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Bistum Gibt Akten an Staatsanwaltschaft

RWM
November 17, 2018

http://neuesruhrwort.de/2018/11/16/bistum-gibt-akten-an-staatsanwaltschaft/

(Foto: Cronauge |Bistum Essen)

„Wir rechnen mit den Unterlagen in den nachsten Tagen“, sagte Milk. Da die Bistumsgrenzen und der Zustandigkeitsbereich der Staatsanwaltschat Essen nicht deckungsgleich seien, sei es moglich, dass die Ermittler Akten nach einer ersten Sichtung auch an benachbarte Behorden abgeben.

„Wir sind keiner Aufforderung nachtgekommen, sondern hatten das Gesprach schon vor langere Zeit von uns aus gesucht“, sagte Bistumssprecher Ulrich Lota dem Neuen Ruhr-Wort. In den betreffenden Fallen musse man davon ausgehen, dass es sich bei den Beschuldigten tatsachlich um Tater handle. Schon seit Jahren bestehe „ein guter Kontakt“ zu der Ermittlungsbehorde. So sei bereits die bischofliche Verfahrensordnung zum Umgang mit Hinweisen auf sexuellen Missbrauch durch Kleriker mit Staatsanwaltschaft, Landgericht und Polizei abgestimmt worden.

Das Bistum mochte mit seinem Schritt dem Eindruck entgegenwirken, „wir wurden vielleicht etwas vertuschen wollen“, sagte Lota. So hat das Ruhrbistum der Staatsanwaltschaft auch angeboten, die Kolner Anwaltskanzlei Axis von der Schweigepflicht zu befreien.

Axis hatte schon 2012, vor dem Start der bundesweiten Missbrauchsstudie der Katholischen Kirche hatte das Ruhrbistum, alle Personalakten von Priestern und Diakonen mit dem Ziel zu untersuchen, jegliche Anhaltspunkte auf gegebenenfalls in Betracht kommende sexuelle Missbrauchsfalle durch nicht verstorbene Kleriker ohne Anonymisierung zu dokumentieren. Auf die Ergebnisse der Untersuchung dieser insgesamt 1549 Personalakten konnten nun auch die MHG-Forscher zugreifen.

Das Gesprach habe nicht im Zusammenhang mit den angekundigten Anzeigen einer Gruppe von Strafrechtsprofessoren um den Passauer Holm Putzke gestanden, erklarte Anette Milk. Diese hatten vor zwei Wochen laut eines Berichts des Spiegel erklart, Anzeige gegen unbekannt erstattet und sie bei Staatsanwaltschaften im Bezirk jeder Diozese eingereicht zu haben. Den Eingang einer solchen Anzeige konne sie fur Essen bislang nicht berstatigen, sagte die Behordensprecherin.

Das Bistum Essen hat seit seiner Grundung 1958 nach eigenen Angaben „mindestens 85 Opfer von sexuellen Ubergriffen“ und 60 beschuldigte Geistliche verzeichnet. 19 Priester seine verurteilt worden: sieben von ihnen straf- und kirchenrechtlich, vier nur strafrechtlich und acht nur kirchenrechtlich. Fur die anderen 41 Priester gebe es ernstzunehmende Hinweise auf Missbrauchstaten, so das Bistum.

Im Zusammenhang mit der im September veroffentlichten Missbrauchsstudie hatten Kritiker der katholischen Kirche immer wieder vorgeworfen, der Justiz keine Akteneinsicht zu gewahren. Der Missbrauchsbeauftragte der Bischofskonferenz, der Trierer Bischof Stephan Ackermann, und etliche Bistumer haben „volle Kooperationsbereitschaft“ mit der Justiz angekundigt. Dem „Spiegel“ (Samstag) sagte Ackermann jetzt, man wolle die Archive fur unabhangige Fachleute offnen: „Es ist klar, dass die nun folgende Aufarbeitung keine interne Sache mehr sein kann.“ Uber das Thema wollen die Bischofe auch zu Wochenbeginn wahrend ihres Treffens beim Standigen Rat in Wurzburg beraten.

 

 

 

 

 




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