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Bistum Regensburg Raumt Fehler Ein

The Katholisch
July 19, 2017

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Mindestens 547 Opfer von Ubergriffen hat es in den vergangenen Jahrzehnten bei den Regensburger Domspatzen gegeben. Das Bistum bittet nun um Entschuldigung und spricht von Versaumnissen.

Der Regensburger Generalvikar Michael Fuchs hat Versaumnisse bei der Aufklarung und Aufarbeitung von Ubergriffen bei den Domspatzen eingeraumt. "Wir haben alle Fehler gemacht, viel gelernt und sehen heute, dass wir fruher manches hatten besser machen konnen", sagte Fuchs (Bild oben) am Dienstag in Regensburg. Das Thema sei 2010 "nach bestem Wissen und Gewissen" angegangen worden, was aber "in vielem auch mangelhaft" gewesen sei. Daher habe das Verfahren weiterentwickelt werden mussen.

Zuvor hatte der vom Bistum beauftragte unabhangige Sonderermittler Ulrich Weber seinen Abschlussbericht zur Aufarbeitung der Missbrauchsfallle vorgestellt. Darin beziffert der Rechtsanwalt die Zahl der "hoch plausiblen" Opfer auf 547. Gleichzeitig sagte er aber auch, er gehe weiter von einer Dunkelziffer in Hohe von rund 700 Opfern aus. Schwerpunktma?ig haben sich die Taten laut Bericht in den 1960er und 1970er Jahren ereignet. Bis 1992 sei durchgangig von korperlicher Gewalt berichtet worden.

Kardinal Muller erleichtert uber Fortschritte

Auf Nachfragen sagte Fuchs, auch der anfangs als Bischof von Regensburg verantwortliche heutige Kardinal Gerhard Ludwig Muller teile diese Einschatzung. Muller sei erleichtert uber die inzwischen erzielten Fortschritte. Das gelte auch fur seinen Nachfolger, Bischof Rudolf Voderholzer, dem die Berichte der Opfer sehr nahe gingen. Das Bistum konne stellvertretend fur die Tater die Opfer nur um Entschuldigung bitten, uber die Annahme musse jeder Betroffene selbst entscheiden.

Den Medien attestierte der Generalvikar einen "wichtigen Anteil" an der Aufklarung und Aufarbeitung. Insbesondere durch die "gute Begleitung" der in den vergangenen zwei Jahren eingeleiteten Schritte sei das "Glaubwurdigkeitsproblem" des Bistums uberwunden worden und neues Vertrauen entstanden.

Georg Ratzinger, der Bruder des emeritierten Papstes Benedikt XVI., war von 1964 bis 1994 als Domkapellmeister Leiter des weltberuhmten Chors.

Der fruhere Domkapellmeister Georg Ratzinger (93) nimmt nach Auskunft des Generalvikars "gro?en Anteil" an der Aufarbeitung. Fuchs erinnerte auch daran, dass Ratzinger selbst Ohrfeigen ausgeteilt und dies spater bedauert habe. Er habe das Ausma? der Gewalt an der Domspatzen-Vorschule falsch eingeschatzt und die Opfer in einem Interview offentlich um Entschuldigung gebeten. "Ich habe keinen Hinweis, dass er diese Sicht geandert hatte."

Domkapellmeister: Qualitat - aber nicht um jeden Preis

Der amtierende Domkapellmeister Roland Buchner sagte, ihm gehe es mit den Vorfallen, die er scharf verurteile, "nicht besonders gut". Auch er musse darauf achten, dass die Qualitat des Chores stimme, "aber nicht um jeden Preis", sagte er mit Blick auf fruher vollzogene Strafen. Heute gingen die Domspatzen singend aus der Probe "und nicht heulend oder traurig".

Der Direktor des Domspatzen-Gymnasiums, Berthold Wahl, sagte, in den vergangenen Jahren sei die Schulerzahl "spurbar zuruckgegangen". Dies hange auch mit der Thematik der Ubergriffe zusammen. So hatten die letzten drei Abiturjahrgange durch neue Schuler nicht kompensiert werden konnen. Inzwischen stabilisierten sich die Zahlen aber wieder. (bod/KNA)

 

 

 

 

 




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