Mensch, was bin ich tolerant!

DEUTSCHLAND
Zeit

Für Abweichler war das Leben in der Katholischen Kirche nie ein Zuckerschlecken. Früher, als die Zeiten noch rauer und die Strafen drakonischer waren, wurden sie mit Schimpf und Schande verbannt oder gar verbrannt. Heute, da die Kirche milder geworden ist, tut’s die Exkommunikation. Allerdings wurde die Spezies der Abweichler immer eindeutig und von höchster Stelle definiert: Wer nicht mitzog, der war draußen; wer die Lehrmeinung nicht vertrat, der gehörte nicht dazu. Soweit so klar. Dachte man.

Aber nachdem jetzt das Unerhörte geschehen ist und ein päpstlicher Kammerherr vatikanische Geheimnisse ausplauderte, verschieben sich die Fronten. Es scheint kein römisches, sondern ein europäisches Phänomen zu sein. Neulich auf dem Katholikentag in Mannheim gab es eine ganz andere, geradezu inverse Spezies von Abweichlern zu entdecken: Nämlich die, die die Lehrmeinung der Katholischen Kirche voll vertrat – und gerade deswegen ausgebootet wurde. Eine Spezies, die nicht gegen die Amtskirche ankämpfte, sondern gegen die Hardcore-Toleranten. Denn diese hielten das Mantra der Toleranz derart hoch, dass sie abweichende Meinungen nicht tolerieren konnten.

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