Ästhetik der Bescheidenheit

DEUTSCHLAND
Frankfurter Allgemeine

Kein Papst „darf in die Fußstapfen seines Vorgängers treten“, sagt der Chef der Glaubenskongregation, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller in Rom. Jeder müsse sich treu bleiben; denn theologisch beziehe sich der vom Heiligen Geist jeweils neu berufene Papst direkt auf Petrus, „den Fischer mit Stärken und Schwächen, den Jesus rief, um die Kirche aufzubauen“. Mithin folge Franziskus, früher Erzbischof von Buenos Aires, „nur chronologisch“ auf Benedikt, sagt der ehemalige Bischof von Regensburg, den Franziskus seit seiner eigenen Wahl am 13. März als Chef der wichtigsten Kongregation schon oft empfing. Müller sieht bei Franziskus Neuerungen in der Form, so bei der Kleidung oder bei einer offeneren Sprache wie jetzt über Korruption und eine homosexuelle Seilschaft an seiner Kurie. Gleichzeitig gebe es theologisch aber Kontinuität. Die derzeit in manchen EU-Staaten eingeführte Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften verurteilt Müller als „Anschlag auf die Ehe“. Man werde „Homosexuellen nicht gerecht, wenn man die Ehe zwischen Mann und Frau relativiert“.

Als schönes Zeichen theologischer Kontinuität beschreibt der 1947 in Mainz-Finthen geborene Müller die Enzyklika zu Glauben und Verkündigung, die Franziskus bald veröffentlichen werde; „unabhängig, von wem die Einzelteile genau entworfen wurden“, sagt Müller und geht so auf den Text ein, den Papst Benedikt XVI. nach Angaben von Vatikansprecher Federico Lombardi weitgehend abgeschlossen hatte, bevor er am 28. Februar zurücktrat. Einer Bischofssynode sagte Franziskus dieser Tage: „Dies ist eine Enzyklika, die von vier Händen geschrieben wurde, denn Papst Benedikt begann sie und gab sie dann mir. Ein starkes, schönes Dokument, das uns allen helfen wird. Das meiste war seine Arbeit, ich habe sie abgeschlossen.“

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