| Staatsakt Fur Missbrauchsopfer
katholisch
November 18, 2016
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Mit einem Staatsakt haben Staat und katholische Kirche in Osterreich bei Opfern von Missbrauch um Entschuldigung gebeten. Viel zu lange sei verharmlost, vertuscht, verleugnet und weggeschaut worden, sagte Kardinal Christoph Schonborn am Donnerstagabend im Parlament in Wien. "Ich bitte um Entschuldigung", so Schonborn an die Adresse der 250 Missbrauchs-Betroffenen, die bei der Veranstaltung zugegen waren. Wir haben in der Kirche wie auch im Staat zu lange weggeschaut. Wir haben vertuscht, wir haben, wenn Missbrauch bekannt geworden ist, Leute versetzt und nicht abgesetzt", so der Wiener Erzbischof. "Fur diese Schuld der Kirche stehe ich heute vor ihnen und sage: Ich bitte um Vergebung."
Mit dem Staatsakt wollten Staat und Kirche eine gemeinsame "Geste der Verantwortung" fur jenes Unrecht setzen, das Heimkinder in den vergangenen Jahrzehnten in staatlichen und kirchlichen Einrichtungen in Osterreich erlitten haben. Das osterreichische Fernsehen ubertrug live. Bereits zuvor hatte Schonborn dazu gemahnt, das Thema Kindesmissbrauch nicht mehr zu verdrangen. Es sei wichtig, dass es aus dem offentlichen Bewusstsein nie wieder verschwinde. "Und auch nicht aus dem Bewusstsein der Kirche".
Nationalratsprasidentin Doris Bures betonte ebenfalls, einen Schlussstrich durfe es nicht geben. Vielmehr wollten Staat und Kirche "gemeinsam das Unrecht benennen, anerkennen und ihre Schuld eingestehen". An die anwesenden Missbrauchsopfer gewandt fugte Bures hinzu: "Was Ihnen widerfahren ist, ist eine Schande fur unser Land. Ich stehe hier und schame mich dafur." Bundeskanzler Christian Kern (SPO) sprach von einem der "finstersten Kapitel" in der Geschichte Osterreichs. Er rief dazu auf, den Betroffenen zuzuhoren und sich generell dort einzumischen, wo Unrecht geschehe. "In Osterreich mussen Menschenrechte und Wurde im Mittelpunkt stehen."
Bundesratsprasident Mario Lindner hob den Mut jener Missbrauchs-Opfer hervor, die sich in den vergangenen Jahren zu Wort gemeldet und somit "den Mantel des Schweigens geluftet" hatten. Erst Dank der Erzahlungen ihrer Erlebnisse seien ihre Geschichten und ihr Schmerz nun bekannt. Zentraler Programmpunkt waren von Schauspielern vorgetragene Berichte von Betroffenen, die stellvertretend fur das Schicksal Tausender Kinder in staatlichen und kirchlichen Heimen stehen sollten. Dazu wurden Texte aus Forschungs- und Kommissionsberichten vortragen. (KNA)
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