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Regensburger Domkapellmeister Erhebt Vorwurfe Gegen Papstbruder Ratzinger

Spin
July 20, 2017

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Missbrauchsskandal bei den Regensburger Domspatzen

Im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal bei den Regensburger Domspatzen hat Kapellmeister Roland Buchner schwere Vorwurfe gegen seinen Vorganger Georg Ratzinger erhoben. "Es herrschte ein System der Angst", sagte Buchner uber die Zeit des Bruders von Papst Benedikt XVI. als Chorleiter der Domspatzen der Wochenzeitung "Die Zeit" laut einer Vorabmeldung vom Mittwoch. "Das muss ans Licht, auch wenn es weh tut."

Buchner warnte davor, die Gewalttaten gegen 547 ehemalige Chorknaben zu verharmlosen. Zwar habe es sich meist nicht um Missbrauch, sondern um Schlage gehandelt. "Das waren aber nicht 'nur' Ohrfeigen, sondern regelrechte Misshandlungen - es wurde gewutet, es waren Korperverletzungen."

Ratzinger sei "impulsiv, ja fanatisch" gewesen, "wenn er seine Vorstellungen von musikalischer Qualitat durchsetzte". "Bei Proben war er unerbittlich, danach konnte er der sanftmutigste Mensch der Welt sein - manche Schuler sahen ihn als Vorbild, andere furchteten ihn als Schlager", sagte Buchner.

Buchner kam 1994 ins Amt des Chorleiters. Samtliche Falle von Gewalt, die der Abschlussbericht des Bistums Regensburg auflistet, lagen in der Zeit davor. Auf die Frage, ob er Kenntnis von Gewalttaten hatte, sagte Buchner: "Ich wusste, da war was."

Er bereue es, "nicht offensiv auf die Opfer zugegangen" zu sein und nicht "noch starker auf umfassende Aufklarung gedrungen" zu haben. "Mit dem Abschlussbericht ist die Aufklarung geleistet, folgen muss Aufarbeitung", sagte Buchner.

Der zur Aufarbeitung des Missbrauchskandals bei dem Knabenchor eingesetzte Rechtsanwalt Ulrich Weber hatte am Dienstag seinen Abschlussbericht vorgelegt. Demnach wurden uber die Jahrzehnte insgesamt 547 Kinder Opfer von korperlicher und sexueller Gewalt.

Der Beauftragte der Bundesregierung fur Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Rorig, warf dem fruheren Regensburger Bischof und jetzigen Kardinal Gerhard Ludwig Muller schwere Versaumnisse bei der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals vor. "Unter dem damaligen Bischof Muller wurde eine umfassende, proaktive Aufarbeitung unter Einbeziehung von Betroffenen leider versaumt", sagte er der Onlineausgabe der "Passauer Neuen Presse".

"Muller hat stets von Einzelfallen gesprochen, aber die strukturellen Versaumnisse nicht untersucht", kritisierte Rorig. "Es ware den Betroffenen zu wunschen, dass er sich wenigstens jetzt fur die verschleppte Aufarbeitung entschuldigen wurde."

Rorig nannte es besonders wichtig, dass in alle Prozesse der Aufarbeitung Betroffene einbezogen wurden. "Es kann in Regensburg aber noch kein Schlussstrich gezogen werden." Es durfe sich niemand zurucklehnen und meinen, dies sei nur eine Angelegenheit der katholischen Kirche, fugte der Missbrauchsbeauftragte hinzu.

"Die Fallzahlen bei Missbrauch sind seit Jahren ungebrochen hoch", sagte Rorig. "Sexuelle Gewalt an Kindern findet nach wie vor uberall und mitten unter uns statt - in der Familie, in Einrichtungen, durch andere Jugendliche und Kinder und zunehmend durch die digitalen Medien."

 

 

 

 

 




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