Der Schatten des Saubermanns

DEUTSCHLAND
Tages Anzeiger

Papst Franziskus stellt die von ihm initiierte Kurienreform unter das Leitwort «Absolute Transparenz». Jetzt scheint sich das Ideal gegen einen der prominentesten Reformkardinäle zu kehren: gegen George Pell, 73 Jahre alt, ehedem Erzbischof von Sydney, seit Februar 2014 Chef des neuen vatikanischen Wirtschaftssekretariats und damit Finanzminister des Vatikans. Pell ist einer der neun Kardinäle des von Franziskus geschaffenen K9-Rates, der die Kurie transparent und effizient reformieren soll.

Zum Reformprojekt gehört auch die neu eingerichtete Kinderschutzkommission mit der Aufgabe, den Missbrauch Minderjähriger in der Kirche effektiver zu verhindern und die Aufklärung von Delikten zu beschleunigen. Zwei der siebzehn Mitglieder sind selber Missbrauchsopfer. Eines von ihnen, der Brite Peter Saunders, hat nun Pell im australischen Fernsehen bezichtigt, dieser habe als früherer Erzbischof von Melbourne und Sydney zu Fällen von sexuellem Missbrauch durch Priester geschwiegen und Täter gedeckt. Pell sei «kalt, hartherzig, fast soziopathisch» und wegen seiner Rolle im australischen Missbrauchsskandal unhaltbar. Kurzum: Papst Franziskus solle den Kardinal, der stets als Saubermann in Sachen Kirchenmoral auftritt, aus dem Vatikan entfernen.

Note: This is an Abuse Tracker excerpt. Click the title to view the full text of the original article. If the original article is no longer available, see our News Archive.