Eklatantes Systemversagen

DEUTSCHLAND
Frankfurter Rundschau

Die katholische Kirche fürchtet wieder einmal sehr wohl die Wahrheit – und gibt im Zweifel dem Selbstschutz den Vorrang vor Selbstkritik und Transparenz.

Die Kirche fürchtet gewiss nicht die Wahrheit. Diesen Satz formulierte Johannes Paul II. im Jahr 1999, vor dem Missbrauchsskandal und mit Blick auf die Öffnung der vatikanischen Archive für die Historiker. Er versah sein beherzt-trotziges Bekenntnis zur Quellenforschung denn auch mit einem wichtigen Nebensatz: keine Furcht vor der Wahrheit, fuhr der Papst fort, „die aus der Geschichte kommt“. Was aber, wenn die unangenehmen Wahrheiten an die Gegenwart heranreichen und Funktionäre betreffen, die bis heute in Ämtern und Würden sind? Gilt dann weiter die Schotten-dicht-Doktrin? Verdrängen, leugnen und beschwichtigen Bischöfe dann weiter so, wie Johannes Paul II. höchst persönlich es tat, als Missbrauchsvorwürfe gegen den Gründer der „Legionäre Christi“ laut wurden, einer vom Papst stark geförderten Ordensgemeinschaft?

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