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Fromme Wünsche: Wie der Basler Bischof vor sexuellen Übergriffen schützen will

Pious wishes: How the bishop of Basel wants to protect against sexual abuse]
September 02, 2017

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Die katholische Kirche auf dem Weg zu mehr sexueller Offenheit? Bild Keystone

Gleich vier Berater bietet das Bistum Basel gegen sexuellen Missbrauch auf. Bischof Felix Gmür erfüllt damit die Forderung nach mehr sexueller Offenheit in der Kirche. Bleibt die Frage, warum es gleich vier solcher Fachpersonen braucht.

Das Bistum Basel sagt klar, die Kirche sei verpflichtet, Menschen vor sexuellen Übergriffen zu schützen. So steht auf der Homepage: « Die Verantwortlichen des Bistums Basel pflegen einen sorgsamen und achtsamen Umgang mit den betroffenen Menschen. Sie sind bemüht, Wege zu suchen, um die Konflikte zu lösen.» Klar, das klingt nach den Skandalen der letzten Jahre etwas zauderhaft. Tatsächlich zögerte Bischof Felix Gmür beim Fall eines Priesters, der 2012 die Notlage einer jungen Frau sexuell ausgenutzt hatte.

Hilfesuchend hatte sie sich an Pfarrer gewandt, da sie von ihrem Vater jahrelang geschlagen worden war. Der Beschuldigte nutzte das Vertrauensverhältnis aus und vergewaltigte die junge Frau. Bischof Gmür verhängte erst ein Jahr nachdem der Fall bekannt geworden war ein Berufsverbot. In der Schweiz waren damals rund 150 Missbrauchsfälle von Seelsorgern bekannt geworden. Die katholische Kirche hatte eigens eine Meldestelle eingerichtet und versprochen den Geschädigten Opferhilfe zukommen zu lassen.

Konfliktpotential

Doch Felix Gmür hat dazugelernt. Nicht nur hiess er mit der Regenbogenpastoral alle Menschen ungeachtet ihrer geschlechtlichen und sexuellen Ausrichtung in seinem Bistum willkommen, auch was Sexualität und sexuellen Missbrauch will das Bistum vorwärtsmachen. Sinnigerweise finden sich auf der Homepage sechs Beispiele, was etwa sexueller Missbrauch sein könnte  Die Beispiele wenden sich einerseits ans Publikum, betreffen den Fall, wenn ein Priester oder Seelsorger einen Übergriff begeht oder einen Gläubigen belästigt. Aber auch die Seelsorgenden selbst können sich melden. Etwa, wenn sie von einem Gläubigen beschuldigt werden. Klar, liegt hier ein Konfliktpotential.

Klar ist, ein Beratungsangebot kann nicht schaden. Immerhin werden die Opfer nicht alleine gelassen. Mit der internen Aufklärung der Fälle tat sich die Kirche allerdings bis jetzt jedoch schwer, wie das Beispiel der jungen Frau zeigt. Zwar gibt es eine Kirchenjustiz, doch diese untersucht Missbrauchsfälle nur schleppend und jagte der Frau noch zusätzlich Angst ein. Auch eine Information über den Ausgang der Untersuchungen erfolgte in der Vergangenheit jeweils nicht oder erst sehr spät.

Die Kirche lebt in «Zeit und Raum»

Es sind gleich vier Berater, an die sich die Betroffenen wenden können. Damit stellt sich die Frage, ob es in der katholischen Kirche doch stärker rumort, als sie es zugeben will. Denn nach der Einführung der Meldestelle hätten die Fälle Jahr für Jahr abgenommen, sagt die Kirche. Warum es also gleich vier Berater braucht, bleibt offen. Immerhin antworte Bischof Felix Gmür auf die Frage nach der Homosexualität so: «Unser Leben in Raum und Zeit beinhaltet die Freiheit für Entwicklungen. Dies scheint mir auch ein grosses Anliegen von Papst Franziskus zu sein: Die von ihm einberufene Familiensynode wird in einem weltweiten Prozess vorbereitet.» So bleibt zu hoffen, dass die Kirche in «ihrem Leben in Zeit und Raum» mehr und mehr zu sexueller Offenheit findet.




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