BishopAccountability.org
 
 

Erzdiozese Wien Verstarkt Pravention Bei Kindergruppen

Archdiocese of Vienna
October 4, 2017

http://www.katholisch.at/aktuelles/2017/10/04/erzdioezese-wien-verstaerkt-praevention-bei-kindergruppen

Umfangreiche Broschure mit Reflexionsfragen und Checklisten fur Gruppenstunden und mehrtagige Veranstaltungen - Kardinal Schonborn: "Kirche soll ein sicherer Ort sein"

Praktische Hinweise fur eine bessere Pravention von Gewalt und Missbrauch in kirchlichen Kinder- und Jugendgruppen liefert eine neue Broschure der Erzdiozese Wien. "Mein sicherer Ort" hei?t die 68-seitige Handreichung, die sich speziell an ehrenamtliche Gruppenleiter richtet und in den nachsten Tagen in 3.000-facher Ausfuhrung in die Pfarren versendet wird. "Kirche soll ein sicherer Ort sein", betont Kardinal Christoph Schonborn im Vorwort. Die Broschure solle alle in der Kirche Tatigen unterstutzen bei ihrer Bereitschaft zu "Praventionsarbeit und auch Reflexion dessen, wie Kinder- und Jugendarbeit in den Gemeinden und Gruppen gestaltet wird", so der Erzbischof.

Wo in der Kirche Missbrauch durch Geistliche, Priester oder Ordensleute geschehe, konne dies zur "Gottesvergiftung" werden, mahnte der Kardinal mit Blick auf die Missbrauchskrise nach dem Jahr 2010. "Missbrauch verstellt oft fur ein ganzes Leben den Zugang zu Gott, der mit uns ist und der uns befreit". Die Kirche sei verpflichtet zur "Umkehr", zur Aufarbeitung ihrer Vergangenheit und auch dazu, "uns aktiv und engagiert fur die Pravention von Missbrauch und Gewalt sowie fur den Schutz der jungen Menschen einzusetzen, die uns anvertraut sind".

Die Broschure setzt an der bereits seit vielen Jahren laufenden Praventionsarbeit der Katholischen Jungschar an, erganzt um die Expertise von diozesanen Praventionszustandigen und Fachleuten. Ziel sei es, "den Blickwinkel des Gewaltschutzes in die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen einzubringen", erklarte die Leiterin der Stabsstelle fur Missbrauchs- und Gewaltpravention, Kinder- und Jugendschutz der Erzdiozese Wien, Martina Greiner-Lebenbauer, im Interview mit "Kathpress". Auch die Themen sexuelle Ubergriffe und Gewalt, Nahe und Distanz, Macht und Machtmissbrauch, Sexualitat und das Verhalten in Verdachtsfallen werden im Druckwerk angeschnitten.

Regeln im Team festlegen

Verantwortliche von Kinder-, Firm- oder Jugendgruppen brauchten Anhaltspunkte in Sachen Pravention, betonte Greiner-Lebenbauer. Statt Regelungen liefere die Broschure "Ermutigungen", um im Team die Handhabung bestimmter Themen rechtzeitig abzusprechen: Von Ritualen wie Begru?ung und Verabschiedung uber Zusammenarbeit mit Eltern bis hin zum Umgang mit Smartphones und Spielen, von der Veroffentlichung von Fotos und Filmen uber die Schlafraume bis zum Umgang bei Zeckenalarm. Checklisten und Reflexionsfragen bieten dabei einen sehr praktischen Zugang. Wichtig sei es, schon vor einem Firmwochenende oder einer Sommerwoche einheitliche Regeln zu bestimmen "etwa fur den Fall, dass sich Jugendliche ineinander verlieben", sagte Greiner-Lebenbauer.

Durchaus sei es notig, manche gangige Praktiken zu hinterfragen: Korperbetonte Spiele oder Mutproben etwa oder auch die Verletzung des Personlichkeitsschutzes, "etwa wenn Fotos von schlafenden Jugendlichen gemacht und spater beim Elternabend gezeigt werden", wie Greiner-Lebenbauer darlegte. Viel komme auf die Auswahl und auch Schulung der Gruppenleiter an. Je junger ihr Alter, desto wichtiger sei es, dass sie sich mit ihrer Rolle und Funktion vertraut machten und auch ihrer besonderen Verantwortung bewusst wurden. Langst zu einem No-Go sei es auch geworden, sich als Gruppenverantwortlicher bei einem Kinderlager abends "anzusaufen", verdeutlichte die Praventionsbeauftragte.

Bei Verdachtsfallen reagieren

Besonders wichtig sei die richtige Vorgehensweise in Missbrauch-Verdachtsfallen. "Hier geht es darum, eine Haltung zu schaffen, dass etwas nicht in Ordnung ist - und Sicherheit zu geben, wann und wie ich die Eltern informieren oder wann ich eine Anzeige erstatten muss", betonte Greiner-Lebenbauer. Entscheidend sei Bewusstsein und Sensibilitat fur Grenzverletzungen, sowie die Grundhaltung, nichts zu vertuschen. "Als Gruppenleiter kann ich nicht sagen, es geht mich nichts an, wenn Jugendlichen unter 18 Jahre am Handy Pornos schauen oder jemand mit Nacktfotos erpresst wird. Hier liegen strafbare Handlungen vor", stellte die Expertin klar.

Auch kirchliche Jugendarbeit komme am Thema Sexualitat nicht vorbei, "denn wir haben es nicht mit asexuellen Wesen zu tun, weder im Kindes- noch im Erwachsenenalter und erst recht nicht wahrend der Pubertat", sagte Greiner-Lebenbauer. Gruppenleiter sollten das Thema enttabuisieren und als ein Bestandteil der Entwicklung "besprechbar" machen, jedoch abseits von Sexismus und Pornografie; auch die Wortwahl sei auf die Realitat abzustimmen und durfe niemand uberfordern.

 

 

 

 

 




.

 
 

Any original material on these pages is copyright © BishopAccountability.org 2004. Reproduce freely with attribution.