Liebe, «Amoris Laetitia», von Papst Franziskus. Darin hatte der Pontifex 2016 angeregt, dass es geschiedenen und wiederverheirateten Menschen unter gewissen Umstanden erlaubt sein solle, an der Kommunion teilzunehmen.

Muller gehort der Glaubenskongregation seit 2007 an. Am 2. Juli 2012 wurde er von Papst Benedikt XVI., Franziskus' Vorganger, an deren Spitze berufen. Vor der Berufung an den Heiligen Stuhl war er zehn Jahre lang Bischof von Regensburg.

Kein Einsehen

Die Glaubenskongregation ist dafur zustandig, Missbrauchsfalle aufzuklaren. Ende Februar noch hatte er den Vorwurf systematischer Vertuschung von Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche zuruckgewiesen.

«Die Kirche verdeckt nichts. In einigen Fallen kann es aus Ahnungslosigkeit passiert sein, aber nicht systematisch», sagte er damals der italienischen Zeitung «La Repubblica».

Dem Vatikan und der katholischen Kirche wird immer noch vorgeworfen, nicht hart genug gegen Kindesmissbrauch vorzugehen und teils padophile Geistliche zu decken. Kritiker werfen dem Vatikan auch vor, nicht transparent mit den Fallen umzugehen.

Zur Amtszeit von Papst Franziskus Vorganger Benedikt XVI. war herausgekommen, dass katholische Geistliche weltweit uber Jahrzehnte unzahlige Kinder missbraucht oder misshandelt hatten und die Falle unter den Teppich gekehrt worden waren.

Pell wegen Missbrauchsvorwurfen beurlaubt

Erst am Donnerstag hatte der australische Kardinal Pell nach Missbrauchvorwurfen sein Amt vorubergehend niedergelegt und sich beurlauben lassen. Er wolle in seiner Heimat seine Unschuld beweisen, hatte der 76-Jahrige gesagt.

 

 

 

 

 




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