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Kardinal Muller Fordert Entschuldigung Von Missbrauchsbeauftragtem Des Bundes

Sueddeutche Zeitung
July 20, 2017

http://www.sueddeutsche.de/bayern/missbrauch-in-der-katholischen-kirche-kardinal-mueller-fordert-entschuldigung-von-missbrauchsbeauftragtem-des-bundes-1.3595841

Fuhlt sich vom Missbrauchsbeauftragten des Bundes schlecht behandelt: Kardinal Gerhard Ludwig Muller. (Foto: dpa)

Der ehemalige Regensburger Bischof Kardinal Gerhard Ludwig Muller fordert eine Entschuldigung von Johannes-Wilhelm Rorig, dem Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung. Es wurden "Falschaussagen und falsche Informationen" verbreitet, sagte Muller der Passauer Neuen Presse und wies den Vorwurf zuruck, er habe die Aufklarung des massenhaften Missbrauchs bei den Regensburger Domspatzen verschleppt. Er habe "erstmals diese Aufklarungsarbeit an die Institutionen des Bistums ubertragen, sodass mit der Untersuchung begonnen werden konnte", sagte Muller, der von 2002 bis 2012 Bischof von Regensburg war.

Der Missbrauchsbeauftragte Rorig hatte den heutigen Kurienkardinal kritisiert: Muller habe stets von Einzelfallen gesprochen, aber die strukturellen Versaumnisse nicht untersucht. "Es ware den Betroffenen zu wunschen, dass er sich wenigstens jetzt fur die verschleppte Aufarbeitung entschuldigen wurde", sagte Rorig.

Muller selbst sieht keinen Anlass fur eine Entschuldigung seinerseits. Er habe, nachdem 40 bis 50 Jahre nach den Untaten "nichts geschehen war", 2010 unmittelbar nach den ersten Meldungen uber Ubergriffe als damaliger Bischof von Regensburg den Aufarbeitungsprozess eingeleitet, sagte er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Muller kritisierte auch den Regensburger Rechtsanwalt Ulrich Weber, der in den vergangenen zwei Jahren im Auftrag des heutigen Regensburger Bischofs Rudolf Voderholzer den Missbrauch untersucht hatte. Wenn Weber ihm nun aus der Ruckperspektive und dem heutigen Kenntnisstand Vorhaltungen mache, konne er das nicht akzeptieren, sagte Muller: "Das entspricht nicht der Wahrheit." Auch Weber hatte kritisiert, Muller habe zu lange an einer Einzelfalluntersuchung festgehalten, statt das System der Gewalt insgesamt zu untersuchen.

Weber hatte am Dienstag berichtet, dass bei den Domspatzen jahrzehntelang Schuler geschlagen und sexuell missbraucht wurden. Rund 500 Sanger wurden Opfer von korperlicher Gewalt, 67 waren von sexueller Gewalt betroffen.

Muller betonte gegenuber der Passauer Neuen Presse, er sei zwar nicht mehr Regensburger Bischof, sei aber "zu jedem personlichen Gesprach uber diese schlimmen Erfahrungen von Menschen aus der damaligen Zeit bereit". Er selbst habe auch Ohrfeigen und Stockschlage in seiner Schulzeit bekommen, auch in einer nicht kirchlichen Schule. Muller sagte: "Freilich muss ich zugeben: Sexueller Missbrauch ist noch eine ganz andere Kategorie als padagogische Ubergriffe."

Der ehemalige Regensburger Bischof stand funf Jahre der Glaubenskongregation im Vatikan vor, die auch fur die Aufklarung von Missbrauchsfallen zustandig ist. Papst Franziskus hatte Mullers Amt Anfang Juli uberraschend nicht verlangert. Muller wehrte sich gegen den Vorwurf, dass er bei der Glaubenskongregation die Aufarbeitung von Missbrauchsfallen behindert habe.

 

 

 

 

 




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