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Voderholzer zeigt sich entsetzt

BR
July 23, 2017

http://www.br.de/nachrichten/oberpfalz/inhalt/voderholzer-hirtenbrief-domspatzen-100.html


[Bishop Voderholzer of Regensburg said he is horrified by what is contained in the report on abuse at the Domspatzen choir.]

"All das macht mich zutiefst zerknirscht und erfüllt mich mit Scham," schreibt der Regensburger Bischof Voderholzer in einem Hirtenwort zu den Übergriffen bei den Domspatzen. Den Opfern verspricht Voderholzer Hilfe.

Voderholzers Hirtenwort wurde am Wochenende in den Gemeinden des Bistums verlesen. Der Bischof schreibt darin, dass er bei dem, was die Betroffenen in dem Abschlussbericht des Sonderermittlers Ulrich Weber schildern, "Entsetzen und Betroffenheit" spüre. Er könne deshalb nur in Demut um Entschuldigung bitten.

"Es wiegt umso schwerer, als diese Kinder in gutem Glauben Priestern und kirchlichen Angestellten anvertraut wurden, die im Auftrag Christi, des Guten Hirten, den Zehn Geboten und dem Gebot der Nächstenliebe verpflichtet waren."

Bischof Rudolf Voderholzer in seinem Hirtenwort

Im Abschlussbericht des Regensburger Rechtsanwalts Ulrich Weber zum Missbrauchsskandal heißt es, dass seit 1945 mindestens 547 Regensburger Domspatzen "mit hoher Plausibilität" Opfer von gewalttätigen Übergriffen wurden. Mindestens 67 Domspatzen seien sexuell missbraucht worden. Einschließlich der Dunkelziffer könnte die Gesamtzahl der Opfer demnach bei etwa 700 liegen. Als Täter ermittelte der vom Bistum Regensburg beauftragte unabhängige Sonderermittler 49 Menschen. Betroffen sind dem Bericht zufolge alle Institutionen des berühmten Chores, also Schulen, Internate und die Musikerziehung. Unter den Tätern seien Internatsdirektoren, ein Vorschuldirektor, Präfekten und viele Angestellte, heißt es.

Die meisten Verbrechen haben sich dem Bericht zufolge in den 1960er und 1970er Jahren ereignet. Allerdings sei bis 1992 durchgängig von körperlicher Gewalt berichtet worden. Alle Übergriffe seien zu ihrer Zeit "mit wenigen Ausnahmen verboten und strafbar" gewesen.

Dank an den Sonderermittler

Bischof Voderholzer dankte Weber für die Aufklärungsarbeit, "so schwer die Erkenntnisse für uns auch erst einmal zu verdauen sind". Den wichtigsten Beitrag hätten die Betroffenen geleistet. Ihnen gelte sein aufrichtiger Dank, dass sie sich trotz des erlittenen Leids an die Beauftragten des Bistums und vor allem an Weber gewandt hätten, so der Bischof. Bei den Gesprächen mit einzelnen Opfern sei ihm schnell deutlich geworden, dass ein gemeinsames Vorgehen mit den Betroffenen, ein Hinhören auf ihre Erwartungen und Nöte ebenso wichtig seien wie ein unabhängiger Blick auf die Strukturen und Zusammenhänge. Der Bischof erneuerte seine Bitte, daran mitzuhelfen, dass alle, die in anderen kirchlichen Einrichtungen Opfer von Misshandlungen oder sexueller Gewalt geworden seien und sich bisher nicht gemeldet hätten, den Mut aufbringen mögen, "sich uns anzuvertrauen."

"Wir wollen, dass sie Anerkennung und Gerechtigkeit erfahren, und ihnen geholfen wird."

Bischof Rudolf Voderholzer

Der Abschlussbericht zum Missbrauchsskandal bei den Domspatzen schlägt seit vergangener Woche hohe Wellen. Unter anderem lieferten sich der frühere Regensburger Bischof und heutige Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller und der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, über Medien einen Disput über die Qualität der Aufarbeitung, als Müller noch in Regensburg tätig war. Dieser Streit gipfelte in gegenseitigen Forderungen nach einer Entschuldigung. Rörig stellte jetzt in einem Interview mit "Spiegel Online" noch einmal klar, dass Opfern von Missbrauch zugehört werden müsse. Und: "Betroffene dürfen keine Bittsteller sein. "

"Wir sind Kirche" fordert Konsequenzen

Der Sprecher der Reformbewegung "Wir sind Kirche", Christian Weisner, schloss sich der Forderung nach einer Entschuldigung an. Namentlich nannte er Müller sowie den früheren Domkapellmeister Georg Ratzinger. "Es würde dem Ansehen der katholischen Kirche sehr dienen, wenn Müller und Ratzinger ihr tiefes Bedauern über eigene Unterlassungen oder ihre damals falsche Einschätzung der Vorgänge ausdrücken würden."




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