Meine grausame Kindheit

OSTERREICH
der Standard

Leopold Federmair, 20. April 2012

Müssen wir denn kämpfen? Brauchen wir den Widerstand? Ich gestehe, Mutter, ich bin missbraucht worden. Meine Erfahrungen mit Klosterbrüdern und dem schwulen Fußballtrainer

Warum nicht ich? Diese Frage stelle ich mir im Nachhinein, Jahrzehnte später, jetzt, wo alle von dem reden, worüber jahrzehntelang niemand zu reden wagte, auch nicht die Opfer, die Geschädigten oder die, die im Nachhinein einen Grund dafür finden, warum es ihnen im Leben schlecht ergeht. Der Mönch, der sie im Kindesalter missbraucht hat, ist schuld. Da ist ihnen unverhofft eine Erklärung zugeflogen, die immer in Reichweite war.

Ich bin nicht missbraucht worden. Warum nicht? – Ja, hätte dir das denn gefallen? Auch die Gegenfrage muss ich mir stellen, auf die weiß ich sogar eine Antwort (aus Schaden wird man klug): Nein, das hätte mir nicht gefallen. Der alte Mann, den alle aus Scham, oder weil es die Rechtsprechungsgepflogenheiten so wollen, Pater A. nennen, leitete damals den Knabenchor, und ich hätte in diesem Chor gern mitgesungen. Der Pater, auch als Musiklehrer tätig, nahm mich nicht auf, obwohl ich, wenn ich mir alte Fotos ansehe, doch ein hübscher Junge mit weichen Zügen war: genau die Art, die nach dem Geschmack von Pädophilen vom Schlage des Paters sind.

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