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Erzbistum Koln Zieht Beschuldigten Priester Ab

By Martin Wein, Christoph Meurer, and Jorg Manhold
Kolnischen Zeitung
October 11, 2017

http://www.rundschau-online.de/politik/missbrauchsskandal-in-bad-muenstereifel-erzbistum-koeln-zieht-beschuldigten-priester-ab-28564992

Das historische Foto zeigt das Collegium Josephinim in Bad Munstereifel.

Knapp einen Monat nach der Vorstellung des Abschlussberichtes uber sexuellen Missbrauch und Misshandlungen am Collegium Josephinum in Bad Munstereifel hat das Erzbistum Koln auch den letzten beschuldigten Priester aus dem aktiven Dienst genommen.

Dabei durfte es sich um einen Geistlichen handeln, der 1982 nach sexuellen Ubergriffen in Bad Munstereifel versetzt worden war und anschlie?end noch einmal die Stelle wechseln musste. Er hatte zwar zuletzt keine eigene Pfarrei mehr, zelebrierte aber noch bis vor funf Wochen Messen, Hochzeiten und Beerdigungen im Rhein-Sieg-Kreis, wo er auch wohnte. Gegenuber der Gemeinde wurden gesundheitliche Grunde fur den Ruckzug genannt.

Opfervertreter Werner Becker war selbst Opfer

Aus „personal- und personlichkeitsrechtlichen Grunden“ konne das Erzbistum keine Anfragen zu bestimmten Personen beantworten, sagte Pressesprecher Christoph Heckeley. Dass unter Verdacht auf sexuellen Missbrauch stehende Priester mitunter noch viele Jahre seelsorgerisch tatig seien, liege allgemein daran, dass man zunachst den Hinweisen nachgehe. Falls diese konkret genug seien, seien personalrechtliche Konsequenzen moglich. Es mussten aber bestimmte Voraussetzungen erfullt sein, teilte Heckeley mit.

„Die Gewissheit, dass in Einrichtungen unseres Erzbistums uber viele Jahre jungen Menschen schlimmes Leid zugefugt wurde, gehort zu den schwersten Erkenntnissen, mit denen ich in meinem Bischoflichen Amt umgehen muss und erfullt mich mit Trauer“ hatte Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki bei der Vorstellung des Gutachtens uber die Vorgange am 1997 aus Kostengrunden geschlossenen Jungeninternat erklart.

Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki im Gesprach mit Opfervertreter Werner Becker (r.) bei der Vorstellung des Gutachtens. (Foto: dpa)

Das Gutachten war von Claudia Bundschuh, Professorin fur Kinder- und Jugendpadagogik, unter Mitarbeit von Bettina Janssen und Arnfried Bintig innerhalb der vergangenen zweieinhalb Jahren unter anderem auf Basis von Berichten von Betroffenen erstellt worden. Das Ergebnis: Sexualisierte Gewalt wurde von mehreren Fachkraften verubt. Konkret genannt wurden sieben Personen, von denen sechs Priester waren. Zwei Priestern wurde sexueller Missbrauch in den 40er und 50er Jahren vorgeworfen. Die Taten insgesamt sollen bis Anfang der 80er Jahre stattgefunden haben. Bei Vorkommnissen korperlicher Gewalt wurden zwolf Personen beschuldigt, vier davon waren Priester. Der letzte Bericht uber korperliche und psychische Gewalt bezieht sich auf eine Tat Anfang der 90er Jahre.

Klarungsbedarf hinter den Kulissen

Am Tag der Veroffentlichung des Berichts gab es hinter den Kulissen noch plotzlichen Klarungsbedarf. Das Erzbistum Koln als Herausgeber hatte noch einige Anderungen vorgenommen. Ob es sich dabei um aussageverandernde Korrekturen handelte, wie es Opfervertreter Professor Werner Becker aus Koln sagte, oder nur um Rechtschreibfragen, wie das Erzbistum sagt, kann nur der direkte Vergleich belegen. Diese Zeitung nahm Stichproben an den besonders aussagekraftigen Stellen. Dort fanden sich keine sinnverschleiernden Anderungen.

Opfervertreter Becker hatte nach der Pressekonferenz offentlich mitgeteilt, bei der Presseversion des Berichts habe es sich nicht um den abgestimmten Inhalt gehandelt. So sei beispielsweise eine Grafik zu Gewalterfahrungen nicht farblich abgedruckt und in ihrer Aussage damit abgeschwacht worden. Auch die Wortwahl sei an einigen Stellen verandert worden. Erst nachdem die Autoren die Parallelveroffentlichung des Originals ins Internet (www.pro-cj.de) gestellt hatten, habe sich das Bistum zu Ruckanderung und Neudruck bereiterklart.

Das Bistum widerspricht Beckers Darstellung. Pressesprecher Christoph Heckeley sagte auf Anfrage: „Inhaltlich ist nicht ein Jota verandert worden“. Es habe lediglich Satz- und Rechtschreibfehler gegeben, die fur die Buchfassung korrigiert werden mussten.

 

 

 

 

 




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