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Kirche Braucht Auch Kunftig Druck Der Offentlichkeit

Katholisch
August 4, 2017

http://www.katholisch.at/aktuelles/2017/08/01/kirche-braucht-auch-kuenftig-druck-der-ffentlichkeit

Die christlichen Kirchen brauchen auch sieben Jahre nach der Aufdeckung der Missbrauchskrise weiterhin die mediale Offentlichkeit als "kritisches Korrektiv": Das hat die Munsteraner Sozialethikerin Marianne Heimbach-Steins bei einem Vortrag im Rahmen der "Salzburger Hochschulwochen" unterstrichen. So wie die jahrzehntelange kirchliche Praxis der Vertuschung und des Herunterspielens der Missbrauchsfalle nur durch eine offentliche Aufdeckung durchbrochen werden konnte, so brauche es weiterhin das wache Auge der Medien und einer kritischen Offentlichkeit: "Kirche ist auf das kritische Potenzial der Offentlichkeit angewiesen, um Strukturen der Sunde in ihr aufzudecken und zu uberwinden", so die Theologin.

2010 war es zur Aufdeckung von Fallen sexuellen Missbrauchs und Gewalt u.a. im Bonner Aloisiuskolleg gekommen. Es folgte eine Welle von weiteren Aufdeckungen, Untersuchungen und teils gerichtlichen Verfolgungen. Diese Zeit wurde zu einer Art "Fegefeuer fur die Kirche", so Heimbach-Steins. Es seien jedoch bis heute innerkirchlich "Abwehrreaktionen" feststellbar, die die tiefe dieser Krise leugnen oder herunterspielen.

Die Missbrauchskrise erreichte schlie?lich auch Osterreich und fuhrte u.a. zur Einrichtung der Unabhangigen Opferschutzkommission unter Waltraud Klasnic und zur Erarbeitung neuer Richtlinien zur Pravention und zum Umgang mit Fallen von Missbrauch und Gewalt im kirchlichen Kontext. Seit 2010 hat die Unabhangige Opferschutzkommission laut eigenen Angaben 1.455 Falle zugunsten der Opfer entschieden. Den Opfern wurden bisher in Summe 22 Millionen Euro in Form von Hilfszahlungen und Therapien zuerkannt.

Die heutige "Glaubwurdigkeitskrise" der christlichen Kirchen konne nur uberwunden werden, wenn die Kirchen ihr Selbstverstandnis nachjustieren bzw. sie die Offentlichkeit offensiv suchen, so die Sozialethikerin weiter. "Kirchen durfen sich den offentlichen Anfragen nicht entziehen, sondern mussen sich ihnen stellen" - dies gelte gerade auch angesichts einer steigenden religiosen Sprachlosigkeit der Gesellschaft. Die Kirchen hatten angesichts einer weitgehend "religios illiteralen Gesellschaft" geradezu die Pflicht, ihr Selbstverstandnis immer wieder neu zu erklaren.

Nur so lasse sich auch der kirchliche Anspruch auf Teilhabe am offentlichen Diskurs und auf Einspruche etwa bei ethischen oder gesellschaftspolitischen Fragen begrunden und kirchlicherseits auf Respekt und Anerkennung seitens der sakularen Gesprachspartner hoffen: "Das scheint mir die Herausforderung fur religiose Akteure zu sein: dass sie sich und ihre Anspruche in der Offentlichkeit erklaren. Das setzt ein gewaltiges Umdenken voraus, namlich jenes, dass das Religiose sich nicht mehr von selbst versteht."

Die "Salzburger Hochschulwochen" dauern noch bis 6. August. Sie stehen heuer unter dem Thema "Offentlichkeiten". (Infos: www.salzburger-hochschulwochen.at)

 

 

 

 

 




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