BishopAccountability.org
 
 

Missbrauchsopfer Von Fischingen: «die Kirche Ist Mir Eine Antwort Schuldig»

By Ida Sandl
Tagblatt
November 18, 2017

http://www.tagblatt.ch/ostschweiz/thurgau/kanton/die-verschwundenen-briefe;art123841,5144332

Walter Nowak hat im Kinderheim Fischingen eine traumatische Zeit durchlebt. Die Vergangenheit verfolgt ihn bis heute. (Bild: Nana Do Carmo)

Ida Sandl

Sein Korper leidet und die Seele auch. Die dunklen Schatten der Vergangenheit holen Walter Nowak immer wieder ein. Selbst nach so vielen Jahren und so weit weg, in Wien, wo er jetzt lebt. Nowak hat den Missbrauch und die Misshandlungen im Kinderheim des Klosters Fischingen an die Offentlichkeit gebracht. Er lebte von 1962 bis 1972 im Kinderheim, es sei eine traumatische Zeit gewesen.

Er fuhlt sich nicht ernst genommen

Die alten Wunden sind wieder aufgerissen. Walter Nowak fuhlt sich von der Katholischen Kirche nicht ernst genommen. «Ich bin fur sie nach wie vor ein Mensch zweiter Klasse.» Drei Briefe hat er geschrieben. Zwei an die Schweizer Bischofskonferenz, ­einen an die Diozese Basel. Antwort habe er keine bekommen. Das nagt an ihm.

An die Diozese wandte sich Nowak, weil er vom Genugtuungsfonds fur Opfer verjahrter sexueller Ubergriffe gehort hatte. In den eingeschriebenen Briefen an die Bischofskonferenz kritisiert er, dass die Kollekte des nationalen Kirchenopfertages im August 2015 fur Missbrauchs­opfer verwendet wurde. Die Kirche solle fur ihre Fehler gerade stehen und nicht die Glaubigen zur Kasse bitten, ist Nowak uberzeugt. Den ersten Brief hat er im Sommer 2015 abgeschickt, den zweiten diesen Oktober. «Zumindest eine Antwort ware mir die Kirche schuldig.»

Zum ersten Brief kann Encarnacion Berger, Leiterin Kommunikation der Schweizerischen Bischofskonferenz, nichts sagen. Das sei vor ihrer Zeit gewesen. Den zweiten habe sie erhalten. Sie habe sich daraufhin bei der fur Fischingen zustandigen Diozese Basel erkundigt und erfahren, dass dort ein Dossier fur Nowak eroffnet worden sei.

Der dafur zustandige Mitarbeiter sagt, er habe Nowak aufgefordert, die Unterlagen einzureichen. Dann habe er nichts mehr von ihm gehort. Es falle ihm sehr schwer uber die sexuellen Ubergriffe des Paters zu reden, schreibt Nowak in seinem Brief. Er legt die DVD eines Reporter-Films uber sich bei, in der Meinung, dies wurde genugen.

Tut es aber nicht. «Wir brauchen ein Minimum an Unterlagen», sagt Encarnacion Berger. Sie halt Nowaks Chancen auf eine Genugtuung fur hoch. Der Fall sei «absolut glaubwurdig». Ahnlich klingt es bei der Diozese Basel: «Wir wissen nicht, weshalb sich Herr Nowak trotz sofortiger Einladung nicht mehr gemeldet hat», sagt Hansruedi Huber, beim Bistum zustandig fur die Kommunikation. Damit das Dossier bearbeitet werden konne, mussten die Ubergriffe nachvollziehbar beschrieben sein. In der Regel geschehe dies durch ein Interview. Von Bistumsseite wurden dann Informationen zum Tater eingeholt.

Nowak betont dagegen, er habe nie ein Schreiben erhalten, in dem er aufgefordert werde, weitere Unterlagen einzureichen. Er hat jetzt einem Mitarbeiter des Thurgauer Staatsarchivs die Vollmacht erteilt, alle Schriften uber ihn an die Kirche weiterzugeben. Er selbst mochte damit nichts mehr zu tun haben. Die Geschichte koste ihn zu viel Sub­stanz. Sein Blutdruck liege bei 260 zu 130. «Ich darf mich nicht mehr so aufregen.»

 

 

 

 

 




.

 
 

Any original material on these pages is copyright © BishopAccountability.org 2004. Reproduce freely with attribution.