DEUTSCHLAND
Zeit
Von Katja Bernardy und Hannes Leitlein
3. Mai 2017
[His pastor should abused him but he cannot prove it. How is the church to deal with a suspected perpetrator who has abused but has never been condemned. It is a delicate case in the Trier diocese.]
Im Frühjahr 2006 kauft Michael W. eine Prepaidkarte, um den Priester Otmar M. telefonisch anzuzeigen. W. will unerkannt bleiben, er hat Angst. Was, wenn am Ende Aussage gegen Aussage steht? Wenn sich das Blatt wendet und der Pfarrer ihn wegen Rufmords anzeigt und er, das Opfer, als Täter dasteht? Michael W. wählt die Nummer der Pressestelle des Landeskriminalamtes in Saarbrücken. Am Telefon beschuldigt er Priester Otmar M., ihn seit 1998 mehrfach sexuell belästigt zu haben. Er erzählt seine ganze Geschichte, nennt Orte, Namen, kommt ins Reden – und verplappert sich. Sein Plan, anonym zu bleiben, geht schief. Die Frau am Telefon versichert ihm, die Zuständigen zu informieren. Die Staatsanwaltschaft leitet ein Ermittlungsverfahren gegen Pfarrer M. ein. Wenige Monate später wird das Verfahren wegen Verjährung eingestellt.
Sieben weitere Male ist Pfarrer M. seitdem bei der Staatsanwaltschaft angezeigt worden, zweimal vom Bistum Trier selbst. Die Vorwürfe reichen von illegalem Waffenbesitz bis zum schweren sexuellen Missbrauch einer Grundschülerin. Zu einer Anklage ist es nie gekommen. Alle Verfahren wurden inzwischen von der Staatsanwaltschaft Saarbrücken eingestellt – das letzte Anfang April 2017 –, weil entweder die mutmaßliche Tat zu lange zurück lag oder der Anfangsverdacht keine Anklage rechtfertigte oder die Staatsanwaltschaft eine Verurteilung für unwahrscheinlich hielt. Kirchenintern dauern die Ermittlungen noch an.
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