Dass sie mich wieder zu packen kriegen

DEUTSCHLAND
Frankfurter Allgemeine

Zehntausende Opfer, so eine unabhängige Untersuchungskommission, habe der Missbrauch von Kindern in den Niederlanden gefordert; Tausende Kinder seien vergewaltigt worden, und die kirchliche Hierarchie habe Täter systematisch geschützt und die Reputation der Kirche über das Leid der Opfer gestellt. Als wären die Folgerungen der „Deetman-Kommission“, geleitet von einem protestantischen Politiker, für Hollands Katholizismus noch nicht vernichtend genug, gerät nun ein weiterer furchtbarer Aspekt katholischer Sexualpolitik ins Gesichtsfeld: Zeitzeugen melden den Fall eines jungen Mannes, der in den fünfziger Jahren seine sexuelle Ausbeutung in einem katholischen Heim bei der Polizei anzeigte, danach in eine katholische Klinik eingewiesen und schließlich als Minderjähriger kastriert wurde. Die Begründung damals: Der Junge habe als perverser Homosexueller die Patres verführt.

Warum es bis heute dauerte, dass die Geschichte von Henk Heithuis an die Öffentlichkeit kam, liegt an der Mutlosigkeit zweier Zeugen. Inzwischen um die achtzig Jahre alt, beteuern die Brüder Cornelius und Ijsbrand Rogge, dass sie schon Ende der fünfziger Jahre die Kastration von Heithuis vor Gericht und in die Medien bringen wollten. Doch erst verhinderte der mysteriöse Tod des Missbrauchsopfers bei einem Verkehrsunfall geplante Veröffentlichungen; auch die Justiz unternahm keine weiteren Schritte. Danach habe ihnen niemand glauben wollen. Erst die Sensibilität nach dem Deetman-Bericht brachte die Brüder Rogge dazu, Dokumente und Erinnerungen zum Fall Heithuis der Zeitung „NRC Handelsblad“ zur Auswertung zu übergeben.

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